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Theatersaal Gera. Foto: TPT Thüringen
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Theaterreform Thüringen: Herausforderung zwischen Flächentarifvertrag und Strukturbrüchen

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Staatsminister Hoff und Teilnehmer der Podiumsdiskussion wurden im Konzertsaal Gera deutlicher als in Altenburg. Roland H. Dippel verfolgt für uns die aktuelle Entwicklung in Thüringen.

Es war im Konzertsaal Gera am 8. Dezember die zweite Podiumsdiskussion über Theater und Philharmonisches Orchester Thüringen Altenburg-Gera (TPT) nach der in Altenburg am 1. Dezember. Staatsminister Benjamin-Immanuel Hoff (Kultur-, Bundes- und Europaangelegenheiten) erörterte mit den gleichen Protagonisten in der zweiten Runde das Konzeptpapier „Perspektive 2025“ aus der Thüringer Staatskanzlei. Der Konzertsaal Gera war voll zur zweiten Podiumsdiskussion um TPT, das einzige Fünfspartentheater Thüringens. Auf dem Podium saßen Volker Arnold (Geschäftsführer TPT), Andreas Böttger (Betriebsratsvorsitzender TPT), OB Dr. Viola Hahn (Gera), Helga Klinger (Theater- und Konzertfreunde Gera), Kay Kuntze (Generalintendant TPT), Michaele Sojka (Landrätin Altenburger Land), OB Michael Wolf (Altenburg) und Marian Riedel (Moderation).

„Perspektive 2025“

Der Entwurf „Perspektive 2025“ ist gedacht als Beitrag zu Personalstabilität und Aktionsspielraum für die Theater und Orchester im Freistaat Thüringen von 2017 bis 2024. Im März 2016 soll es ernst werden: In Gera sind bereits seit 1990 gewaltige Verluste zu verschmerzen, die dem Personalbestand eines eigenen großen Theaters gleichkommen.

Stirbt die Klassik mit oder vor der Region Ostthüringen?

Minister Hoff beabsichtigt mittelfristige Struktur- und Bestandssicherheit für die Institutionen, für die Angestellten die Überleitung der niedrigdotierten Haus- in Flächentarifverträge mit einheitlicher Gehaltsstaffelung. Orchestervorstand Hendrik Schnöke entwarf dagegen erneut das Szenarium eines in seinem Kulturauftrag gehandicapten Philharmonischen Orchesters, falls die angedachte Kooperation mit der Philharmonie Jena zu einem weiteren Stellenabbau auf 60 bis 66 Musiker führen würde. GMD Laurent Wagner befürchtet einen seiner Education-Kapazitäten beraubten Klangkörper und dass Musikhochschulen in Zukunft fast nur arbeitslose Absolventen produzieren. Stirbt die Klassik mit oder vor der Region Ostthüringen? Dieses Szenarium schwebte unausgesprochen im Raum bei Laurent Wagners Worten.

Ende der Selbstausbeutung gefordert

Von Seiten der Politik wünscht man sich Kulturbetriebe mit überregionaler Ausstrahlung, Sponsoring-Initiativen und tourismuskompatibler Vernetzung. TPT-Betriebsrat Andreas Böttger listete dagegen die derzeitigen Lücken im Stellenplan: Drei Dramaturgien, vier künstlerische Mitarbeiter, Positionen in den Gewerken, die Aufstockung des einzigen Staatsballetts in Thüringen von 22 auf 36 Tänzer u. v. a.. Und Böttger forderte das Ende der Selbstausbeutung in allen Abteilungen. Das eigene Leistungsspektrum von TPT spricht für sich, auch ohne Spiegelung an den Zahlen von Nationaltheater und Staatskapelle Weimar.

Für Altenburg wird gerade eine eigene Theaterpädagogik-Stelle, dazu eine Crowdfounding-Position für beide Spielstätten eingerichtet. Die Kapazitäten von Generalintendant Kay Kuntze und dem Kaufmännischen Geschäftsführer Volker Arnold sind damit am Limit.

Die amtierenden Oberbürgermeister Dr. Viola Hahn (Gera) und Michael Wolf (Altenburg) legten ein eindeutiges Bekenntnis zu TPT ab, das Landrätin Michaele Sojka (Altenburger Land) mit ihrem Ausblick auf kaum vermeidbare Verringerungen des Personals ergänzte. Dass einige Landkreise des Einzugsgebiets wenig oder gar nicht an der Mitfinanzierung mitwirken, macht die wirtschaftliche Situation nicht einfacher. Langjährige Besucherinnen fanden bewegende Worte für die Qualität ihres Theaters in schwieriger Zeit.

Unverzügliche Sicherung der Kultureinrichtungen durch Flächentarifverträge gefordert

Mike Huster (Mitglied des Thüringer Landtags) forderte aus dem Auditorium die unverzügliche Sicherung der Kultureinrichtungen durch Flächentarifverträge, um dem TPT Stabilität über die für 2019/20 prognostizierten Strukturbrüche hinaus Kontinuität zu geben. Ostthüringen steht vor unabwägbaren Herausforderungen durch den demographischen Wandel in naher Zukunft, bei dem TPT als Imagefaktor und Attraktivitätskick einen großen Auftritt haben könnte. Es gab keine Meldungen vom Musiktheater und vom Staatsballett. Das Schauspiel wurde entschuldigt aufgrund von Proben für das Sonderprojekt „Was hat der Flüchtling mit meiner Rente zu tun?“ (am 16. Dezember, 19.30 Uhr Theater Altenburg).  

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