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Erfurt (ddp-lth). Rund 4,2 Millionen Euro erhalten das Theater Nordhausen und das Loh-Orchester Sondershausen ab 2009 vom Land. Als einer der ersten unterzeichnete der Nordthüringer Theaterverbund in diesem Jahr nach lautstarken Protesten und zähen Verhandlungen mit Kultusminister Jens Goebel (CDU) einen entsprechenden Vertrag.
«Es ist nur der Spatz in der Hand, noch nicht die Taube auf dem Dach», kommentierte Nordhausens Oberbürgermeisterin Barbara Rinke (SPD) die Vereinbarung. Denn die Zuschüsse sinken gegenüber dem Ende 2008 auslaufenden Vertrag um 15 Prozent. Allerdings wollte Goebel dem Theaterverbund ursprünglich nur noch 1,5 Millionen Euro zubilligen. Und weil auch die beiden Kommunen ihre Zuwendungen aufstockten, kann dort mit insgesamt knapp neun Millionen Euro weiterhin nicht nur Theater konsumiert, sondern auch produziert werden.
Als Goebel 2006 seine Sparpläne publik machte, ging ein Aufschrei durch Thüringens Theaterlandschaft. Immerhin sollten ab 2009 die Zuschüsse des Landes für die Theater und Orchester mit ihren rund 2100 Beschäftigten gegenüber den bestehenden Verträgen um ein Sechstel auf jährlich 50 Millionen Euro gekürzt werden. Inzwischen haben die insgesamt 26 Träger der Bühnen und Klangkörper dem Minister einiges mehr an Geld abgerungen.
Zudem wurde versucht, verbleibende Lücken durch ein Aufstocken der eigenen Zuschüsse weitestgehend zu schließen. So konnte beim Trägerverband des Theaters Rudolstadt das Aus der Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt durch die Bereitschaft der 42 Musiker abgewendet werden, ihren aktuellen Haustarifvertrag auch nach 2008 unverändert beizubehalten. Zudem verzichten sie bei einer eventuellen Auflösung des Orchesters nach 2012 - so lange gelten die Theaterverträge - auf einen Teil ihrer dann fälligen Abfindungen.
Während die Vogtland Philharmonie Greiz-Reichenbach und das Theaterhaus Jena von vornherein mit etwas mehr Geld bedacht wurden, konnte das Theater Altenburg-Gera beim Minister mehr Geld locker machen. Es hatte gedroht, das einzig im Freistaat noch existierende Ballett-Ensemble aufzulösen. Das Theater Eisenach, das bereits eine gescheiterte Fusion mit der Rudolstädter Bühne hinter sich hat, konnte sich angesichts einer auf 1,5 Millionen Euro geschrumpften Landesförderung ab 2009 nur in eine «Ehe» mit dem Meininger Haus unter dem Dach der dann erweiterten Meininger Kulturstiftung retten.
Auch die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl, der der Minister zunächst keinen Zuschuss mehr gewähren wollte, scheint gerettet. Zwar zog sich die Stadt Suhl aus der Finanzierung zurück, dafür erhöhten Stadt und Landkreis Gotha ihre Zuschüsse um 30 Prozent. Und auch das Land ist wieder mit 1,15 Millionen Euro im Boot. Dennoch wissen alle Beteiligten, dass harte Einschnitte bis hin zur Kündigung von bis zu 23 der derzeit 70 Musiker bevorstehen.
Allerdings will das Theater Erfurt seine Kooperation mit diesem Klangkörper intensivieren. Dafür sind 350 000 Euro der vom Land avisierten 6,4 Millionen Euro zweckgebunden. Im Interesse ihres Theater - und um der ursprünglich ministeriell geplanten Kooperation mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar zu entgehen - griff die Kommune noch einmal in die Tasche und erhöhte das ursprüngliche Niveau leicht.
Als großer Gewinner steht die Weimarer Bühne da. Sie wird - wie jüngst vertraglich besiegelt - bereits zum Jahreswechsel 2007/2008 in ein Staatstheater umgewandelt. Das Land hält dann 79 Prozent, die Kommune 21 Prozent der Anteile. Dafür zahlt Thüringen zwar nur 200 000 Euro, trägt aber künftig mit jährlich rund 16,6 Millionen Euro (derzeit 15,8 Millionen Euro) etwa 80 Prozent der Kosten des Traditionshauses.