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Integration gewünscht - Religionsprogramme im öffentlich-rechtlichen Rundfunk - Islam im Rundfunk: Verkündigung unerwünscht
Leipzig (ots) - Zu den umstrittensten Themen der vergangenen Wochen gehörten Vorschläge zu Sendungen für Muslime im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. "Integration gewünscht - Religionsprogramme im deutschen Rundfunk" war daher ein Thema, das auch auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig kontrovers diskutiert wurde.
Johannes Weiß, Leiter der Abteilung Religion, Kirche und Gesellschaft beim Südwestrundfunk (SWR), zeigte sich erstaunt über zum Teil heftige Reaktionen. Seit Jahren sei besonders von Christen vorgeschlagen worden, auch Muslimen öffentlich-rechtliche Sendezeit zu geben. Nachdem aber am 20. April erstmals das Islamische Wort im SWR-Internetangebot gelaufen sei, seien in der Mehrzahl ablehnende, zum Teil sogar hasserfüllte Reaktionen eingegangen.
Ruprecht Polenz (CDU), Vorsitzender des ZDF-Fernsehrats, sieht dahinter ein falsches Islam-Bild in Deutschland, das vor allem am Terror festgemacht sei. In Umfragen zeige sich ein "katastrophal negatives" Bild. Das beim ZDF geplante "Forum zum Freitag" solle nun ein Beitrag sein, den Islam richtiger wahrzunehmen.
Weiß mahnte, behutsam vorzugehen. Für den SWR bedeute Integration,offen, genau und kritisch zu berichten. Mit mehr als 500.000 bis 600.000 Muslimen im Sendegebiet bedeute dies aber auch, dass Muslime in der Mitarbeiterschaft vertreten sein sollten. Ziel des SWR sei es,aufgeklärte Muslime zu stärken.
Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl unterstützte den Ansatz von mehr Information über und für Muslime als Beitrag zur Integration. Allerdings überschreite der SWR die Grenze zur Verkündigungssendung und suche sich eine genehme Form des Islam aus, was nicht Sache eines öffentlich-rechtlichen Senders sei. Es dürfe nicht darum gehen, wie beim christlichen "Wort zum Sonntag" religiöses Leben anzustoßen. Auch Deutschlandradio-Intendant Ernst Elitz meinte: "Wir können nicht die Ökumene der Muslime organisieren." Die Redaktion könne keine Glaubensbehörde sein.
Weiß entgegnete, der SWR lasse einzelne Muslime zu Wort kommen, sowie sie es für richtig halten. Polenz kündigte an, das "Forum zum Freitag" des ZDF solle im Sommer im Internet als "Bewegtbild-Programm" anlaufen. Durch die Vielfalt der Sprecher und die Verantwortung der Redaktion werde aber sichergestellt, dass es keine Verkündigungssendung werde.