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München: Zugabe im Deutschen Theater - Ude gibt städtischer Bühne Galgenfrist bis Ende 2004 - Verhandlungen mit Investoren gehen weiter
München (ddp-bay). Im Deutschen Theater muss zum Jahresende noch nicht der letzte Vorhang fallen. Nach monatelangem Hin und Her bekommt das Münchner Theater eine Galgenfrist. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sagte, die Bühne werde «selbstverständlich nicht geschlossen». Entgegen seiner bisherigen Haltung will er dem sanierungsbedürftigen Haus in der Nähe des Hauptbahnhofs zunächst eine Frist bis Ende 2004 einräumen. Ude will dem Stadtrat in der nächsten Woche empfehlen, den Theaterbetrieb vorläufig weiterzuführen. Udes Stellvertreter Hep Monatzeder (Grüne) verhandelt unterdessen mit privaten Geldgebern über eine Rettung des Hauses. Theaterchef Heiko Plapperer-Lüthgarth geht davon aus, dass die von Seiten der Geschäftspartner zunächst eingestellten Verhandlungen über künftige Aufführungen jetzt fortgesetzt werden können.Ude kündigte gleichzeitig an, dass die Stadt die dringendsten Reparaturen bezahlen werde. Die weiterhin notwendige Generalsanierung komme jedoch nicht in Betracht. «Das können wir uns nicht leisten», sagte Ude. Sie würde nach bisherigen Schätzungen rund 140 Millionen Euro kosten. Derzeit werde mit privaten Investoren über eine endgültige Rettung des Theaters verhandelt. Es gebe vier seriöse Interessenten.
Der Oberbürgermeister war mit seinem Ansinnen, das Theater zum Jahresende zu schließen, im Stadtrat und der Öffentlichkeit auf heftigen Widerstand gestoßen. Es zeichnete sich ab, dass Ude dafür im Stadtparlament keine Mehrheit bekommen würde.
Unterdessen bringt die angekündigte Gnadenfrist die stagnierten Planungen für die Münchner Bühne wieder voran. Die öffentlichen Spekulationen über eine Schließung Ende des Jahres hätten für erhebliche Verunsicherung sowohl beim Publikum als auch bei den Vertragspartnern geführt, sagte Theaterchef Plapperer-Lüthgarth. Er betonte: «Alles, was normalerweise schon abgeschlossen wäre, ist noch nicht abgeschlossen». Es sei in den letzten Wochen und Monaten schwer gefallen, Verträge unter Dach und Fach zu bringen. Mit der Ankündigung von OB Ude könne die Geschäftsführung «die nächsten Monate» auskommen. Langfristige und interessante Projekte seien allerdings dennoch unmöglich, betonte Plapperer-Lüthgarth.
Die Münchner Rathaus-SPD wirft Bürgermeister Monatzeder jahrelange Versäumnisse hinsichtlich des Deutschen Theaters vor. Erst «als das Feuer auf dem Dach des Theaters nicht mehr zu verbergen war», habe sich Monatzeder - der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender des Theaters ist - um Investoren gekümmert. Dabei hätte er ganz genau wissen müssen, «dass der Schwelbrand schnell zu einem Flammenmeer» werden müsse, betonte SPD-Stadträtin Constanze Lindner-Schädlich. Der «derzeitige Aktionismus» der Grünen habe daher lediglich den Sinn, von Monatzeders Versäumnissen abzulenken.