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Saarbrücken: Intendanten werfen den Parteien kulturpolitisches Versagen vor +++ Weimar: Klassik Stiftung vor Veränderungen
Saarbrücken: Intendanten werfen den Parteien kulturpolitisches Versagen vor
Saarbrücken (ddp). Die Intendantengruppe des deutschen Bühnenvereins will «den Kulturzerstörungen der Politik entschieden begegnen». Die Geschehnisse in der Theaterlandschaft zeugten von einer neuen Dimension kulturpolitischen Versagens, heißt es in einer Resolution, die am Samstag auf der Herbsttagung der Intendantengruppe in Saarbrücken verabschiedet wurde.
Obwohl sich die künftige große Koalition darauf verständigt habe, Kultur als Staatsziel ins Grundgesetz aufzunehmen, verdiene Kulturpolitik an vielen Orten ihren Namen kaum noch, weil sie sich fast ausschließlich mit Mittelkürzungen beschäftige, kritisierte der Vorsitzende Holk Freytag.
Als Beispiele nannte er vor allem Bremen, Saarbrücken und Kiel. Das Saarländische Staatstheater etwa müsse mit einem «um sechs Millionen Euro amputierten Etat» auskommen, in Bremen werde mit der Insolvenz der Theater-GmbH gedroht. In Kiel wolle künftig der Kulturausschuss bestimmen, wer Chefdramaturg oder Chordirektor werde. Sollte es in Bremen zu keiner Lösung kommen, werde der Bühnenverein mit einer großen Protestkundgebung auf die Situation aufmerksam machen, kündigte Freytag an.
Weimar: Klassik Stiftung vor Veränderungen
Sie ist die zweitgrößte Kulturstiftung Deutschlands. Kritiker bemängelten lange Zeit ein fehlendes Konzept für die mehr als 200 Mitarbeiter umfassende Einrichtung. Nun wurde eines beschlossen.
Die Klassik Stiftung Weimar steht vor großen Veränderungen. MDR 1 RADIO THÜRINGEN berichtet, der Stiftungsrat habe ein neues Struktur- und Personalkonzept beschlossen, welches zum 1. Januar 2006 wirksam werden soll. Die derzeit 227 Mitarbeiter sollten am Freitag informiert werden. Wie Stiftungspräsident Hellmut Seemann erklärte, wird es für 30 von ihnen "große Veränderungen" geben.
Laut Konzept erhält Seemann als Präsident erheblich mehr Befugnisse. Zudem sollen in nächster Zeit zehn Schlüsselpositionen neu besetzt werden. Weiterhin soll laut Seemann der museumspädagogische Bereich zu Ungunsten der wissenschaftlichen Mitarbeiter gestärkt werden. Auch die Zahl der Restauratoren soll erhöht werden. Perspektivisch könne die Stiftung einmal 277 Stellen besetzen hieß es.
Stiftungsratsvorsitzender und Kultusminister Jens Goebel (CDU) sprach nach der Sitzung von einer einmaligen Chance für die Stiftung. Kulturstaatssekretär Knut Nevermann, der für den Bund im Stiftungsrat sitzt, konnte Sorgen zur Finanzierung der bedeutenden Stiftung nehmen. Auch im nächsten Jahr werde die Stiftung 28 Millionen Euro zur Verfügung haben, die Hälfte davon vom Bund.
Die Klassik Stiftung Weimar, zu der das Goethe-Nationalmuseum, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek und das Goethe- und Schiller-Archiv gehören, ist die zweitgrößte Kulturstiftung Deutschlands. Ihr war in der Vergangenheit immer wieder Konzeptlosigkeit vorgeworfen worden. Eine vom Kultusministerium eingesetzte Strukturkommission hatte eine mangelnde nationale und internationale Ausstrahlung moniert.
Auch jetzt gab es noch Kritik. So ist die Aufstockung im museumspädagogischen Bereich von 1,5 auf 3,5 Planstellen zu wenig, um den Bildungsauftrag der Stiftung. zu erfüllen. Inhaltliche Konzepte für Forschung, Bildung, Marketing oder Liegenschaften sollen ohnehin erst zum April 2006 vorliegen.
Quelle: mdr.de