Hauptbild
Die Konstantin-Basilika in Trier. Foto: Wikimedia
Die Konstantin-Basilika in Trier. Foto: Wikimedia
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Trierer Konstantin-Basilika erhält eine neue Hauptorgel - Land gibt Millionen-Zuschuss

Publikationsdatum
Body

Trier - Imposante Leere empfängt den Besucher, dessen Blick durch den 33 Meter hohen Raum zum rund 60 Meter entfernten Altar schweift. Unverstellte Sicht und erdrückende Schlichtheit dominieren das Innere des Monuments. Die Konstantin-Basilika gilt als der größte säulenlose Raum der Antike, der bis heute erhalten blieb. Wollten die Trierer ihr Wahrzeichen, die Porta Nigra verstecken, böte die Basilika ausreichend Platz.

Soweit wird es nicht kommen, doch die Dimensionen des Projekts, das in den kommenden Jahren realisiert werden soll, sind ebenfalls beachtlich: Bis 2014 wird der Orgelbauer Eule aus Bautzen für die Basilika eine neue Hauptorgel errichten: Mit 87 Registern, mehr als 6.000 Pfeifen und rund 32 Tonnen Gewicht wird das Instrument im Westen von Rheinland-Pfalz seinesgleichen suchen. Die nur wenige hundert Meter entfernte Schwalbennestorgel des Trierer Doms etwa zählt «nur» 67 Register und etwa 5.600 Pfeifen. Martin Bambauer spricht denn auch von der «größten Orgel in einem Kirchenraum im Raum Trier», die schon bald Konturen annehmen wird.

Instrument kostet 3,1 Millionen Euro
Bambauer ist Kantor und Organist der Evangelischen Kirchengemeinde Trier, deren Hauptkirche die Basilika ist. Vor einem Vierteljahrhundert wurde die einstige römische Palastaula von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Was einst den Kaisern gehörte, befindet sich heute im Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz. Insgesamt 2,8 der voraussichtlich rund 3,1 Millionen Euro, die das Vorhaben kosten wird, fließen aus Mainz. Die restlichen 300.000 Euro werde man durch Spenden aufbringen, versichert Pfarrer Jörg Weber, Sprecher des Evangelischen Kirchenkreises: «Das heißt, dass keine eigenen Kirchensteuermittelfür die Orgel verwendet werden.»

Dass die Konstantin-Basilika eine neue Orgel erhält, während in einem anderen Teil Triers schon bald eine der wenigen evangelischen Kirchen der Stadt einem rigiden Sparkurs zum Opfer fallen wird, stößt bei manchen Gläubigen auf Unverständnis. Ob es denn angebracht sei, «so viel Geld für eine Orgel auszugeben», fragt auch Superintendent Christoph Pistorius, um sogleich seine Antwort zu geben: «Die Frage nach dem Stellenwert von Kultur und Kult ist so alt wie die Menschheit und sie begleitet grundsätzlich jedes Orgelprojekt». Orgeln stünden «sichtbar und hörbar für das Dennoch unseres Glaubens».

Vonseiten der Landesregierung verweist man darauf, dass die Zusage über die Beteiligung an der Finanzierung der Orgel «bereits im Jahr 2006, also weit im Vorfeld der Wirtschafts- und Finanzkrise» gegeben wurde. «Das Projekt wurde dann im Landeshaushalt veranschlagt und wird nun umgesetzt», erklärte ein Sprecher des Mainzer Finanzministeriums auf dapd-Anfrage.

Stuttgarter Entwurf überzeugte Jury
Tatsächlich sind die Weichen für den Orgelneubau gestellt. Nachdem Denkmalpflege und Unesco grünes Licht gaben, erhielt das sächsische Traditionsunternehmen Eule den Zuschlag für den Bau des Instruments. Das Stuttgarter Büro Auer + Weber + Assoziierte überzeugte mit seinem gestalterischen Entwurf. Dieser werde der «Klarheit und Kargheit» des Raumes gerecht, lobte die Wettbewerbsjury.

Läuft alles nach Plan, wird die neue Orgel an Weihnachten 2014 erstmals erklingen. Dann werde man über ein «dem Stellenwert dieser evangelischen Hauptkirche angemessenes Instrument verfügen, in das die Erkenntnisse einer intensiven Auseinandersetzung mit der Klanglichkeit und Technik des Orgelbaus und der Orgelliteratur von der Romantik bis zur Gegenwart einfließen», sagt Bambauer. Ein «solch genuin symphonisches Instrument, das zentrale Wesenszüge der drei prägendsten Orgellandschaften seit der Romantik - Deutschland, Frankreich, England - in sich vereint, ist in der Großregion Trier einzigartig», schwärmt der Kantor, der noch in anderen Dimensionen argumentiert: Mit der neuen Orgel werde der Wiederaufbau der 1944 bei Luftangriffen zerstörten Basilika endgültig abgeschlossen.

 


 

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!