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Cottbus (ddp-bln). Weitere Kultur- und Naturdenkmäler in Deutschland haben aus Expertensicht schlechte Aussichten, auf die UNESCO-Liste des geschützten Weltkulturerbes zu gelangen. «Wenn Dresden von der Liste fliegt, ist erstmal Schluss für die nächsten Jahre», sagte die Inhaberin der Professur World Heritage Studies an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, Marie-Theres Albert, der Nachrichtenagentur ddp im Hinblick auf die drohende Aberkennung des Titels für das Dresdner Elbtal wegen des Baus der Waldschlößchenbrücke.
Zudem gebe es «seit 2002 eine Vereinbarung, dass sich Länder, die bereits viele Stätten auf der Liste haben, zugunsten unterrepräsentierter Länder mit Nominierungen zurückhalten sollen». In Deutschland sind gegenwärtig 32 UNESCO-Welterbestätten ausgewiesen. Ob das Dresdner Elbtal den vor vier Jahren verliehenen Titel behalten kann, entscheidet das UNESCO-Welterbekomitee auf seiner Sitzung im kanadischen Quebec voraussichtlich am späten Donnerstagabend deutscher Zeit. Einige Tage später will das Gremium unter anderem über die Zuerkennung des dritten Welterbetitels für Berlin befinden. Die Bundeshauptstadt bewirbt sich mit mehreren Siedlungen des soziales Wohnungsbaus der Klassischen Moderne der 20er Jahre um einen Welterbetitel. Angesichts der neuen Initiativen, die sich um die Aufnahme von Denkmälern auf die UNESCO-Liste bemühten, verwies Albert darauf, dass es sich dabei mehr und mehr um Denkmäler von nur regionalem, lokalem und auch nationalem Wert handele. Wenn aber der von der UNESCO formulierte «herausragende universale Wert» eines Denkmals nicht erfüllt sei, brauche man die UNESCO auch nicht um Schutz bemühen. «Man kann Initiativen auch auf europäischer und nationaler Ebene ausreichend unterstützen», sagte sie. Die Erwähnung eines Monuments oder einer Landschaft auf der Weltkulturerbeliste sei inzwischen eher ein Etikett, das Touristen anlocke, sagte die Expertin. «Es ist natürlich nachvollziehbar, dass man aufgrund touristischer Hoffnungen Welterbestätten beantragt. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber das konterkariert die ursprüngliche Idee», sagte Albert.