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Kulturförderung verkommt zu reiner Eventvermarktung

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Kulturförderung verkommt nach Ansicht des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI (Bund der Deutschen Industrie) zunehmend zu «rein äußerlicher Eventvermarktung». Darüber werde die Pflege des Kulturbestands vernachlässigt, sagte Vorstandsmitglied Bernhard von Loeffelholz auf der Jahrestagung des Förderkreises am Freitag in Augsburg.

Augsburg (ddp). Er werde sich dafür einsetzen, dass es bei der Kulturförderung nicht allein um Imagepflege gehe. In der Kulturpolitik müsse wieder stärker die Schaffung von Werten und nicht allein ihre Verwertung in den Blick genommen werden. Auch die öffentliche Hand sei zunehmend nur noch an Events und nicht an der weniger spektakulären Kulturpflege interessiert, kritisierte Loeffelholz.

Als Erfolg verbucht der Kulturkreis, dass nach der neuen Sponsoringverordnung nicht nur Spenden der Unternehmen als Betriebsausgaben anerkannt sind, sondern auch Kultureinrichtungen die Zuwendungen nicht versteuern müssen. Der Staat dürfe das, was er der Wirtschaft sinnvollerweise erlasse, nicht anschließend beim Schwächeren einkassieren, sagte Loeffelholz. Im Kulturkreis wolle die Wirtschaft nicht nur als Geldgeber auftreten, sondern sich auch inhaltlich mit aktueller Kunst auseinander setzen und auf Qualität achten.

Auf der Jahrestagung wurde ferner eine Studie vorgestellt, die der Kulturkreis in Auftrag gegeben hatte. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Unternehmen durch Kultursponsoring zwar keine neuen Kunden gewinnen, aber vorhandene stärker an sich binden kann. Die Kunden achteten sehr genau darauf, was ein Betrieb außerhalb seiner wirtschaftlichen Geschäfte tue, sagte Kulturkreis-Geschäftsführerin Susanne Litzel.

Im Rahmen der Studie wurden die Kunden einer Stuttgarter Sparkasse befragt. Die Studie, mit der im Jahr 2000 die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität beauftragt worden war, ergab ferner, dass Sponsoring der Wirtschaft von der Bevölkerung positiv wahrgenommen werde. Diese Einstellung habe sich in den vergangenen 15 Jahren grundlegend geändert, sagte Litzel. Die Wirkung von Sponsoring entspreche dem gut platzierter TV-Werbespots. Zudem habe Sponsoring auch eine positive Wirkung auf die Mitarbeiter einer Firma. Die Studie soll Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI mit rund 400 Mitgliedern und Sitz in Berlin versteht sich als neutrale Fördereinrichtung, die anonym jungen Künstlern mehr Bekanntheit und Anerkennung verschaffen möchte. Er tagt bis Sonntag in Augsburg und stellt dabei unter anderem die Preisträger dieses Jahres in den Bereichen Bildende Kunst, Musik und Literatur vor.
Andreas Alt