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MV: Kabinett beschließt Plan für künftige Struktur der Bühnen und Orchester

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Schwerin (ddp-nrd). Die Landesregierung ist mit einem Konzept zur Finanzierung der Theater und Orchester in die Offensive gegangen. Das Kabinett beschloss am Dienstag in Schwerin einstimmig ein Eckpunktepapier zur langfristigen Neuordnung der Bühnenlandschaft im Land. Aus Sicht des Landes soll auf dieser Grundlage die Zusammenarbeit der Theater intensiviert werden.

Der Stufenplan sieht vor, zwischen 2010 bis 2020 die Struktur der derzeit neun Theater zu straffen. Aus den vier Orchestern sollen langfristig zwei hervorgehen. Die Höhe der Fördersumme des Landes soll ab 2010 weiter stabil bei 38,5 Millionen Euro im Jahr liegen, wie Kultusminister Henry Tesch (CDU) mitteilte. Die Summe gilt als gesetzt und nicht verhandelbar.

Tesch und Innenminister Lorenz Caffier (CDU) begründeten die angestrebten neuen Strukturen der ausschließlich in kommunaler Trägerschaft befindlichen Theater und Orchester mit den sinkenden Einwohnerzahlen und den sich ändernden finanziellen Rahmenbedingungen. SPD und CDU begrüßten das Konzept als gute Diskussionsgrundlage, die Linke lehnte den Plan in dieser Form ab.

Das Konzept beinhaltet den Vorschlag, in einer ersten Stufe bis 2012 die regionalen Theater an vier Standorten zusammenzufassen. Nach diesem Modell würde Parchim als eigenständiges Haus aufgegeben und künftig vom Schweriner Ensemble bespielt. Die Vorpommersche Landesbühne Anklam soll dann entweder mit dem Theater Vorpommern oder mit der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz verstärkt zusammenarbeiten.

Die Tanzkompanie Neustrelitz könnte mit der Neubrandenburger/Neustrelitzer Bühne zusammengelegt werden. Die Häuser in Güstrow und Wismar sollen von Neubrandenburg, Rostock oder Schwerin bespielt werden. Bereits ab 2010 würde das über den Finanzausgleich vergebene Geld des Landes nicht mehr an die Einsparten- und Bespieltheater ausgereicht.

In einer zweiten Stufe bis 2020 ist nach den Plänen ein «Kulturkooperationsraum» mit dem Staatstheater Schwerin, dem Volkstheater Rostock sowie mit den Theatern Parchim und Wismar und gegebenenfalls Güstrow unter einer einheitlichen Intendanz angedacht. Eine zweite Kooperationsregion soll in Vorpommern entstehen. Vorgesehen ist zudem, dass die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin und die Norddeutsche Philharmonie Rostock zu einem A-Orchester sowie das Orchester Vorpommern mit der Philharmonie Neubrandenburg zu einem B-Orchester fusionieren. Das Konzept fordert eine Mindestfinanzierung durch die Kommunen in Höhe von 50 Prozent der jeweiligen Landesanteile.

Tesch wollte bereits am Dienstag die ersten Gespräche mit den verantwortlichen Kommunen aufnehmen. Später sollen Konsultationen mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite folgen. Caffier räumte ein, dass man um «gewissen Einschnitte» nicht umhin komme. Er bekräftigte zugleich den Willen des Landes, die «möglichst optimale Lösung» zu finden.

Der kulturpolitische Sprecher der Linksfraktion, Torsten Koplin, warnte vor einem «rigorosen Eingriff in die bestehende historisch gewachsene Theater- und Orchesterlandschaft». Er forderte, die Theater und Orchester in ihrer Selbstständigkeit zu erhalten.

Sven Moritz

Eckdaten der Theater und Orchester mit Stand 2006

Mecklenburgische Staatstheater Schwerin gGmbH:
Personal gesamt 322
davon Orchester 68
davon Fritz-Reuter-Bühne 9
Etat (Gesamtausgaben) 21 691 063 Euro
Besucher 185 800


Volkstheater Rostock:
Personal 347
davon Orchester 84
Etat (Gesamtausgaben) 17 780 660 Euro
Besucher 151 692


Theater Vorpommern GmbH (Stralsund, Greifswald, Putbus):
Personal 305
davon Orchester 64
Etat (Gesamtausgaben) 15 903 050 Euro
Besucher 185 162


Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz:
Personal 210
davon Orchester 67
Etat (Gesamtausgaben) 12 608 787 Euro
Besucher 125 402


Mecklenburgisches Landestheater Parchim:
Personal 36
Etat (Gesamtausgaben) 1 601 108 Euro
Besucher 28 148


Vorpommersche Landesbühne Anklam GmbH:
Personal 81
Etat (Gesamtausgaben) 2 500 628 Euro
Besucher 79 841


Stiftung Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz:
Personal 33
Etat (Gesamtausgaben) 1 323 788 Euro
Besucher 52 742


Theater der Hansestadt Wismar:
Personal 14
Etat (Gesamtausgaben) 343 659 Euro
Besucher 22 986


Ernst-Barlach-Theater Güstrow:
Personal 7
Etat (Gesamtausgaben) 602 425 Euro
Besucher 30 120

(Quelle: Kulturministerium)