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16.9.: Kulturpolitik aktuell +++ Kulturpolitik aktuell +++

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+++ Abgesang in Moll? - Dortmund fürchtet um seine Musikhochschule - Reformpläne des Landes gefährden Entwicklung des Musikstandortes +++ Sofothilfe beginnt - Kultureinrichtungen erhalten drei Millionen Euro +++

Abgesang in Moll? - Dortmund fürchtet um seine Musikhochschule - Reformpläne des Landes gefährden Entwicklung des Musikstandortes
Ein neues Konzerthaus, eine namhafte Operndirektorin, eine gewichtige Station im Reigen der Ruhr-Triennale. Dortmund scheint sich derzeit zu einem bundesweit bedeutenden Standort für klassische Musik zu entwickeln. Wenn da nicht der Plan wäre, die Musikhochschule in der Westfalenmetropole zu schließen. Das sieht zumindest ein Kommissionsbericht zur Reform der
nordrhein-westfälischen Musikhochschulen vor. Die Landesregierung hatte die Studie in Auftrag gegeben, um die Ressourcen der Musikhochschullandschaft künftig besser zu nutzen.
Die Kommission empfiehlt, dass sich die Dortmunder und Münsteraner Abteilungen von der Musikhochschule Detmold trennen. Anschließend könnten sie im besten Fall organisatorisch von den beiden Universitäten übernommen werden und in einem gemeinsamen musikpädagogischen Institut fusionieren. Als andere Option schlägt die Kommission die Auflösung der Dortmunder Musikhochschule mit ihren
derzeit 250 Studenten vor. Die Lehrkräfte müssten dann an die Musikhochschule Düsseldorf wechseln.
Gegen diesen Vorschlag massiert sich derzeit Protest in Dortmund. In einem offenen Brief wiesen Stadtverwaltung, Kommunalpolitiker, Wirtschaftsvertreter und Kulturschaffende die Strukturempfehlungen der Kommission zurück. «In einer Stadt, in der ein solches Konzerthaus eröffnet wird, wäre der Abzug der Musikhochschule das falsche Signal», kritisiert Kulturdezernent Jörg Stüdemann. Die Schließung der Dortmunder Hochschule sei angesichts der «optimalen Voraussetzungen» geradezu widersinnig.
Dass sich die Struktur der musikpädagogischen Einrichtungen in NRW ändern muss, räumt der Dortmunder Kulturdezernent ein. «Der Expertenbericht hat durchaus die richtige Ausrichtung: die Parallelität der Lehrangebote muss abgebaut und mehr Flexibilität bei den Studienangeboten entwickelt werden», gesteht Stüdemann. Allerdings seien die Empfehlungen zum Erreichen dieses Ziels aus Sicht des Dortmunder Standortes «enttäuschend» und schlicht unverständlich.
So ist es nach Ansicht des Dezernenten etwa möglich, dass die Dortmunder Musikhochschule enger mit der Essener Folkwang-Schule zusammenarbeitet. «Da gibt es durchaus Gesprächsbereitschaft», sagt Stüdemann. Zudem sei es zum Beispiel denkbar, dass die Ausbildung der Kirchenmusiker künftig nach Dortmund verlegt wird.
Bildungsministerin Gabriele Behler (SPD) will mit der Reform «eine zeitgemäße Ausbildung von Musikern» erreichen. Studienkonzepte müssen nach ihrer Ansicht den modernen Erfordernissen des sich wandelnden Musiklebens angepasst werden. Die Hochschulen müssten bereit sein, sich auch für andere Felder zu öffnen, da ein Stellenabbau in traditionellen Bereichen wie Orchestern, Opernhäusern, Musikschulen und Kirchen einen Zuwachs in neuen Bereichen wie freien Ensembles, Rock- und Popmusik oder Internetmusik gegenüberstehe, erklärte die Kommission in ihrem Bericht.
Die Landesregierung hat den Kommissionsplan in der vergangenen Woche den zuständigen Gremien des Landtags vorgelegt. Nach Angaben eines Sprechers sollen im kommenden Wintersemester mit jeder Musikhochschule Perspektivgespräche über die Zukunft der Einrichtungen stattfinden. Im Frühjahr 2003 ist geplant, das Ergebnis vorzulegen.
Nach Angaben der Landesregierung sind derzeit rund 4500 Studenten an den nordrhein-westfälischen Musikhochschulen eingeschrieben. Mit rund 50 Millionen Euro unterstützt das Land die Schulen. Diese Ressourcen sollen nach Angaben Behlers auch nach der Reform nicht in größerem Umfang beschnitten, allerdings in Zukunft besser genutzt werden. Und da sehe die Ministerin bei den Hochschulen noch einen «großen Reformbedarf».

Sofothilfe beginnt - Kultureinrichtungen erhalten drei Millionen Euro
Das Hochwasser hat an den Kunst- und Kultureinrichtungen in Sachsen einen Gesamtschaden von rund 84 Millionen Euro hinterlassen. Um Spiel- und Publikumsbetrieb zumindest provisorisch wiederherzustellen, hat der Freistaat am Montag mit der Verteilung der Bundes-Soforthilfe von drei Millionen Euro begonnen.
Entsprechende Bewilligungsbescheide gehen an 30 Einrichtungen, wie das Kunstministerium in Dresden mitteilte. Die Höhe der Hilfe orientiere sich am jeweiligen Gesamtschaden.
So erhalten die staatlichen Kunstsammlungen, die Semperoper und das Dresdner Staatsschauspiel je 500 000 Euro. Je 200 000 Euro gehen an die Theater in Döbeln und Meißen. Das Kloster Buch bei Leisnig erhält 40 000 Euro.
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