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Alkohol- und Drogenmissbrauch in Klassikmusik-Branche wächst

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Berlin (ddp). Immer mehr Musiker der Klassikbranche konsumieren nach Beobachtungen des Musikmediziners Helmut Möller Drogen. «Meiner Erfahrung nach nehmen 25 bis 30 Prozent der Musiker regelmäßig Tabletten oder Alkohol gegen Auftrittsängste zu sich», sagte Möller der «Berliner Zeitung» (Mittwochausgabe).

Er fügte hinzu: «Es gibt Studien, die diese Zahlen stützen. Und die Tendenz ist steigend.» Möller ist Leiter des Kurt-Singer-Instituts für Musikergesundheit an der Universität der Künste Berlin.

Als Ursache für den Anstieg sieht Möller den Konkurrenzkampf unter Musikern, der sich in Deutschland in den letzten Jahren extrem verschärft habe. «Es werden einfach mehr Musiker ausgebildet, als gebraucht werden. Hinzu kommt, dass Orchester schließen oder Stellen streichen." Außerdem drängten verstärkt Musiker aus dem Ausland, vor allem aus Russland und Asien, in die Orchester. Dieser Konkurrenzdruck führe zu massiven Auftrittsängsten.

Bei etwa einem Drittel der Musiker werde durch die Angst das «Spiel einschränkt - etwa durch mangelnde Koordinationsfähigkeit der Hände oder Atemnot. Andere Auswirkungen sind Schlafstörungen, Depressionen und Angstzustände», sagte Möller, der auch Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin ist. Die meisten Medikamente seien Betablocker, um die Herzfrequenz niedrig zu halten. Psychopharmaka wie Antidepressiva würden auch immer wieder verwendet.