Hauptrubrik
Banner Full-Size

15.9.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

Publikationsdatum
Body

Deutsche Erstaufführung von «Begehren» bei RuhrTriennale +++ Die Rezension: Glaubens-Oper «Saint Francois» von Messiaen +++ Musical über die Edelprostituierte Rosemarie wird in Düsseldorf uraufgeführt +++ Berlioz\' Requiem an außergewöhnlichem Ort zum Ende des Kunstfestes Weimar +++ Moskauer Solisten gastieren in Neuhardenberg +++ Internationales Beethovenfest Bonn 2003

Deutsche Erstaufführung von «Begehren» bei RuhrTriennale
Bochum (ddp). In der Reihe «Kreationen» präsentiert die RuhrTriennale in der Bochumer Jahrhunderthalle die deutsche Erstaufführung von «Begehren» des Schweizer Komponisten Beat Furrer. Am Mittwoch hat das Musikdrama in der Regie von Reinhild Hoffmann Premiere, für das Bühnenbild ist die irakische Architektin Zaha Hadid verantwortlich, wie die RuhrTriennale am Montag mitteilte.
In «Begehren» setzt sich Furrer mit dem Orpheus-Mythos auseinander. Er hat dafür Texte von Ovid, Vergil, Hermann Broch, Cesare Pavese und Günter Eich vertont. «Begehren» wurde in diesem Jahr anlässlich des «Kulturjahr Graz 2003 - Kulturhauptstadt Europas» mit großem Erfolg szenisch erstaufgeführt.
Furrer, der auch die musikalische Leitung der Aufführung von «Begehren» übernehmen wird, studierte Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati und Dirigieren bei Othmar Suitner. 1985 gründete Furrer das «Klangforum Wien», seine erste Oper «Die Blinden» schrieb er 1989 im Auftrag der Staatsoper Wien. Furrer ist ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz.

Die Rezension: Glaubens-Oper «Saint Francois» von Messiaen
Bochum (ddp-nrw). Die RuhrTriennale hat am Samstagabend in einer sensationellen Neuinszenierung die Geschichte des Heiligen Franziskus von Assisi auf die Opernbühne gebracht. In einem Drittel der riesigen Bochumer Jahrhunderthalle - die oft als «Kathedrale der Industriekultur» bezeichnet wird - war das vom katholischen Glauben geprägte Opern-Oratorium «Saint Francois d\'Assise» von Olivier Messiaen zu erleben. Und zu sehen - hatte der Installationskünstler Ilya Kabakov doch eine 22 Tonnen schwere Domkuppel konstruiert und über das Orchester gehängt.
Als ein faszinierendes Raum-Erlebnis, dessen Innenseite dem Zuschauer zugewandt ist und das mit seinen Licht- und Farbenspielen Messiaens reiche Partitur begleitet. Als Lobpreisung Gottes und der Natur wurde die unter der Regie von Giuseppe Frigeni gezeigte Premiere mit lautstarkem Beifall gefeiert.
Die einzige Oper des französischen Altmeisters der Moderne, Olivier Messiaen, ist in seiner äußerlichen Handlung regelrecht unspektakulär. Der 1983 in Paris uraufgeführte, mit zwei Pausen fast sechs Stunden dauernde Drei-Akter berichtet von der Heiligsprechung des Franz von Assisi. Nur fünf Mönche, ein Engel und ein Aussätziger begleiten den Heiligen Franziskus bei seinen Erkenntnissen, seinen Meditationen über die Schönheit der Musik und damit der Natur, die Gott-gemacht ist.
So nüchtern die dramaturgische Anlage dieser Oper ist, so asketisch formte Frigeni sein Regie-Konzept aus. Um den überdimensionalen Musikerapparat mit 150 Chor-Sängern und über 100 Orchestermusikern legte er einen Parcours-Rahmen, auf dem keine Requisiten die musikalische Kraft des Erzählens, des Leidens und der Freude verstellen. Stattdessen präsentierten die Glaubensbrüder in braunen Mönchskutten und mit ihrer Tonsur auf der vorderen Rampe szenische Kapitel, wie man sie aus der italienischen Fresken-Malerei der Renaissance kennt.
Wie eingefroren wirkende Büßerhaltungen, sich in den aufgerissenen Augen spiegelnde Erweckungserlebnisse und Gesten der Sanftmut bildeten beeindruckende Bilder der inneren Einkehr. Vor der genialen Kulisse der Domkuppel Kabakovs, die die Stahlkonstruktionen und Fensterfluten der Jahrhunderthalle zitiert.
Olivier Messiaens Bibeltreue, die ihn Zeit seines Lebens künstlerisch inspirierte, zeigt sich aber stets musikalisch von einer unmittelbaren Größe und kompositorischen Raffinesse. Und natürlich hat der ausgewiesene Vogelkundler Messiaen auch in «Saint Francois d\'Assise» die bunte und reiche Welt der Vögeltöne mitten ins Orchester gestellt. Mit virtuosen Rhythmen lässt Messiaen seine Mönchsgrasmücken und Nachtigallen schnäbeln, kieksen und trillern - werden sie einmal mehr als Stimme Gottes in der opulenten, komplexen wie farbenreichen Partitur verewigt.
Und glücklicherweise konnte mit dem französischen Dirigenten Sylvain Cambreling für die Triennale ein ausgewiesener Messiaen-Spezialist gewonnen werden, der bereits 1992 in Paris «Saint Francois d\'Assise» in einer Neuinszenierung betreute. Mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden hatte Cambreling nun einen einfach brillanten Musikerapparat zur Seite, der die perkussive Rasanz durchhörbar machte. Während der WDR Rundfunkchor bis in die Momente magischer Ruhe fesselte.
Ein anderer, langjähriger Wegbegleiter Messiaens musste hingegen krankheitsbedingt absagen: José van Dam. Der Bariton hatte schon die Titelpartie in der Uraufführung gesungen und wurde später von dem heutigen RuhrTriennale-Intendanten Gerard Mortier nach Salzburg geholt. Doch der für van Dam eingesprungene Philippe Fourcade war mehr als nur ein Ersatz. Mit eindringlicher Intensität, mit lyrischem Lodern gab er seinem Heiligen Franziskus Anmut und Verzweiflung, musikalischen Geist und emotionale Glut. Neben den gleichfalls ihr allerhöchstes Stimm-Niveau haltenden Mönchen war es vor allem Heidi Grant-Murphy als Engel, die mit ihrer federleichten Stimmreinheit einem fast den Atem raubte.
Guido Fischer
http://www.ruhrtriennale.de

Musical über die Edelprostituierte Rosemarie wird in Düsseldorf uraufgeführt
Düsseldorf (ddp-nrw). Eine wahre Geschichte um einen Aufsehen erregenden Mord im Rotlichtmilieu - darum geht es in dem Musical «Das Mädchen Rosemarie», das im Januar in Düsseldorf Weltpremiere feiert. Der rätselhafte Tod der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt war in den 50er Jahren der erste Gesellschaftsskandal im Deutschland der Nachkriegszeit. Das Capitol Theater hat die Geschichte um den berüchtigten Mordfall für eine Eigeninszenierung aufgegriffen.
Das Verbrechen an der bekannten Lebedame beherrschte 1957 über Monate die Schlagzeilen der Medien. «Der geheimnisvolle Kriminalfall sorgt noch heute für Spekulationen, weil er nie aufgeklärt wurde - und ist vom Thema her absolut zeitlos und sogar in vielerlei Hinsicht aktuell», sagte Rita Utzenrath, Sprecherin des Theaters.
Den Bühnentext über das kurze und aufregende Leben der Rosemarie Nitribitt schrieb Dirk Witthuhn in Anlehnung an den Roman von Erich Kuby. Witthuhn führt auch Regie. In seinem Stück wächst Rosemarie am Rande der Wohlstandsgesellschaft in ärmlichen Verhältnissen auf und träumt vom Luxus. Schon in jungen Jahren arbeitet sie als Prostituierte. Sie lernt den reichen Industriellen Konrad Hartog kennen, der ihr Zugang zu den oberen Zehntausend der Frankfurter Gesellschaft vermittelt.
Über verhängnisvolle Affären gerät sie immer tiefer in den Sumpf des Rotlichtmilieus. Als ein Kunde Rosemarie bittet, seinen Geschäftspartnern Informationen zu entlocken und die Gespräche heimlich aufzuzeichnen, erkennt sie, dass sie ihr exklusives Leben mit einem gefährlichen Spiel finanziert. Die Musik komponierte Heribert Feckler. Rhythmen der 50er Jahre und französische Chansons sollen die Zeit des Wirtschaftswunders musikalisch wieder aufleben lassen.
Das Publikum kann sich im «Club» des Capitol Theaters an kleinen Tischen mit roten Lämpchen in die Atmosphäre des Milieus versetzen lassen, wenn Anna Montanaro am 17. Januar zum ersten Mal die Rolle der Rosemarie spielt. Montanaro kennt die Bühnenbretter des Capitol Theaters: Die 30-Jährige glänzte hier bereits in den Hauptrollen bei «Cabaret» und «Chicago». Als dritte Deutsche war sie am Broadway und stand auch schon am Londoner Westend auf der Bühne. Die Rolle des Großindustriellen Konrad Hartog übernimmt Bernhard Bettermann, der in dem Spielfilm «Soweit die Füße tragen» bekannt wurde.
Die Resonanz auf eine weitere Musicalproduktion in Nordrhein-Westfalen sei gut, sagte Utzenrath. «Viele Menschen sind offensichtlich neugierig, diese Weltpremiere in Düsseldorf zu sehen.» Mit «Grease», «Cabaret» und «Chicago» blickt das Capitol Theater auf erfolgreiche Produktionen zurück. Für «Das Mädchen Rosemarie» ist zunächst nur eine Laufzeit von drei bis vier Monaten geplant. Eintrittskarten für das Musical sind im Vorverkauf für 29 bis 59 Euro erhältlich.
Stephanie Stallmann
http://www.das-maedchen-rosemarie.de

Berlioz\' Requiem an außergewöhnlichem Ort zum Ende des Kunstfestes Weimar
Weimar (ddp-lth). Mit einem außergewöhnlichen Werk an einem außergewöhnlichen Ort wartete am Wochenende das Weimarer Kunstfest zum Abschluss auf. In der Halle des ehemaligen Gauforums erklang die «Grande messe des morts» von Berlioz. Bei der Weimarer Interpretation des auch als «Requiem» bekannten Werkes sorgten insgesamt 320 Beteiligte, die zum Teil auf verschiedene Orte im Raum verteilt waren, für ein ungewöhnliches Klangerlebnis.
Bei der Aufführung unter der musikalischen Leitung von Jac van Steen spielte die Staatskapelle Weimar mit zahlreichen Gästen. Mit dem Philharmonischen Chor Prag wurde einer der weltbesten Chöre gewonnen. Die Solopartie übernahm der amerikanische Startenor Stuart Neill.

Moskauer Solisten gastieren in Neuhardenberg
Neuhardenberg (ddp-lbg). Der Bratschist Yuri Bashmet und die Moskauer Solisten geben am 5. Oktober ein Konzert in der Schinkel-Kirche Neuhardenberg. Auf dem Programm stehen das «Quartetto serioso» von Ludwig van Beethoven in einer Bearbeitung von Gustav Mahler, eine Kammermusik für Viola, Cembalo und Streichorchester von Edison Denissow sowie ein Streichquartett von Franz Schubert, wie die Stiftung Schloss Neuhardenberg mitteilte.
Mit dem Konzert beendet das Streicher-Ensemble einen einwöchigen Arbeitsaufenthalt in Neuhardenberg. Beginn ist um 19.00 Uhr. Karten zum Preis von 18 Euro, ermäßigt 13,50 Euro, sind unter der Nummer 0180/5170517 sowie an allen Vorverkaufsstellen in Berlin und Brandenburg erhältlich.
http://www.schlossneuhardenberg.de

Internationales Beethovenfest Bonn 2003
Ein beachtliches Aufgebot an Orchestern, Interpreten und Kammerensembles von Weltrang sowie eine sorgfältige Programmgestaltung sind Kennzeichen des ?Internationalen Beethovenfestes?. In diesem Jahr findet das renommierte Musikfestival in der Zeit vom 20. September bis 15. Oktober in Bonn statt. Im Rahmen seiner Kulturpartnerschaft mit herausragenden Institutionen des Konzertlebens in Nordrhein-Westfalen begleitet WDR 3 dieses besondere Festivalereignis: Insgesamt 16 Konzerthöhepunkte des Beethovenfestes werden von WDR 3 aufgezeichnet und gesendet ? überwiegend in der Sendung ?WDR 3 Konzert?.
Das Motto ?Beethoven und die zweite Wiener Schule? durchzieht als thematischer Leitgedanke das diesjährige Beethovenfest. So erkundet das Festival die geistigen und ästhetischen Brücken zwischen Beethoven und seinen ?Wiener Urenkeln?: Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton von Webern. Die Konfrontation des Schaffens Beethovens mit der Wiener Avantgarde vom Anfang des 20. Jahrhunderts birgt viele Parallelen: eröffneten doch sowohl Beethovens Werke als auch der Kreis um Schönberg Wege ins musikalische Neuland, die dem Musikdenken eine ganz neue Richtung gaben. Der Mut zum Unkonventionellen und zum freizügigen Umgang mit der Tradition ? all dies verbindet Beethoven mit der Wiener Schule.