Hauptrubrik
Banner Full-Size

20.10.: musikwirtschaft aktuell +++ musikwirtschaft

Publikationsdatum
Body

Seesen feiert 150-jähriges Jubiläum von Steinway & Sons +++ Großbritannien: Neue Formate sollen Single retten +++ Musikindustrie verliert Interesse an klassischer Musik


Seesen feiert 150-jähriges Jubiläum von Steinway & Sons
Seesen (ddp-nrd). Mit einer Veranstaltungsreihe feiert Seesen am Harz von Freitag an das 150-jährige Jubiläum des Instrumentenherstellers Steinway & Sons. Firmengründer Heinrich Engelhard Steinweg lebte von 1820 bis zu seiner Auswanderung nach Amerika 1850 in Seesen. Zu Ehren des berühmtesten Sohnes der Stadt sind zahlreiche Vorträge und Konzerte geplant.
Den Anfang macht am Freitag im Gemeindesaal der Kirchengemeinde St. Andreas die Veranstaltung «Stories and Jazz» mit einer Mischung aus Vorträgen und Musik. Für Samstagabend ist in der Kirche St. Andreas ein Konzert mit der Pianistin Luiza Borac geplant. Sie spielt Werke von Frédéric Chopin, George Enescu und Franz Liszt. Zudem informiert eine Ausstellung im Gemeindesaal über die berühmten Steinway-Flügel.
Das Städtische Museum bietet von Freitag bis Sonntag Sonderführungen durch die Dauerausstellung über die Familie Steinway an. Zu sehen ist auch das erste Tafelklavier, das Steinway & Sons 1853 in New York gebaut
Das Unternehmen Steinway & Sons mit Sitz in Hamburg und New York stellt jährlich rund 3000 Flügel und 700 Klaviere her. Für den Instrumentenbau werden Hölzer wie Fichte oder Ahorn und Edelhölzer wie Nussbaum, Mahagoni, Kirsche und Eibe verwendet. Die Trocknungszeit der Hölzer beträgt rund zwei Jahre. Da 80 Prozent der Herstellung aus Handarbeit besteht und ein Steinway-Flügel aus etwa 12 000 Einzelteilen zusammengesetzt wird, beträgt die reine Produktionszeit etwa ein Jahr. Mit der Trocknungszeit der Hölzer dauert es also insgesamt drei Jahre, bis ein Flügel fertiggestellt ist. Bis heute hat Steinway & Sons insgesamt rund 565 000 Instrumente gebaut.
1995 fusionierten die Firmen Steinway & Sons und Selmer, Inc.. Die Gruppe Steinway Musical Instruments Inc. ist mit einem Umsatz von 250 Millionen Dollar der größte Instrumentenhersteller in den USA. 1996 ging das Unternehmen an die Börse. Die Steinway-Aktie notiert an der Wall Street unter dem Kürzel LVB, das für den Namen Ludwig van Beethoven steht. Seit 1997 gibt es auch in Japan eine Niederlassung von Steinway & Sons.

Großbritannien: Neue Formate sollen Single retten
Großbritannien entwickelt sich immer zum Testfeld für neue Musik-CD-Formate, mit denen die Industrie ihre Umsatzprobleme in den Griff zu bekommen versucht: Nachdem Supermarktketten in GB massiv in den CD-Markt eingestiegen sind, ist der Absatz zwar gegen den weltweiten Trend zuletzt gestiegen, allerdings sanken die Preise und damit auch der Umsatz und nicht zuletzt hat die Single als Format massiv verloren. Gegen diesen Trend will die britische Musikindustrie jetzt drei neue Single-Formate ins Rennen schicken:
Die "Pocket Single" hat Kreditkartenformat und soll neben der Musik auch eine Video beinhalten.
Im gleichen Format soll die "Ringtone Single" kommen, die aber statt des Videos das Musikstück als Handyklingelton mitbringt. Dabei soll die Melodie sowohl monophon als auch polyphon zur Verfügung stehen.
Wie der Klingelton im Detail von der CD auf das Handy überspielt werden kann, wurde bislang aber nicht erklärt.
Zu den Singles in Kreditkartengröße soll ein weiteres Singleformat noch vor Weihnachten auf den Markt kommen, dass "deutlich mehr" Inhalte als bisherige Multimedia-CDs enthält.
Offensichtlich handelt es sich dabei um einen ähnlichen Ansatz wie bei der "Dual Disc".
Diese ist auf der einen Seite DVD und auf der anderen CD und soll alle Vorteile der DVD[-Audio] mit sich bringen. Der reine Musikteil soll aber gleichzeitig auch auf herkömmlichen CD-Playern abspielbar sein.
In Großbritannien hat sich ein regelrechter Preiskampf auf dem Musikmarkt entwickelt, nachdem Supermarktketten wie Tesco und Asda ins CD-Geschäft eingestiegen sind.
Im größten Musikmarkt Europas und dem drittgrößten nach den USA und Japan wurden danach innerhalb eines Jahres mehr Alben verkauft als je zuvor. Über 228 Millionen Alben gingen zwischen Juni 2002 und Juni 2003 über die britischen Ladentheken - drei Prozent mehr als im Jahr davor. Laut den Zahlen der British Phonographic Industry [BPI] konnte man bereits das fünfte Jahr in Folge die 200-Millionen-Grenze überschreiten.
Die britische Musikindustrie erkauft sich den Rekordabsatz allerdings teuer: Der Durchschnittspreis für eine CD ist laut BPI auf 9,79 Pfund [13,77 Euro] gesunken - damit sank trotz gestiegener Verkäufe auch der Gewinn aus dem Albumgeschäft um zwei Prozent.
"Die Kunden haben uns wiederholt gesagt, dass sie mehr Musik kaufen würden, wenn die Preise erschwinglicher werden", sagte Asda-Sprecherin Rachel Fellows im "Guardian". Ihr Dogma: "Wenn man einen guten Preis macht, wird man mehr verkaufen."
Quelle: orf

Musikindustrie verliert Interesse an klassischer Musik
Der Chef des Radio-Sinfonie-Orchesters (RSO) des Hessischen Rundfunks, der amerikanische Dirigent Hugh Wolf, sieht das Interesse der großen Plattenfirmen an klassischer Musik schwinden. Die Industrie wolle keine Risiken mehr hinnehmen und seien nur an Popmusik interessiert. Für die Rundfunkorchester sieht er darin allerdings eine Chance. Mit deren technischen Voraussetzungen, wie Studios, Tontechnik samt Fachpersonal und know houw müsste der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Lage sein, eigene kleine Plattenfirmen zu gründen. Bei hr-musik.de wurden bereits sieben RSO-Einspielungen produziert. Der CD-Verkauf werfe finanziell zwar nicht viel ab, sei aber wichtig, um sich einen Namen zu machen.