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Dresden (ddp-lsc). Der Bau der umstrittenen Version der Waldschlößchenbrücke durch das UNESCO-geschützte Dresdner Elbtal soll Mitte August beginnen. Am 13. August werde die Baustelle eingerichtet, kündigte Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) am Montag in Dresden an.
Die Verkehrsfreigabe sei für Ende März 2010 vorgesehen. Damit drohe dem Elbtal die Aberkennung des Welterbestatus, räumte Feßenmayr ein. Das Bundesverkehrsministerium drohte erneut, der Freistaat müsse Bundesmittel zurückzahlen, falls die Brücke gebaut und der Titel aberkannt werde. Brückengegner protestierten am Abend erneut gegen die Baupläne.Laut Feßenmayr wird zunächst mit dem linkselbischen Teil der vierspurigen Querung begonnen. Im September würden auf der rechten Elbseite die Arbeiten für Brücke, Tunnelanschluss und Kreuzungen beginnen. Dort muss nach Angaben des CDU-Politikers unter anderem eine Straße verbreitert und daher auch auf Privatgrundstücke zurückgegriffen werden. Der Probebetrieb für die 635 Meter lange Querung und den 400 Meter langen Anschlusstunnel soll im Januar 2010 erfolgen. Die Arbeiten kosten den Angaben zufolge rund 125 Millionen Euro. Insgesamt seien für die Brücke 156 Millionen Euro veranschlagt, ein Teil sei bereits für Planungen und Veränderungen im Straßennetz ausgegeben worden.
Feßenmayr sprach von einem «ganz normalen Baubeginn», der nicht von der Frist für eine Kompromisssuche durch die UNESCO beeinflusst sei. Das UNESCO-Komitee lehnt die Version der Brücke, mit deren Bau jetzt begonnen wird, ab und hatte Dresden bis 1. Oktober Zeit gegeben, Alternativvorschläge vorzulegen. «Das ist im Grunde genommen passé», sagte der Baubürgermeister. Die Stadt werde in der kommenden Woche das Komitee über die aktuelle Lage informieren. Die Stadtverwaltung hatte zuvor mehrere juristische Niederlagen bei dem Versuch erlitten, den Baustart für die von der UNESCO abgelehnte Variante zu verhindern.
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sei nach wie vor gegen den umstrittenen Brückenbau, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. Tiefensee hatte vor zwei Wochen bezweifelt, dass eine «weltkulturerbeschädliche Verwendung" der Fördergelder dem Geist des völkerrechtlichen Vertrages zwischen der Bundesrepublik und der UNESCO entspreche.
In der Bevölkerung hält der Protest gegen den Brückenbau an. Rund 300 Menschen bildeten am Montagabend eine Menschenkette um das Dresdner Regierungspräsidium. Die Behörde steht in der Kritik, weil sie einen aus Sicht der Brückenkritiker möglichen Kompromiss verhindert hatte. Anschließend fand eine Kundgebung der Bürgerinitiative «Welterbe erhalten» statt.