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Hannover (ddp). Die Musikberufe aller Genres stehen nach Ansicht von Experten vor tiefgreifenden Veränderungen. Zahlreiche Berufsfelder lösten sich in ihren Konturen auf und verlangten von den Betroffenen wesentlich mehr als nur musikalische Begabung, sagte der Präsident des Deutschen Musikrates, Martin Krüger, am Mittwoch der Nachrichtenagentur ddp.
Viele ausgebildete Musiker, die frisch von der Hochschule kommen, bräuchten jetzt auch Marketingkenntnisse, um sich selbst zu vermarkten.Mit diesem neuen Trend befasst sich der dreitägige Expertenkongress «Zukunft der Musikberufe», der am Freitag im brandenburgischen Rheinsberg beginnt und vom Deutschen Musikrat in Zusammenarbeit mit der Musikakademie Rheinsberg organisiert wurde.
«Wir möchten mit dem Kongress einen Dialog zwischen Ausbildung und Berufspraxis in Gang setzen», sagte Karl-Jürgen Kemmelmeyer, der Initiator des Kongresses und Gründer des Instituts für Musikpädagogische Forschung Hannover. Deshalb habe er mehr als 70 Experten aus den Bereichen Bühnen- und Podiumsberufe, Musikpädagogik, Musikmanagement, Printmedien der Musik, Rundfunk und anderen Berufsfeldern der Musik zu dem Kongress eingeladen.
Wer heute einen Beruf erlerne, habe keine Garantie, ihn lebenslang auszuführen, beschrieb Kemmelmeyer die veränderte Situation. Einer steigenden Zahl künstlerischer Musikberufe stehe ein Mangel an Musiklehrern an den Schulen gegenüber. Zahlreiche Hochschulabsolventen bildeten freie Ensembles und müssten lernen, sich selbst am Markt zu behaupten. An einigen Hochschulen sei deshalb Marketing bereits ein Teil der Ausbildung.
Kemmelmeyer forderte auch eine verstärkte Ausbildung von Musikjournalisten. So seien beispielsweise viele Moderatoren von Popsendern so genannte «Self-Made-Men».
«Die meisten, die einen Musikberuf anstreben, denken zunächst an ihre künstlerische Selbstverwirklichung», sagte Kemmelmeyer. Nur die wenigsten könnten jedoch davon leben. «Die meisten Künstler bleiben arm», fügte der Experte hinzu. Deshalb gebe es bei vielen die Tendenz, ihren musikalisch-künstlerischen mit einem musikpädagogischen Beruf zu verknüpfen.