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Dresden (ddp-lsc). Korrekturen an der bereits im Bau befindlichen Waldschlößchenbrücke sollen den Welterbetitel für das Dresdner Elbtal retten. Die von einer Arbeitsgruppe um den ehemaligen Baudirektor der Frauenkirche, Eberhard Burger, und Brückenarchitekt Henry Ripke entwickelten Veränderungen wurden am Montag in Dresden vorgestellt und zugleich der UNESCO in Paris übersandt.
Die sächsische Staatsregierung und die Rathausspitze gehen nun davon aus, dass die Organisation im Februar eine Delegation nach Dresden entsenden wird, um die Änderungsvorschläge zu beraten.Durch den nach einer Reihe von Gerichtsentscheidungen im November 2007 vollzogenen Baustart für die Waldschlößchenbrücke droht dem Elbtal die Aberkennung des Welterbetitels. Die Entscheidung darüber will das UNESCO-Welterbekomitee auf seiner nächsten Sitzung im Sommer treffen.
Zu den nun von Burger und Ripke präsentierten Korrekturen gehört unter anderem der Wegfall von Fußgängertreppen und Beleuchtungsmasten. Die Brücke soll stattdessen seitlich beleuchtet werden. Außerdem ist ein schlankerer Brückenbogen vorgesehen. Burger zufolge fällt das Bauwerk damit «leichtfüßiger» aus. Wer allerdings ein Wunder erwartet habe, werde enttäuscht sein, fügte er hinzu. Im Übrigen sei eine Reduzierung auf drei Fahrspuren nicht möglich gewesen.
In einem Brief an den Direktor des UNESCO-Welterbezentrums, Francesco Bandarin, erklärte der amtierende Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos), dass eine Umsetzung der Pläne die Brücke «sichtlich dynamischer» und auch unverwechselbarer mache. Zudem würden «die Blickbeziehungen zu den Elbschlössern und der Altstadtsilhouette» weit weniger beeinträchtigt als durch den ursprünglichen Entwurf.
Vogel stellte zugleich eine Realisierbarkeit der von Brücken-Kritikern befürworteten Tunnel-Variante in Abrede. Es gebe «fundamentale Zweifel, ob ein Planfeststellungsverfahren für einen Elbtunnel überhaupt erfolgreich abgeschlossen werden kann». Zudem wäre die Tunnel-Lösung laut einer Studie 35 Millionen Euro teurer als die Brücke, die Vogel zufolge 142 Millionen Euro kostet.
Wie Vogel erwartet auch Sachsens Staatskanzleichef Michael Sagurna (CDU), dass sich die UNESCO zu Gesprächen über die Änderungsvorschläge bereitfindet. Das Welterbekomitee könne nun Ja sagen sowohl zu Brücke als auch zum Welterbetitel.
Nach Ansicht von Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) droht durch die Korrekturen auch keine Verzögerung des Brückenbaus. Die Änderungsvorschläge ließen sich problemlos in den bisherigen Bauablauf integrieren. Die Elbquerung soll im Frühjahr 2010 fertiggestellt sein.
Brückengegner sammeln gegenwärtig Unterschriften, um einen neuen Bürgerentscheid für einen Tunnel anstelle der Brücke durchzusetzen. Die Bindefrist des Bürgerentscheids vom Februar 2005, als sich die Dresdner für eine Brücke aussprachen, allerdings der damit einhergehende Verlust des Welterbetitels noch nicht absehbar war, endet am 27. Februar.
Aus den Reihen der Brückengegner wurde am Montag ein offener Brief an den ehemaligen Baudirektor der Frauenkirche, Burger, bekannt, in dem dieser dazu aufgefordert wird, seine Position zu überdenken. «Angesichts des Gewichtes Ihres öffentlichen Ansehens» sei es nicht auszuschließen, dass die UNESCO nachgebe und am Ende eine Brücke akzeptiere, warnt unter anderem der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth.