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Osnabrück (ddp). Journalist Günter Wallraff plant eine neue Undercover-Recherche. Er werde in einer Fabrik arbeiten, kündigte der 64-Jährige in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstagausgabe) an. Dort gebe es «unzumutbare Arbeitsbedingungen, die an Frühkapitalismus erinnern und die Menschenrechte außer Kraft setzen».
Um welche Branche es sich handelt, wollte Wallraff nicht sagen, «um keine schlafenden Hunde zu wecken». Er habe «Vorwissen, bekomme Zuschriften von Betroffenen, sogar Angebote, mir Identitäten zur Verfügung zu stellen». Denn er brauche ja neue Arbeitspapiere. Sein Aussehen werde er wieder ändern, da er jünger sein müsse. Mit 64 bekomme er keine Arbeit mehr. Also lasse er sich von einer Maskenbildnerin in ein Alter «um die 50» versetzen.Zuletzt hatte Wallraff verdeckt in Call Centern recherchiert. «Das Ganze ist auf Betrug aufgebaut», sagte er zu der Arbeit dort.
Wallraff hatte sich in den 70er und 80er Jahren unerkannt als Boulevardreporter bei «Bild» und später als türkischer Gastarbeiter unter anderem als Hilfskraft in einer Filiale von «McDonald´s», Leiharbeiter auf einer Großbaustelle sowie bei einem Arbeiterverleiher bei Thyssen eingeschleust. Über seine Erlebnisse schrieb er Enthüllungsreportagen.