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Regensburg ist UNESCO-Welterbestätte

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Oberbürgermeister warnt vor Stillstand - Regensburg offiziell in die Liste der 851 UNESCO-Welterbestätten aufgenommen


Regensburg (ddp-bay). Die Regensburger Altstadt gehört nun offiziell zum erlauchten Kreis der Welterbestätten. UNESCO-Vertreterin Mechtild Rössler übergab dem Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger (CSU) am Samstagabend die Ernennungsurkunde. Schaidinger dankte für die Auszeichnung, warnte zugleich aber davor, den Welterbetitel als «Totschlagargument» gegen Erneuerung zu missbrauchen: «Nur eine lebendige Stadt, die sich auch Veränderungen nicht verschließt, kann die notwendige Kraft aufbringen, ihr kulturelles Erbe in der gebotenen Sorgfalt zu bewahren.»

Die Politik sei sich der Verantwortung bewusst, die der Stadt mit dem Titel UNESCO-Welterbe übertragen wurde. Dennoch müsse die Entwicklung weitergehen. «Wir werden nicht der Versuchung unterliegen, der Erwartung Einzelner gerecht zu werden, die glauben, mit dem Welterbe-Status sei die Regensburger Altstadt in den Status eines Museums erhoben worden», stellte Schaidinger klar.

Rössler stimmte dem Oberbürgermeister zu: «Die UNESCO will auf keinen Fall eine Museumsstadt, weil sie eine nachhaltige Entwicklung wünscht.» In Sachsen allerdings droht die UNESCO derzeit damit, dem Dresdner Elbtal den Welterbetitel abzuerkennen. Anlass dafür ist der bereits begonnene Bau einer neuen Brücke über den Fluss. Rössler ist eine der strengsten Kritikerinnen des dortigen Projekts.

Bayerns Kunstminister Thomas Goppel (CSU) gratulierte Regensburg und seinen Bürgern zur Auszeichnung: «Das Prädikat \'Welterbe\' ist ein großer Gewinn." Dass die Altstadt in ihrem historischen Zustand bis heute erhalten geblieben sei, sei dem Engagement der Regensburger zu verdanken, «die sich in den 60er Jahren dagegen gewehrt haben, die Altstadt einer verkehrsgerechten Erschließung zu opfern». Der Kernbereich der Altstadt ist aus dem römischen Legionslager Castra Regina vor 2000 Jahren hervorgegangen. Sie gehört nun zu den insgesamt 851 UNESCO-Welterbestätten, davon fünf in Bayern.

Schaidinger sagte, das zentrale Symbol Regensburgs sei die 1135 erbaute Steinerne Brücke. Die Stadt betrachte es deshalb als ihren Auftrag, auch künftig Brücken zu schlagen. «Es geht um die gesellschaftliche Verpflichtung, Brücke zwischen den Generationen, Völkern und Kulturen zu sein», sagte das Stadtoberhaupt. Regensburg wolle vor allem Brückenfunktion zwischen Ost und West übernehmen.

Der Oberbürgermeister erinnerte auch noch einmal an den mühsamen Weg der Stadt bis zum Weltkulturerbe-Titel. «Das Problem war das manchmal geradezu verschlungene und für uns höchst dramatische Verfahren der Begutachtung und Anerkennung durch die offiziellen Gremien, das eher einer Echternacher Spring-Prozession - drei vor, zwei zurück - als einem zielstrebigen Dauerlauf glich.»

Ulrich Meyer