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Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Björn Engholm sorgt sich um die Kultur in Deutschland. «Das Problem ist, dass Kultur mehr denn je ökonomische Märkte braucht», sagte der 65-Jährige der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstagsausgabe).
Osnabrück (ddp). Dadurch bestehe die Gefahr, dass Weiterentwicklungen nur ganz geringe Chancen hätten. «Wenn man einem Großverlag einen exzellenten Komponisten zeitgenössischer Musik anbietet und eine Startauflage von 4000 CDs anpeilt, dann lacht der sich tot, weil er unter 30 000 Exemplaren gar nicht erst anfängt», sagte Engholm. Das gelte auch für Lyrik und für junge, anspruchsvolle Kunst.Der ganze Markt werde nur noch von einem begrenzten Repertoire beherrscht. In der Musik sei das deutlich zu sehen: kleine Repertoires, bekannte Stücke, große Namen brächten Quoten und weit reichende Auflagen. «Das macht mir Sorgen», sagte Engholm.
Diese Entwicklung hänge mit der Verfassung der Medien zusammen. Sie seien nicht mehr nur vierte Gewalt im klassischen Sinne einer kontrollierenden Institution. Die vierte Gewalt werde heute eindeutig durch die Wirtschaftlichkeit bestimmt, und die Medien funktionierten nach Auflagen, Einschaltquoten und Anzeigenvolumen. «Was kein Massenpublikum findet, geht unter», klagte Engholm.