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Berlin (ddp-bln). Ein Ende der rechtlich unsicheren Zeit ist für Martin Woelffer nicht in Sicht. Seit 1. Juli bespielt der Intendant der Theater am Kurfürstendamm und der Komödie seine beiden Bühnen ohne Mietvertrag. Die neuen Inhaber des Kudamm-Karrees, in denen sich die beiden einst von Max Reinhardt gegründeten Theater befinden, hätten einen Verhandlungstermin platzen lassen und auf unbestimmte Zeit verschoben.
Die Planungen für die Neukonzeption des Gebäudekomplexes seien noch nicht abgeschlossen, habe der irische Projektentwickler Ballymore Properties seinen Mieter wissen lassen, sagte Woelffer der Nachrichtenagentur ddp.Der Investor ist innerhalb kürzester Zeit der dritte Eigentümer des Kudamm-Karrees mit seinen 20 Etagen auf 20 000 Quadratmetern Grundfläche. Die DB Real Estate hatte Ende 2005 die Mietverträge mit den Theatern gekündigt, um die Räume profitabler nutzen zu können, aber offensichtlich nicht mit dem massiven Protest der Berliner Kulturszene gerechnet. 2006 wurde das Gebäude an den Private Equilty Fonds Fortress verkauft, wenige Monate wechselte es für 155 Millionen erneut den Besitzer.
Ballymore Properties, die sich auch auf Anfrage mit ihren konkreten Plänen noch sehr bedeckt halten, beabsichtigen, das Kudamm-Karree mit seinen zahlreichen Büros, Ladengeschäften und Passagen umfassend umzugestalten. Dies geht nicht ohne Genehmigungsverfahren über die Bühne und an diesem Punkt glaubt Klaus-Dieter Gröhler (CDU), Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, gegenüber dem Investor genügend Druckmittel in der Hand zu haben, um diesem zu einem Erhalt der beiden Theater bewegen zu können. «Die Kudamm-Bühnen als Kulturstandort müssen in der jetzigen Form gerettet werden», betont Gröhler im ddp-Gespräch. Lösungsvorschläge, wie etwa ein Theater in den vierten Stock des Karrees umzusetzen oder nur eine mittelfristige Spielzeit zu garantieren, seien für ihn indiskutabel.
Dieser Ansicht ist auch Kulturstaatsekretär André Schmitz. Dieser hatte Anfang des Jahres auf eine Kleine Anfrage des Abgeordnetenhauses noch einmal versichert, dass sich Bezirk und Senat einig über die Bedeutung der beiden Kudamm-Bühnen seien und sich daher für deren Erhalt einsetzen werden. Bedeutung haben die beiden Anfang der 20er Jahre eröffneten Theater nicht nur aus theaterhistorischer Sicht. «Für mich sind die beiden Bühnen ein wichtiger Teil des traditionellen West-Berlins und müssten schon deshalb unter Denkmalschutz gestellt werden», sagt Schauspieler Matthias Freihof, der zur Zeit das Stück «Ganze Kerle» von Kerry Renard am Theater am Kurfürstendamm inszeniert. «Vor allem aber beleben die beiden Häuser den Kudamm jeden Abend mit rund 1400 Menschen. Ohne die wäre die City-West abends noch trostloser.»
Theaterdirektor Martin Woelffer gibt sich zuversichtlich, dass es doch noch zu einem guten Ende dieses unerfreulichen Theaters ums Theater kommt. Er plant bereits bis in die Spielzeit 2010/2011. Unter anderem stehen Inszenierungen mit Ingolf Lück, Manon Straché, Heinrich Schafmeister und Edith Hancke sowie die Uraufführung eines Heinrich Zille-Stücks mit Walter Plathe und eine Shakesepare-Komödie von und mit Katharina Thalbach auf dem Spielplan.
Axel Schock