Body
Berlin: Weniger illegale Musikdownloads – 569 Verfahren eingeleitet +++ Berlin: Hitparaden-Manipulation ist große Ausnahme
Berlin: Weniger illegale Musikdownloads - 569 Verfahren eingeleitetBerlin (ddp). Die Phonoindustrie geht verstärkt gegen Musikpiraterie vor. Die Zahl der illegal aus dem Internet heruntergeladenen Musiktitel sank 2004 von 600 auf 382 Millionen, wie die Phonoverbände am Dienstag in Berlin mitteilten. Seit Oktober 2004 wurden 401 neue Verfahren eingeleitet. Die Gesamtzahl der Verfahren stieg seit März 2004 auf 569. Damit wurden in Deutschland im internationalen Vergleich nach den USA die meisten Fälle eingeleitet. Verbandsvorsitzender Gerd Gebhardt sagte, es sei ein abschreckender Effekt erzielt worden.
Die Verdächtigen sind nach Angaben der Phonoverbände zwischen 16 und 65 Jahre alt. Es handelt sich um Lehrer, Mediziner, Auszubildende, Mechaniker und einen Richter. Einige von ihnen hatten bis zu 10 000 Titel angeboten. Die Rechtsbrecher zahlten zwischen 1200 und 15 000 Euro Schadensersatz - im Durchschnitt waren es rund 4000 Euro.
Am Dienstag haben Rechteinhaber auch in den Niederlanden, Finnland, Irland, Island und Japan Verfahren gegen illegale Internetanbieter in so genannten Tauschbörsen eingeleitet. Insgesamt wurden 963 neue Fälle in elf Ländern in Europa und Asien gezählt. In Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich und den USA laufen ähnlich Verfahren bereits seit dem vergangenen Jahr.
Berlin: Hitparaden-Manipulation ist große Ausnahme
Berlin (ddp). Die deutsche Musikwirtschaft hat Vorwürfen widersprochen, Manipulationen der Charts durch massenhafte CD-Aufkäufe seien gängige Praxis in der Branche. «Sollte sich der Verdacht gegen den Produzenten der Sängerin Gracia bewahrheiten, wäre es ein Ausnahmefall», sagte der Sprecher des Bundesverbands der Phonographischen Wirtschaft, Hartmut Spiesecke, am Dienstag der Nachrichtenagentur ddp in Berlin.
Gracias Hit «Run & Hide», mit dem sie Deutschland beim Eurovision Song Contest am 21. Mai in Kiew vertreten soll, wurde am Montag zusammen mit fünf anderen Titeln bis auf Weiteres von den Charts ausgeschlossen. Die 22-jährige Münchnerin hatte sich erst dank einer guten Chartplatzierung über eine so genannte Wild Card für den Vorentscheid qualifiziert, den sie gewann.
TV-Moderator Dieter-Thomas Heck (67) forderte nun Gracias Ausschluss vom Wettbewerb: «Nein. Wenn gemogelt worden ist, dann ist Gracia raus. Dann darf sie nicht nach Kiew», sagte Heck der «Bild»-Zeitung (Dienstagausgabe).
Gracias Produzent David Brandes räumte Manipulationen bislang nicht ein. Der Kauf eigener Produkte sei in der Branche aber «absolut gängig». Spiesecke betonte dagegen: «So zu tun, als sei das eine kleine Angelegenheit, weil es viele machen, ist unredlich.»
Für unbemerkte Beeinflussung von Charts-Platzierungen ist offenbar ein ausgeklügeltes Netz von Strohmännern nötig. «Wenn Sie im Kaufhaus 30 Mal die gleiche CD kaufen, dann fällt das Media Control auf. Dieser Kauf geht nicht in die Charts ein», sagte Spiesecke. Nur der bundesweit gestreute Kauf kleinerer Mengen könne daher «effektiv» sein. «So etwas kann man nicht allein machen. Das bedarf einer quasi-kriminellen Energie.» Die Manipulationen dienen Spiesecke zufolge offenbar dem Anschub weiterer Käufe: «In den Charts zu sein, bedeutet, eine besondere Präsentationsfläche zu haben. Sie sind im Gespräch. Sie kommen in die Charts-Regale der Kaufhäuser.»
Der Phonoverband sieht den Fall um Gracias Grand-Prix-Song als Beweis für ein funktionierendes Sicherheitssystem: «Selbst relativ ausgebuffte Strukturen fallen auf.» Bis Monatsende sollen die Untersuchungen abgeschlossen sein.