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Dresdner Welterbe-Kuratorium plädiert für neuen Brückenentwurf - Bundestags-Kulturausschuss mahnt zu politischer Entscheidung
Dresden (ddp-lsc). Das Kuratorium UNESCO-Welterbe Dresdner Elbtal spricht sich im Streit um den Bau der Waldschlößchenbrücke für einen neuen Entwurf aus. Das Gremium empfahl der sächsischen Landeshauptstadt am Mittwoch, dem Regierungspräsidium Dresden eine Planänderung für das Bauwerk durch das UNESCO-geschützte Elbtal vorzuschlagen. Auf diesem Wege soll es zwischen den beiden Streitparteien außergerichtlich zu einer Lösung kommen. Auch der Bundestags-Kulturausschuss appellierte an die Verantwortlichen in Dresden, eine politische Entscheidung zu treffen und nicht auf eine juristische zu warten.
In einer schriftlichen Erklärung des Kuratoriums heißt es, da der Streit rein juristisch keine befriedigende Lösung finden könne, erscheine eine einvernehmliche Lösung als einziger sinnvoller Weg. Damit könnten der Welterbestatus des Dresdner Elbtals erhalten und gleichzeitig das Ergebnis des Bürgerentscheids zugunsten der Brücke respektiert werden. Das UNESCO-Welterbekomitee droht mit der Aberkennung des Titels, falls die Brücke in der bislang geplanten Form gebaut wird.
Der Bundestags-Kulturausschusses hatte sich am Mittwoch ebenfalls mit dem Brückenstreit befasst. Der Ausschussvorsitzende Hans-Joachim Otto (FDP) sagte, in dieser Frage gehe es um weit mehr als Dresden. Wenn die Verantwortlichen dort nicht zu einer Lösung kämen, seien möglicherweise politische Konsequenzen auf Bundesebene notwendig. Dann müsse über ein Ausführungsgesetz nachgedacht werden, mit dem völkerrechtliche Konventionen wie die UNESCO-Welterbekonvention national umgesetzt werden.
Otto sagte, es wäre zum ersten Mal in der Geschichte des UNESCO-Welterbes, dass ein Kulturgut von der Liste gestrichen wird. Das dürfe nicht passieren.
Das Oberverwaltungsgericht in Bautzen hatte im November auf den Einsatz von Vermittlern gedrungen. Das Regierungspräsidium lehnte deren Vorschläge jedoch ab. Die Entscheidung liegt nun erneut bei den Richtern und soll spätestens Ende Februar fallen.
Der Stadtplaner Karl Ganser, einer der Mediatoren, sprach sich am Mittwoch für eine Aufweichung der Planungsvorgaben aus. Mit guten Ingenieuren und neuen Brückenentwürfen könne noch in diesem Jahr «etwas Großartiges rauskommen», das keine Beschädigung, «sondern eine Bereicherung der Kulturlandschaft ist».
Die Dresdner hatten sich im Februar 2005 in einem Bürgerentscheid für die Brücke entschieden, ohne allerdings von dem damit verbundenen möglichen Titelverlust zu wissen.
Alessandro Peduto