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Frankfurt/Main (ddp). Der Dramatiker Rolf Hochhuth bezeichnet die Deutschen im Zusammenhang mit den Berichten um die angebliche NSDAP-Mitgliedschaft des Kabarettisten Dieter Hildebrandt und der Schriftsteller Martin Walser und Siegfried Lenz als «eingefleischte Denunzianten».
In einem Artikel für die «Frankfurter Rundschau» (Donnerstagsausgabe) schrieb der 76-Jährige: «Diese Denunziation kann sich an Niedertracht sehen lassen neben jenen, die \'unterm Führer\' für die Guillotine gereicht haben.»Jene Generation, die jetzt bekannte Persönlichkeiten an den Pranger stelle, könne sich die Umstände jener Zeit nicht vorstellen, sagte Hochhuth weiter. Nie werde gefragt, «was ein 16- oder 19-Jähriger tun sollte, der zum Militär oder in die Partei berufen wurde». Er sei überzeugt, dass Walser Recht habe, wenn er heute sage, seine «\'Mitgliedschaft\' sei ein Geschenk des Reichsjugendführers zu Hitlers Geburtstag gewesen. Denn warum auch bei Hildebrandt und Lenz der 20. April als Eintrittsdatum?". Die Berichte seien eine «Hexenjagd», die von jenen nachgeholt werde, die «mit einem reinen, weil niemals benutzten Gewissen» lebten.
Das Nachrichtenmagazin «Focus» hatte vor zwei Wochen einen Artikel veröffentlicht, in dem behauptet wurde, Hildebrandt, Walser und Lenz hätten 1944 Aufnahmeanträge für die NSDAP unterschrieben. Hildebrandt und Walser hatten dies bestritten. Sie seien offenbar ohne ihr Zutun und Wissen in einem Sammelverfahren aufgenommen worden.