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Hamburg/Bonn (ddp-nrw). Das deutsche Tanztheater wird nach Ansicht des österreichischen Choreographen und Regisseurs Johann Kresnik derzeit in eine «skandalöse Situation» gebracht und «verantwortungslos ruiniert».
Kresnik, der kürzlich ein festes Engagement am Bonner Theater verlor, schrieb in einem Beitrag für das Magazin «Kultur-Spiegel», die Bonner Lokalpolitiker seien «enorm verlogen» und seine ehemalige Wirkungsstätte sei «eine finstere Stadt». Zudem beschuldigte er den amtierenden Bonner Theaterchef Klaus Weise, als «Theaterabwickler» die Tanzsparte an seinem Haus abgeschafft zu haben, um Sparwünsche der Politiker zu erfüllen. Der 68-jährige Kresnik griff auch die jüngeren Choreographen an. Es fehle dem Nachwuchs an kritischem sozialem Engagement. Die hochgelobte Berliner Tanzregisseurin Sasha Waltz arbeite zwar «ästhetisch toll», biete aber «gesellschaftskritisch, politisch ein Nichts».Besonders heftig attackierte Kresnik außerdem die Kritiker, die seine Arbeit «früher großmäulig gefeiert» hätten, jetzt aber «eine ganze Kunst verdammen, die sie früher einmal gut fanden». Er warf ihnen vor, zu «schweigen, wenn in immer mehr deutschen Theatern die Tanzsparten geschlossen werden».