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Phonoverband schließt Ermittlungen zu Chartsmanipulation ab +++ Verbraucherschutz ruft zu Klagen gegen Chartsmanipulierer auf
Phonoverband schließt Ermittlungen zu Chartsmanipulation ab
Berlin (ddp). Im Hitparaden-Skandal um den Gracia-Manager David Brandes hat der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft seine Ermittlungen abgeschlossen. Die Ergebnisse und Entscheidungen des Prüfungsausschusses werden Freitagvormittag in Berlin auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben, wie Phonoverband-Vorsitzender Gerd Gebhard am Donnerstag mitteilte.
Neben Gebhard werden auch Verbandsgeschäftsführer Peter Zombik und Media-Control-Chef Karlheinz Kögel Stellung beziehen.
Der Phonoverband hatte Brandes verdächtigt, die Chartspositionen seiner Künstler systematisch durch CD-Aufkäufe verbessert zu haben. Der Grand-Prix-Song von Sängerin Gracia (22), vier Titel der Band Vanilla Ninja und einer der Gruppe Virus Corporation waren daher am 11. April von den offiziellen Charts ausgeschlossen worden.
Verbraucherschutz ruft zu Klagen gegen Chartsmanipulierer auf
Berlin (ddp). Im Skandal um manipulierte Musikcharts hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) zu Klagen gegen die Verantwortlichen aufgerufen. «Das ist nicht nur ein großes Ärgernis für die Verbraucher, es könnten auch Fälle von irreführender Werbung sein, und das wäre rechtswidrig«, sagte Sprecher Carel Mohn am Donnerstag auf ddp-Anfrage in Berlin. Gegen Plattenfirmen, die mit manipulierten Chartsplatzierungen Werbung betrieben, seien Unterlassungsklagen möglich.
Die Manipulationen hätten wettbewerbsrechtliche Relevanz, da Marktteilnehmer geschädigt würden, die sich nicht an dem «Kartell» beteiligten, sagte Mohn weiter. »Wir ermuntern die Branche, auch auf dem Gerichtsweg gegen unlauteren Wettbewerb vorzugehen." Auch die Wettbewerbszentrale, das Selbstkontrollorgan der Wirtschaft, könne eingeschaltet werden.
Die Kontrollmechanismen der Musikindustrie seien offenbar noch «verbesserungsfähig», weil sie die Manipulationen nicht verhindert hätten, betonte Mohn. «Der Skandal ist aber auch ein guter Anlass festzustellen, dass sich die Qualität eines Musikstücks nicht nach seiner Hitparadenposition richtet», fügte er hinzu. «Man kann den Leuten nur sagen, dass sie sich schon deshalb beim Kauf von Musik nicht an Hitparaden orientieren sollten.»