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Markus Marquardt als Cardillac und Staatsopernchor. Foto: Matthias Creutziger, Semperoper
Markus Marquardt als Cardillac und Staatsopernchor. Foto: Matthias Creutziger, Semperoper
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Hindemiths Oper «Cardillac» kehrt an den Ort ihrer Uraufführung zurück

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«Cardillac», Paul Hindemiths erste abendfüllende Oper, mit der er in den zwanziger Jahren die «moderne Oper» aus der Sackgasse führen wollte, wird am 15. März 2009 ihre Premiere an der Semperoper feiern. Regisseur der Dresdner Neuinszenierung ist Philipp Himmelmann. Damit ist er der erste, der Hindemiths Werk, nach dessen Uraufführung in Dresden am 9. November 1926 unter Fritz Busch, hier wieder in Szene setzt.

Die Sächsische Staatskapelle spielt unter der musikalischen Leitung von GMD und Chefdirigent Fabio Luisi. Für das Bühnenbild zeichnet Johannes Leiacker, für die Kostüme Bettina Walter verantwortlich. Beide bildeten bereits 2005 das Regieteam um Philipp Himmelmann für dessen Dresdner Macbeth-Inszenierung.
 
Mit der Titelpartie des dämonischen Goldschmiedes Cardillac wird Markus Marquardt, festes Ensemblemitglied der Sächsischen Staatsoper Dresden sein Rollendebüt geben. Ebenso gibt die Sopranistin Anna Gabler als Cardillacs Tochter ihr Rollendebüt. In weiteren Partien werden Evelyn Herlitzius als Dame, Rainer Trost als Kavalier, Michael Eder als Goldhändler und Oliver Ringelhahn als Offizier zu erleben sein.

Handlung
Der ebenso geniale wie erfolgreiche Goldschmied Cardillac kann sich nicht von seinen Schmuckstücken trennen. Er ist besessen. Besessen von Liebe zu seiner Kunst. Unfähig, sich von ihr zu trennen, steht er unter Zwang, die Käufer seiner Schmuckstücke zu morden, um so wieder in den Besitz des Geschmeides zu gelangen. Paris wird erschüttert durch eine Serie von Raubmorden. Opfer sind wohlhabende Kavaliere, die auf dem Weg zu ihrer Geliebten mit einem Schmuckstück sind, das sie beim Goldschmied Cardillac erworben haben. Dem Opfer wird der Schmuck gestohlen. Die Bevölkerung ist verunsichert und aufgebracht. Niemand ahnt etwas von Cardillacs Doppelexistenz zwischen Biedermann und Mörder. Egoman in sein Schaffen vertieft, verliert Cardillac nicht nur die Fähigkeit zu menschlicher Beziehung, sondern zu Menschlichkeit überhaupt.
 
Werkvorlage
Die Vorlage für die Gestalt des Goldschmiedes Cardillac bildet E.T.A. Hoffmanns Novelle «Das Fräulein von Scuderi», die zur Sammlung von Erzählungen, Novellen und Märchen gehört, die zwischen 1819-1921 unter dem Titel «Die Serapionsbrüder» erschienen.
Das Libretto zur ersten Fassung von 1926 schrieb Ferdinand Lion, der sich stärker auf die dramatisierte Vorlage des Schauspiels von Otto Ludwig (1848) stützte als auf E.T.A. Hoffmanns Novelle.
 
Uraufführung 9.11.1926 am Opernhaus der Sächsischen Staatstheater Dresden
Obwohl Publikum und Presse nach der Uraufführung Hindemiths Werkes verhalten reagierten, galt das Werk bei Kennern Neuer Musik als Meilenstein in der Entwicklung des Musiktheaters. Für den Operntypus, den «Cardillac» verkörpert, wurde schon in den 20er Jahren neben dem Schlagwort «Neue Sachlichkeit» der Begriff «Musizieroper» geprägt. Er besagt, dass die Musik ihre Autonomie gegenüber der Bühne durchsetzt und nicht als textausdeutender Orchesterkommentar nur das szenische Geschehen spiegelt.
Während des Nationalsozialismus verschwand das Werk völlig von deutschen Spielplänen. Paul Hindemith wurde zur Persona non grata erklärt, die Hälfte seiner Werke als «kulturbolschewistisch» verboten. 1940 emigrierte Hindemith in die USA, deren Staatsbürgerschaft er annahm.

Premiere 15. März 2009, 18 Uhr
 
weitere Aufführungen
18., 21., 23. März 2009, jeweils 19 Uhr
19., 22., 24. Februar 2010, jeweils 19 Uhr

 

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