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Galgenfrist für Theater Bremen

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Bremer Theater weiter von Insolvenz bedroht – Notlagentarif und Sanierungskonzepte müssen bis Ende November stehen

Bremen (ddp). Das Bremer Theater hat eine Galgenfrist erhalten. Mit der Bewilligung eines Überbrückungskredits in Höhe von 1,9 Millionen Euro durch Senat und Aufsichtsrat ist die Insolvenz des Theaters nur vorübergehend abgewendet. Mit den bereitgestellten Mitteln sollen die ausstehenden Oktobergehälter der rund 440 Mitarbeiter ausgezahlt werden. Die Theaterbeschäftigten mussten im Vorfeld zusichern, dass sie auf das Weihnachtsgeld 2005 verzichten werden. Laut Theater soll das Geld bis Ende der Woche auf die Konten der Mitarbeiter überwiesen werden.

Eine Lösung der strukturellen Finanzprobleme des Bremer Theaters ist unterdessen nicht in Sicht. «Zeitnah» erwartet die Kulturbehörde die Erarbeitung eines soliden Konzepts, mit dem der neue Intendant zur Spielzeit 2007/08 «ohne Altlasten» das Bremer Theater weiterführen kann.

Neuer Stichtag für die Entscheidung über die Zukunft des Hauses ist nach Informationen aus dem Theater der 20. November. Bis dahin müssen der soeben bewilligte Kredit zurückgezahlt sowie ein tragfähiges Konzept erarbeitet werden. Zudem muss die Arbeitnehmervertretung bis dahin einem neuen Tarif für die Mitarbeitergehälter zugestimmt haben. In der kommenden Woche soll über einen Notlagentarif verhandelt werden.

Unter anderem darüber beraten seit Mittwoch die Personal- und Betriebratsvorsitzenden der großen deutschsprachigen Bühnen auf einer Konferenz in Bremen. Bis Freitagnachmittag wollen sich die aus München, Berlin, Dresden, Wien und Frankfurt Angereisten auch mit der Lage des Bremer Hauses beschäftigen.

Ungeklärt ist weiterhin die Frage der Schuld am finanziellen Desaster des Bremer Theaters. Während sich Politik und Theaterleitung weiterhin gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, lobte die kulturpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Iris Spieß, das Krisenmanagement des Kulturressorts. Es sei schlichtweg falsch, dass der Bremer Senat untätig gewesen sei. Vielmehr werde deutlich, dass es auf Seiten der Theaterführung über Jahre hinweg gravierende Versäumnisse gegeben habe. «Das Theater muss langfristig auf sichere Beine gestellt und mit einer angemessenen Eigenkapitaldecke ausgestattet werden», sagte Spieß.

Derzeit beträgt diese bei einem Etat von 24,4 Millionen Euro rund 184 000 Euro. Generalintendant Klaus Pierwoß hatte diese Summe mehrfach als «lächerlich» bezeichnet. Im Haushalt des Bremer Theaters hatte sich vor gut drei Wochen ein Loch von 4,7 Millionen Euro aufgetan. Seither arbeiten Kulturbetrieb und -behörde an einem Rettungskonzept für das renommierte Vier-Sparten-Haus.

Corinna Laubach

http://www.bremertheater.com