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Letzte Etappe beim Weg zur Kulturhauptstadt

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Essen (ddp). Auf dem Weg zur europäischen Kulturhauptstadt 2010 nehmen die Stadt Essen und das Ruhrgebiet am Montag wohl die letzte Hürde. Dann wird der Europäische Rat aller Voraussicht nach dem Votum der EU-Jury folgen und die Region zwischen Duisburg und Dortmund auch offiziell zur Kulturhauptstadt küren.

Derweil sind die Vorbereitungen für den Weg und die Gestaltung der Kulturhauptstadt-Jahres geschaffen. Die Betreibergesellschaft mit ihren Gesellschaftern Stadt Essen, Regionalverband Ruhr (RVR), Land Nordrhein-Westfalen und Initiativkreis Ruhrgebiet steht in den Startlöchern und will Anfang kommenden Jahres ihre Arbeit aufnehmen.

Mit Spannung wird derzeit die Frage verfolgt, wer die Leitung des Kulturhauptstadt-Jahres und seiner Vorbereitung übernimmt. Große künstlerische Namen kursierten in den vergangenen Wochen in den Medien - zuvorderst Peter Sellars, der bereits bei der RuhrTriennale ein Stück inszeniert hatte. Aber auch die Theaterchefin der Wiener Festwochen und künftige Triennale-Intendantin, Marie Zimmermann, sowie der Kulturhauptstadt-Intendant von 2001 in Rotterdam, Bert van Meggelen, wurden genannt.

Die Chancen auf die große künstlerische Leitfigur sind allerdings zweifelhaft. In einem gemeinsamen Appell haben sich Kulturintendanten der Revierstädte dafür ausgesprochen, dem bisherigen Moderator der Bewerbung und Essener Amtskollegen Oliver Scheytt die Gesamtleitung zu übertragen. Ihm sollen dann vermutlich mehrere künstlerische Sparten- oder Themenleiter zur Seite stehen.

Das sieht die Landesregierung aber möglicherweise anders. Laut Medienberichten plant Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) ein sechswöchiges Zusatz-Festival, das von Peter Sellars geleitet werden soll. Dazu würde ihm den Angaben zufolge dann rund ein Drittel des 48 Millionen Euro umfassenden Etats zur Verfügung gestellt. Viele Projekte in den Kommunen könnten dann nicht mehr umgesetzt werden.

Dieser Plan stößt bei den Kulturdezernenten der Revier-Kommunen auf Ablehnung. «Wir haben den Prozess bisher gemeinsam gestaltet. Eine künstlerische Persönlichkeit, die hier ein Festival organisieren soll, entspricht nicht dieser Idee», erklärt der Bochumer Kulturdezernent Hans-Georg Küppers. Zudem gebe es unter anderem mit der RuhrTriennale, den Ruhrfestspiele und dem Klavierfestival Ruhr bereits renommierte Festivals.

Der Dortmunder Kulturdezernent Jörg Stüdemann verweist darauf, dass die Bewerbung ein einzigartiges Konzept verfolge. Dieses müsse auf dem Weg zum Kulturhauptstadt-Jahr konzeptionell begleitet werden - eine auf 2010 beschränkte Intendanz könne dieser Idee nicht gerecht werden. Auch der Intendant des Bochumer Schauspielhauses, Elmar Goerden, setzt lieber auf die regionalen Kräfte. «Wir müssen zeigen, was wir stemmen können», sagt Goerden. Das Motto der Bewerbung «Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel» soll auch durch die zentrale Rolle deutlich gemacht werden, die das UNESCO-Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen in 2010 übernehmen wird. Zudem sind alle 53 Kommunen im Revier aufgerufen, sich mit Leitprojekten an dem Jahr zu beteiligen. So will sich Dortmund unter anderem als Stadt der Musik präsentieren, Unna setzt auf seine Lichtkunst, Herne gedenkt seiner Lage am Rhein-Herne-Kanal und nimmt sich des Themas Wasser an.