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Schuldenbugwelle in Bremen

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Das Bremer Theater und sein Generalintendant Klaus Pierwoß haben sich am Freitag auf einer Pressekonferenz ausführlich zu am selben Tag erschienenen Artikeln im Weser Kurier geäußert, in denen von einem Vier-Millionen-Loch im Etat und gefährdeten Gehältern die Rede war.

Das berichtet der ZDFtheaterkanal. Durch die im Kurier genannte Zahl von vier Millionen Euro sei es zu einem großen Verwirrspiel gekommen, sagte Pierwoß, der aufgrund dessen die Summe aufschlüsselte.

Bei einem Posten von 1,6 Millionen Euro handele es sich um eine so genannte Schuldenbugwelle, die das Theater mit ausdrücklicher Billigung des Aufsichtsrates, so Pierwoß, vor sich hintrage. Eine Ausgaben-Überziehung in Höhe von 580.000 Euro, über die schon reichlich berichtet wurde, wird vom Theater in der laufenden Spielzeit ausgeglichen, eine Mindereinnahme von 180.000 soll in der kommenden Spielzeit ausgeglichen werden. Bei einem weiteren Posten in Höhe von 820.000 Euro handelt es sich um einen Liquiditätsverlust durch Investitionen, der durch das Hin- und Herschieben von Summen zwischen zwei Gesellschaften entstanden sei, deren Geschäftsführer jeweils der Ende vergangenen Monats entlassene Lutz-Uwe Dünnwald sei.

Bei der noch ausstehenden Summe handele es sich, so Verwaltungsdirektor Jens Walter, um Zuschussmittel für die laufende Spielzeit, die zur Zeit aus haushaltstechnischen Gründen noch nicht abgerufen werden können. Deshalb käme es jetzt zu einem Liquiditätsengpass, der auch mit der seit Jahrzehnten bekannten zu geringen Eigenkapitaldecke des Theaters zu tun hat.

Pierwoß betonte: "Wir bekommen keineswegs Exra-Gelder, wie es in den Artikeln dargestellt wurde - wir kriegen nicht mehr als die uns zustehenden 24,4 Millionen Euro."

Zudem äußerte sich der Intendant erstmals zur Entlassung Dünnwalds. Er habe bislang geschwiegen, um das Theater in der Außendarstellung nicht zu beschädigen; allerdings habe er noch nie mit einem Partner zusammenarbeiten müssen, der sich so illoyal wie Dünnwald verhalten habe. So bezeichnete Pierwoß das Verschieben von Summen im obigen Sinne als nicht koscher; auch sei die Debatte um das Niveau der Bremer Oper von Dünnwald selbst losgetreten worden. "Ich bin froh, dass ich nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten muss", sagte Pierwoß, "und der allergrößte Teil der Belegschaft ist es auch."

Unerträglich sei es zudem, so Pierwoß weiter, wie politische Entscheidungsträger mit der drohenden Insolvenz dieses Theaters spielen. Das ist absurd für eine Stadt, die vor einem Jahr noch Kulturhauptstadt werden wollte. Zugleich wehrten sich der Intendant und zahlreiche Mitarbeiter gegen Form und Stil der im Weser Kurier erschienenen Texte.

Quelle: ZDFheaterkanal