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Protest zum Baubeginn der Waldschlößchenbrücke

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Bauarbeiten für Dresdner Waldschlößchenbrücke beginnen +++ Gegner stellen sich dem Bagger in den Weg +++ Tiefensee befürwortet Änderungen


Dresden (ddp). Unter Protest haben am Montag die Bauarbeiten für die umstrittene Waldschlößchenbrücke im UNESCO-geschützten Dresdner Elbtal begonnen. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sprach sich unterdessen erneut für bauliche Änderungen aus, damit der Welterbetitel erhalten bleibt. Die Brückengegner kündigten anhaltenden Widerstand gegen die Elbquerung an. Für den späten Sonntagnachmittag rief die Bürgerinitiative «Welterbe erhalten» die Landeshauptstädter auf, vor der Frauenkirche ein großes SOS aus Tausenden Kerzen zu formen - «als Zeichen in die Welt, dass es viele Dresdner gibt, denen der drohende Verlust des Welterbes nicht egal ist».

Zum Baubeginn am Montag blieb der Protest friedlich. Nachdem eine Handvoll Brückengegner sich am Morgen zunächst einem Bagger in den Weg stellte, wurde das Gelände unter Aufsicht der Polizei mit einem Bauzaun abgesperrt, um die erste Baustelle am Elbufer einzurichten. Nach Angaben der Stadt soll der Brückenbau in den nächsten Wochen mit Erdarbeiten, Baumfällungen, archäologischen Grabungen und Leitungsumverlegungen vorbereitet werden.

Tiefensee forderte Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) am Rande einer internationalen Konferenz über umweltfreundliche Fahrzeuge dazu auf, dass «alle Anstrengungen unternommen werden, um den Welterbetitel zu erhalten». Der Brückenbau habe nationale Bedeutung. Milbradt, der bauliche Änderungen zum Erhalt des Welterbetitels bereits in Aussicht gestellt hatte, werde sich an seinen Worten messen lassen müssen.

Die UNESCO hatte mehrfach angekündigt, im Falle des Brückenbaus dem Elbtal den Welterbetitel abzuerkennen. Sie will im Juli 2008 darüber entscheiden. Das Sächsische Oberverwaltungsgericht hatte in der vergangenen Woche den zum Schutz der seltenen Fledermausart Kleine Hufeisennase verhängten vorläufigen Baustopp für die Brücke aufgehoben. Daraufhin hatten am Sonntag rund 2000 Dresdner gegen den Baubeginn protestiert.

Die sächsische Wissenschaftsministerin und neue Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Eva-Maria Stange (SPD), erinnerte daran, dass mit dem Welterbestatus die im Tagesgeschehen oft unterschätzte Verpflichtung verbunden sei, «das Erbe von Weltgeltung zu schützen, sorgsam zu pflegen und seinem Status entsprechend in denkmalverträglicher Weise in die Zukunft mitzunehmen». Es müsse deshalb geprüft werden, inwieweit zusätzliche Regelungen notwendig seien. Mit seinem Beitritt zur Welterbekonvention habe der Bund im Einvernehmen mit den Ländern Rechte und Pflichten anerkannt. Zum Schutz und zum sorgsamen Umgang mit den herausragenden Stätten des deutschen Natur- und Kulturerbes seien nun indes vor allem die Länder und Kommunen aufgerufen.

Tino Moritz