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Frankfurt/Main (ddp-hes). Kultur wird in Deutschland immer stärker zum Standort- und Wirtschaftsfaktor. Das zeigt eine neue Studie des Statistischen Bundesamtes in Zusammenarbeit mit den Ländern, die am Dienstag in Frankfurt am Main vorgestellt wurde. Darin zeigt sich: Die klassischen Kultureinrichtungen wie Theater und Museen erfreuen sich weiter hoher Beliebtheit und werden zunehmend zu Faktoren für Tourismus und wirtschaftliche Wertschöpfung.
Kinobesuche verzeichneten dagegen einen deutlichen Rückgang, die Ausstattung privater Haushalte mit neuen Medien einen deutlichen Zuwachs.In der Studie «Kulturindikatoren im Ländervergleich» stellten die Statistiker auf 70 Seiten erstmals einen umfassenden und länderübergreifend vergleichbaren Überblick über die verschiedenen Kulturindikatoren aus den Jahren 2005 und 2006 aus Daten der Statistikämter sowie von Kultureinrichtungen zusammen. «Wir haben ein Miteinander von traditionellen Formen und neuen Medien», bilanzierte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Walter Radermacher. Kultur werde heute zunehmend als Wirtschaftsfaktor wahrgenommen, die Kommunen versuchten, «mit Kultur wirtschaftlich zu denken».
So besuchten 2006 vier von zehn Einwohnern in Deutschland einmal im Jahr ein Theater, das entsprach 34,8 Millionen Besuchen. Die Museen verzeichneten knapp 103 Millionen Besuche, damit ging man dreimal häufiger ins Museum als ins Theater. Museumshochburg ist Berlin mit 3,5 Besuchen pro Einwohner, Theaterhochburg Hamburg mit 238 Besuchen pro 100 Einwohnern. Die Kinos verzeichneten dagegen mit nur noch 136,7 Millionen Besuchen einen deutlichen Rückgang. Ferner ging jeder Einwohner im Jahr 2006 zweimal in eine Bibliothek und entlieh dabei fünf Medien.
2005 gab jeder Haushalt 2800 Euro für Freizeit, Unterhaltung und Kultur aus. 2006 besaßen 95 Prozent aller deutschen Haushalte einen Fernseher, 69 Prozent einen Videorecorder und 59 Prozent ein DVD-Gerät. 71,6 Prozent der Haushalte besaßen einen PC und 57,9 Prozent einen Internetanschluss. Mehr als fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen lernten 2006 an einer öffentlichen Musikschule ein Instrument. Die höchste Dichte an Musikschulen hat Baden-Württemberg, die meisten Volkshochschulkurse wurden in Bayern besucht.
Aber auch die Zahl der Kulturschaffenden selbst nimmt zu, dabei rechnen die Statistiker allerdings auch die Medien ein. So arbeiteten 2006 bereits 7,5 Prozent der Erwerbstätigen in Berlin in Kulturberufen, bundesweit waren es 2,3 Prozent aller Erwerbstätigen. Die höchste Quote in einem Flächenland hat Hessen mit 2,5 Prozent.
Bei den Ausgaben pro Einwohner im Bereich Kultur ist der Spitzenreiter aber Sachsen. 2005 gab das Land insgesamt 665,5 Millionen Euro für Kultur aus, das entsprach 155,40 Euro pro Einwohner und 3,71 Prozent des Gesamthaushalts. An zweiter Stelle folgte Bremen mit 97,5 Millionen Euro, das waren 147,10 Euro pro Einwohner und 2,49 Prozent des Gesamthaushaltes, gefolgt von Berlin mit 498,3 Millionen Euro oder 146,90 Euro pro Einwohner (2,34 Prozent des Gesamthaushalts) und Hamburg mit 251,5 Millionen Euro gesamt und 144,60 Euro pro Einwohner(2,66 Prozent der Gesamtausgaben). Spitzenreiter der westlichen Flächenländer ist Hessen mit insgesamt 515,9 Millionen Euro oder 84,70 Euro pro Einwohner (1,98 Prozent des Gesamthaushalts).