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Dresden (ddp-lsc). Im Streit um die Waldschlößchenbrücke im Dresdner Elbtal haben die Gegner des Bauwerks am Sonntag prominente Unterstützung erhalten. Literaturnobelpreisträger Günter Grass unterzeichnete als erster einen neuen Aufruf zum Erhalt des UNESCO-Welterbetitels und kritisierte die Baupläne scharf.
«Diese Stadt hat schon genug gelitten», sagte Grass in Anspielung auf die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg am Sonntag in der sächsischen Landeshauptstadt. Mutwillig und mit Ignoranz werde die Zerstörung in Friedenszeiten fortgesetzt.Der 80-jährige Schriftsteller besuchte auf Einladung der Initiative «Welterbe erhalten» den Standort, an dem vor drei Wochen nach der gerichtlichen Aufhebung eines Baustopps mit den Bauarbeiten für die Waldschlößchenbrücke begonnen worden war. Die UNESCO hatte zuvor mehrfach angekündigt, im Falle des Brückenbaus dem Elbtal den Welterbetitel abzuerkennen. Eine entsprechende Entscheidung des Welterbekomitees wird für Juli 2008 erwartet.
«Das Weltkulturerbe gehört nicht nur den Dresdnern, sondern ganz Deutschland», sagte der Schriftsteller, der nach eigenen Angaben eine Tunnellösung als Kompromiss akzeptieren würde.
Bereits am Samstag hatten mehrere Hundert Demonstranten gegen Baumfällungen für den Brückenbau protestiert. Nach Angaben eines Polizeisprechers nahmen etwa 300 Menschen an einer genehmigten Kundgebung teil. Mehrere Demonstranten behinderten die Fällungen, indem sie sich vor die Bäume setzten. Insgesamt 60 Demonstranten mussten vom Baustellengelände getragen werde. Die Proteste verliefen dem Sprecher zufolge insgesamt friedlich. Die Polizei war mit 75 Beamten im Einsatz.
Das Verwaltungsgericht Dresden hatte die Fällungen am Freitag zugelassen. Der Umweltverband Grüne Liga hatte versucht, die Fällungen der über einhundertjährigen Traubeneichen mit einem gerichtlichen Eilverfahren zu stoppen. Die zehn bis zwölf Bäume sollten einem Stadtsprecher zufolge gefällt werden, um Baufreiheit für den Bau der Waldschlößchenbrücke zu schaffen.