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23.9.: kulturfinanzierung aktuell +++ kulturfinanzierung

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Virtueller Rundgang durch Anna Amalia Bibliothek soll zum Spenden animieren +++ Verbände fürchten Folgen der Kulturkürzungen in Niedersachsen +++ Berliner carrousel-Theater wird entschuldet


Virtueller Rundgang durch Anna Amalia Bibliothek soll zum Spenden animieren
Weimar (ddp-lth). Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek kann virtuell in ihrem Zustand vor dem verheerenden Brand besichtigt werden. In 15 3-D-Bildern lasse sich die Pracht der Bibliothek im Internet nachempfinden, teilte die Sparkasse Mittelthüringen am Donnerstag in Weimar mit. Zugleich werde aber auch der große Verlust deutlich. Die Panoramabilder zeigen die drei Ebenen des Rokokosaals sowie den Bücherturm, der nicht vom Feuer beschädigt wurde. Es würden auch Bereiche gezeigt, die für den Besucher nicht zugänglich waren. Während der Ladezeiten der Bilder werde die Spendenkontonummer eingeblendet.
Dieter Bauhaus, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mittelthüringen sagte, die Bilder seien eher ein Zufallsprodukt. Angeregt durch den 3-D-Rundgang durch die Maria-Pawlowna-Ausstellung sei die Idee entstanden, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ebenfalls virtuell aufzubereiten. Die Bilder entstanden im August und seien somit eines der letzten Dokumente der Bibliothek vor dem Brand. Durch das Feuer hätten die Aufnahmen nun eine neue Bedeutung gewonnen.
Auch Hellmut Seemann, Präsident der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen schätzt die Aufnahmen als sehr wichtig ein. Sie würden bei der Sanierung des Rokokosaals helfen. Eine Fortsetzung mit Aufnahmen nach dem Brand sei geplant. Er hoffe auf ein «vorher, nachher, nachher», sagte Seemann.
Die Sparkasse Mittelthüringen und die Klassik-Stiftung wollen durch den virtuellen Rundgang weitere Unterstützung und Spender gewinnen. Zum Zwiebelmarkt sei außerdem ein Schauprägen vor der Anna Amalia Bibliothek geplant.
Nachtrag:
Rund drei Wochen nach dem Brand in der Weimarer Anna Amalia Bibliothek sind am Donnerstag überraschend weitere historische Bücher unter Geröll entdeckt worden. Die stark beschädigten Bücher seien bei den Aufräumarbeiten in einer rund 40 Zentimeter tiefen Spalte zwischen der historischen Bibliothek und ihrem Anbau entdeckt worden, sagte eine Sprecherin der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen. Sie würden in mehrere Kisten verpackt noch am Abend nach Leipzig zum Einfrieren gebracht.
http://www.anna-amalia-bibliothek.de/3d


Verbände fürchten Folgen der Kulturkürzungen in Niedersachsen
Hannover (ddp-nrd). Die von der Landesregierung beschlossenen Kürzungen in der Kulturförderung werden nach Ansicht von Kulturverbänden zum Teil dramatische Auswirkungen haben. Zwar sei der «Flächenbrand ausgeblieben», doch stelle sich die Situation insgesamt nur «marginal besser» dar, sagte Kirsten Haß, Sprecherin des Arbeitskreises Niedersächsischer Kulturverbände (akku), am Mittwoch in Hannover. Durch die Regionalisierung der Kulturmittel der Bezirksregierungen werde es mit der Aufhebung der Spartenbindung nun zu einem Verteilungskampf zwischen den Einrichtungen kommen.
Durch die Kürzung der Kulturförderung stünden für die freien Theater künftig nur noch 380 000 statt 582 000 Euro zur Verfügung. Zusammen mit der Kürzung der Spielbankmittel bedeute dies, dass künftig nur noch 10 bis 15 Theaterprojekte statt bisher durchschnittlich 26 pro Jahr gefördert würden.
Gerd Dallmann, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur (LAG), befürchtet durch die Kürzungen vor allem für Einrichtungen in kleinen und mittleren Städten den «Tod auf Raten». «Uns fehlen künftig fast 700 000 Euro», sagte Dallmann. Mit den von Kulturminister Lutz Stratmann (CDU) festgeschriebenen 1,28 Millionen Euro für 2005 könnten keine notwendigen Umbaumaßnahmen mehr finanziert werden. Die Einrichtungen müssten nun ihre Bemühungen um Sponsoren vor Ort weiter verstärken. «Aber ein Rettungsanker wird das nicht sei», fügte Dallmann hinzu.
Die Landesregierung hatte am Dienstag eine Einsparung in der Kulturförderung von 2,6 Millionen Euro beschlossen. Die staatlichen Kultureinrichtungen müssen mit 1,2 Millionen Euro weniger auskommen. Die so genannte freie Kultur erhält 1,4 Millionen Euro weniger als bisher. Ursprünglich waren Kürzungen von bis zu 8 Millionen Euro befürchtet worden.
s. auch: http://nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=814…

Berliner carrousel-Theater wird entschuldet
Berlin (ddp-bln). Das vom Aus bedrohte carrousel-Theater in Berlin-Lichtenberg ist gesichert. Der parlamentarische Hauptausschuss habe die gesperrten Haushaltsmittel für 2005 freigegeben, sagte am Donnerstag PDS-Kulturexperte Wolfgang Brauer. Zugleich sei die Entschuldung des Hauses an der Parkaue beschlossen worden. Die Kinder- und Jugendbühne hatte Ende 2003 ein Defizit von 5,2 Millionen Euro. Dem stand ein jährlicher Landeszuschuss in annähernd gleicher Höhe gegenüber. Ursprünglich war in der rot-roten Koalition eine Halbierung der Zuwendungen erwogen worden, um Kosten zu sparen.
Nach dem von Kultursenator Thomas Flierl (PDS) und Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) erarbeiteten Entschuldungsplan soll das Theater jetzt «schrittweise und zu gleichen Teilen» aus Mitteln beider Verwaltungen entschuldet werden, wie Brauer sagte. Bestandteil des Konzepts sei die Übernahme der Mietkosten für die bislang nicht nutzbaren Räume der Deutschen Mediathek im Filmhaus am Potsdamer Platz von jährlich 400 000 Euro durch den Bund. Das Land Berlin müsse im Gegenzug für den Ausbau der Räume aufkommen, der aus Mitteln der Deutschen Klassenlotterie und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert werden solle. Außerdem hat der Ausschuss nach Angaben Brauers der Neubesetzung der künstlerischen Leitung des Theaters zum 1. August 2005 zugestimmt.
Mit diesen Entscheidungen bleibe die Bühne künstlerisch und wirtschaftlich eigenständig, betonte der PDS-Politiker. Überlegungen, sie mit anderen Häusern zusammenzuführen, seien vom Tisch.