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Innerafrikanische Projekte geplant +++ Leiterin Schwerdtfeger legt Schwerpunkt auf Film und Musik
Berlin/Daressalam (ddp). Noch kämpft Ulrike Schwerdtfeger mit der für sie «vollkommen fremden Sprache» Suaheli. Die Leiterin des künftigen Goethe-Instituts in Daressalam in Tansania hat sich einen Privatlehrer genommen. Derzeit muss das Suaheli-Lernen aber ohnehin etwas hinten anstehen, weil viel Organisatorisches den Terminkalender beherrscht. Am 3. September nimmt das Goethe-Institut zehn Jahre nach der Schließung seine Arbeit in Tansania offiziell wieder auf.
«Ich kann mir keinen spannenderen Job vorstellen», sagt Schwerdtfeger, die bereits seit Oktober 2007 im Land ist, im ddp-Interview. Der Aufbau des Instituts in Daressalam sei «Pionierarbeit». Vor der Versetzung nach Afrika arbeitete die 36-Jährige sechs Jahre lang in der Zentrale des Goethe-Instituts in München. Zwar war sie auch schon im Regionalinstitut im indischen Neu-Delhi tätig, der Job in Daressalam ist jedoch ihre erste Auslandsversetzung.
«Von Europa nach Afrika zu gehen, ist schon etwas anderes», sagt die in Ingelheim am Rhein geborene und in Lörrach aufgewachsene Schwerdtfeger, die Informations- und Medienmanagement sowie Kulturwissenschaften studierte. Ein anderes Klima, andere Arbeitsweisen, andere Vorstellungen von Zeit und Raum. Die Tansanier machten es ihr jedoch leicht: «Die Menschen hier sind zurückhaltend, aber freundlich.» Die Einwohner von Daressalam seien zudem «begeistert» über die Wiederaufnahme der Aktivitäten des Goethe-Instituts im Land.
Die Institutseröffnung in Daressalam muss indes noch einige Monate warten. Schwerdtfeger ist noch auf der Suche nach einem Gebäude für das Institut, das derzeit noch in einem Büro im Haus der Alliance Francaise beherbergt ist. In der ersten Jahreshälfte 2009 soll das Goethe-Institut in ein eigenes Gebäude umziehen. Aktuell arbeiten drei Mitarbeiter in Daressalam, bis Jahresende werden es fünf sein, 2009 wird sich diese Zahl noch mal mindestens verdoppeln.
Schwerdtfeger hat sich viel vorgenommen: Die Sprachkurse sollen aus- und eine Bibliothek aufgebaut werden. Derzeit lernen rund 35 Schüler in drei Kursen in Daressalam Deutsch, doch die Nachfrage nach mehr Angeboten ist groß. Junge Leute wollten aus beruflichen Gründen Deutsch lernen, und auch für die in der Tourismusbranche Beschäftigen spiele die deutsche Sprache eine wichtige Rolle, sagt die Institutsleiterin. Die Bibliotheksarbeit werde 2009 aufgenommen.
Zudem will Schwerdtfeger innerafrikanische Projekte anstoßen. In Tansania gebe es wenig Kunst- und Kulturförderung von staatlicher Seite, sondern überwiegend private Initiativen. Diese suchten den Austausch mit anderen Ländern, was das Goethe-Institut unterstützen will.
Die 36-Jährige will ferner eine Reihe mit Workshops und Hintergrundgesprächen zum Thema Film und Filmindustrie starten sowie tansanische Produktionen zeigen. Es existierten nur zwei Kinos mit fünf Sälen in Daressalam, und diese seien für die Bevölkerung kaum erschwinglich, sagt sie. Es gebe jedoch viele Filmschaffende im Land, die sich ihr Können selbst angeeignet hätten. «Musik und Film sind große Themen hier», betont sie.
Die Aktivitäten in Tansania sind der Anfang einer Verstärkung der Arbeit des Goethe-Instituts auf dem afrikanischen Kontinent. Hintergrund ist die von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) initiierte «Aktion Afrika». Dazu gehören auch die Gründung von drei neuen Sprachlernzentren in Kamerun und Djibuti sowie eines neuen Instituts in Angola. Zudem werden vier Verbindungsbüros in Burkina Faso, Malawi, Nigeria und Ruanda eingerichtet.
Das Engagement in den subsaharischen Ländern soll den Angaben zufolge dazu dienen, Strukturen der Zusammenarbeit im Kultur- und Bildungsbereich zu entwickeln. Insgesamt erhält das Goethe-Institut dafür zusätzlich rund fünf Millionen Euro pro Jahr.
Nadine Emmerich