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Potsdam/Dresden (ddp-lsc). Im Streit um die Waldschlößchenbrücke durch das UNESCO-geschützte Dresdner Elbtal hat Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) Sachsens Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) scharf kritisiert. Dessen Verhalten sei «empörend», sagte Thierse am Donnerstag im RBB-Kulturradio. «Kompromiss ist ein Wesen von Demokratie», sagte Thierse.
Der Baubeschluss für die vierspurige Brücke sei Teil eines politischen Machtspiels, monierte Thierse. Einzig damit sei zu erklären, dass Kulturstaatsminister Bernd Neumann zu Sache schweige und Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) den Brückenstreit als lokale Angelegenheit bezeichnet habe. «Es ging immer um die Durchsetzung eines einmal gefassten Willens, und es ging um Parteidisziplin», verdeutlichte Thierse. Jedoch stehe das Ansehen des Kulturstaates Deutschlands auf dem Spiel.Am Montag hatte die Stadt Dresden bekanntgegeben, dass der Baustart für die umstrittene Version der Elbquerung Mitte August erfolgen soll. Sie gab damit nach mehreren Niederlagen vor Gericht die Kompromisssuche auf. Das UNESCO-Welterbekomitee hatte Ende Juni beschlossen, dem Dresdner Elbtal seinen Welterbestatus abzuerkennen, wenn das geplante Vorhaben umgesetzt wird. Die UNESCO verlangt stattdessen eine Alternativlösung für die Brücke. Der Freistaat Sachsen besteht jedoch auf dem Bau der von der UNESCO abgelehnten Version.