Orchestermusiker legen Instrumente nieder - 700 Musiker beteiligen sich an Warnstreiks - Bühnenverein will Rückkehr an Verhandlungstisch
Berlin (ddp). Im Tarifstreit zwischen den Orchestern und dem Deutschen Bühnenverein haben am Dienstag bundesweit rund 700 Orchestermusiker zeitweise die Arbeit niedergelegt. Betroffen von den Warnstreiks waren nach Angaben der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) das Gürzenich Orchester Köln, die Essener Philharmoniker, die Dortmunder Philharmoniker, das Sinfonieorchester Aachen, das Sinfonieorchester Wuppertal und das Philharmonische Orchester Würzburg. Zudem beteiligten sich Musiker in Augsburg, Regensburg, Nürnberg, Münster und Detmold. Der Deutsche Bühnenverein, die Arbeitgeberseite, kritisierte die Warnstreiks als unzulässig und forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Die DOV kündigte bundesweite Warnstreiks bis einschließlich Freitag (22. Februar) an. Dabei sollten bis zu 1000 Musiker zeitweise in den Ausstand treten oder sich an Protestaktionen des öffentlichen Dienstes beteiligen. Erste Warnstreiks hatte es bereits Ende Januar in zwölf Orchestern gegeben.
Die Musiker protestieren nach Gewerkschaftsangaben gegen die Abkopplung ihrer Gehälter von der Tarifentwicklung des öffentlichen Dienstes. Befürchtet werde, dass die Gehälter von Bühnenarbeitern und Verwaltungsangestellten stärker steigen könnten als die der Musiker, was zu hausinternen Spannungen führen werde.
Der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, nannte die Warnstreiks unzulässig, «weil sie sich auf ein Streikziel beziehen, das ins Leere geht». Eine Abkopplung der Gehälter sei seitens des Bühnenvereins nicht beabsichtigt. Dazu gebe es auch eine ungekündigte Vorschrift im Musikertarifvertrag. Eine Ankopplung an mögliche Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst müsse jedoch zu den dabei vereinbarten Bedingungen geschehen, sagte Bolwin und nannte als Beispiel eine Arbeitszeitverlängerung.
Zugleich appellierte der Bühnenverein an die Orchestervereinigung, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, den diese vor neun Monaten verlassen habe. Auf diese Forderung gebe es bisher allerdings «keine Antwort, außer Warnstreiks».
Nadine Emmerich
nmz-Tipp: In einer Pressemitteilung „Die Genese des Orchesterkonflikts oder worum es eigentlich geht“ legt der Deutsche Bühnenverein seine Meinung zur Debatte um die Tarifverträge dar.