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Dialektvernichter: Internationale Musikkultur tötet Bairisch

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München (ddp-bay). Im Kampf gegen das drohende Aussterben der bairischen Sprache setzt das Kultusministerium auf die Schulen. Es gebe dort den verfassungsmäßigen Auftrag, die «Liebe zur bayerischen Heimat» zu vermitteln, betonte Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) im ddp-Interview in München. Er kündigte noch für dieses Jahr einen Dialektwettbewerb in den siebten Klassen an.

Der Sprachforscher Bernhard Stör gibt bayerischen Prominenten eine Mitschuld am schwindenden Ur-Baierisch und warnt: «Der Dialekt ist akut vom Aussterben bedroht.»

Stör beklagte, in München werde derzeit nur noch von zwei Prozent der Kinder Dialekt gesprochen. Laut der UN-Kulturorganisation UNESCO gilt eine Sprache als bedroht, wenn weniger als 30 Prozent des Nachwuchses sie beherrschen. Minister Schneider sieht in München aber einen besonderen Fall. Hier gebe es besonders viele Zugereiste. Bayern sei nun mal «so attraktiv», dass über Menschen aus ganz Deutschland auch die jeweiligen Dialekte mitkämen.

Dennoch will Schneider gegensteuern. In Schulfächern wie Musik, Heimat und Sachkunde sowie beim Thema Literatur könne das Bairische «eine ganz spezielle Bereicherung» des Unterrichts sein. Schneider ermunterte die Lehrer ausdrücklich, den Kindern die Wurzeln der heimatlichen Kultur und Sprache noch näher zu bringen.

Das Ministerium will dieses Ziel auch mit einem neuen Wettbewerb unterstützen. Siebtklässler aller Schularten sollen alte bayerische Lieder und Texte sammeln und im Unterricht aufbereiten. Die besten Arbeiten werden dann von einer Jury prämiert, der der Kabarettist Günter Grünwald und der Sänger Haindling angehören werden. Zunächst wird der Wettbewerb in Altbayern starten. Später sollen dann aber auch Schwaben und Franken dazu kommen.

Den Rückgang des Ur-Bairischen im Alltag sieht der Minister vor allem in der modernen Medienwelt und der internationalen Musikkultur begründet. Auf die Kinder strömten derart viele Einflüsse ein, darunter auch die Jugendsprache wie sie von den Comedians Erkan und Stefan vermittelt werde. Hier könne das Bairische nur schwer gegenhalten. Ein Hemmschuh für das Berufsleben sei das Bairische inzwischen aber nicht mehr. Schließlich habe sich auch hier eine Hochsprache entwickelt, die leicht verstanden werden könne, betonte Schneider.

Genau dieses «Käferzelt-Bairisch», ist für Sprachforscher Stör aber die Quelle allen Übels. Prominente wie Uschi Glas und Wolfgang Fierek, aber auch bayerische Politiker und sogar Fußball-«Kaiser» Franz Beckenbauer würden nur noch bairische Fragmente von sich geben. Das sei nur noch eine «lautmalerische Übersetzung aus dem Hochdeutschen». «Wahrscheinlich genieren sie sich und meiden deshalb den Dialekt», mutmaßte Stör und schimpfte über die «Dialektvernichter».


Wos? Werst na do koan Angst net hamm z\'weg\'n denen!