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21.4.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Bremer Theater wartet in neuer Spielzeit mit 26 Premieren auf +++ Theatertreffen in Berlin: Zehn Inszenierungen von Castorf bisMarthaler +++ Theaterfestival Ruhr setzt auf Vielfalt +++ Lenz und Enquist lesen beim Welttag des Buches in Berlin +++ "Effi Briest" kommt ins Chemnitzer Theater +++ Lion-Feuchtwanger-Preis an Robert Menasse

Bremer Theater wartet in neuer Spielzeit mit 26 Premieren auf
Bremen (ddp-nrd). In der neuen Spielzeit wartet das Bremer Theater mit sechs Uraufführungen und zwei deutschen Erstaufführungen auf. Insgesamt sind für 2002/2003 26 Premieren im Schauspiel, Musik- und Tanztheater sowie Kindertheater geplant, wie das Theater am Freitag mitteilte. Die erste Premiere in der neuen Spielzeit wird mit "Hans und Grete" im Kinder- und Jugendtheater Moks am 10. September gefeiert. Höhepunkte im kommenden Spielplan sind die Uraufführung von "Der Herbst des Patriarchen" von Giorgio Battistelli am 30. Mai 2003 am Musiktheater, die Inszenierung "Hamlet" von William Shakespeare, die am 21. Februar 2003 Premiere feiert, und die Uraufführung von "Vogeler" am 30. April 2003, die der Autor Johann Kresnik selbst inszeniert.
Am 13. Oktober wird das Schauspiel "Mio, mein Mio" von Astrid Lindgren im Ausweichquartier, dem Musicaltheater am Richtweg, seine Premiere haben. Ende 2002 schließt das Theater am Goetheplatz wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten für über ein Jahr die Türen. Erneuert werden soll für insgesamt 2,8 Millionen Euro unter anderem der Zuschauerraum und das Foyer. Ausweichspielstätte wird dann das Musicaltheater sein, das nach dem frühzeitigen Aus für das Musical "Hair" leer steht.


Theatertreffen in Berlin: Zehn Inszenierungen von Castorf bis Marthaler
Berlin (ddp-bln). Mit Tschechows "Drei Schwestern" startet am 4. Mai das 39. Theatertreffen in Berlin. Rund zwei Wochen lang sind in der Hauptstadt zehn Aufführungen aus dem deutschsprachigen Raum zu sehen, die von einer Jury ausgewählt wurden. Der Intendant der Berliner Festspiele, Joachim Sartorius, sagte am Freitag, die neue Jury habe die Sichtweise einer jüngeren Generation eingebracht. Die Nominierungen seien so, wie er es sich erhofft habe. Die Werkschau (4. bis 19. Mai), die neben dem Haus der Berliner Festspiele verschiedene Spielstätten in der Stadt einbezieht, wird vom Stückemarkt, dem Internationalen Forum Junger Bühnenangehöriger sowie verschiedenen Diskussionsrunden ergänzt.
Die Jury wählte je zwei Mal Inszenierungen der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz - unter anderem von Frank Castorf - und derMünchner Kammerspiele aus, vom Schauspielhaus Zürich kommen sogar drei Aufführungen, darunter eine von Regisseur Christoph Marthaler. Daneben sind das Schauspiel Staatstheater Stuttgart, das schauspielhannover sowie das Theater Basel vertreten. Sechs der zehn Regisseure waren den Angaben zufolge noch nicht beim Theatertreffen dabei.
Neben Tschechows "Drei Schwestern" (Schauspielhaus Zürich, Regie Stefan Pucher), das im Haus der Berliner Festspiele aufgeführt wird, wird am ersten Festivaltag auch "Die Prater Trilogie" ("Stadt als Beute" nach spaceLab, "Insourcing des Zuhause. Menschen in Scheiß-Hotels", "Sex" nach Mae West; Prater/Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Regie René Pollesch) gezeigt. Der schriftliche Vorverkauf für das Theatertreffen hat bereits begonnen, der freie Verkauf startet am Samstag.

Sartorius betonte, der Bund stehe hinter dem Theatertreffen und dessen Finanzierung. Dennoch sei das Festival auf Sponsoren angewiesen. Das Theatertreffen ist wie auch die Berlinale, die Berliner Festwochen, das JazzFest und das Festival MaerzMusik unter dem Dach der Berliner Festspiele angesiedelt. Diese bekommen derzeit 19 Millionen Euro jährlich vom Bund. Zum Etat kommen rund vier Millionen Euro an Eigeneinnahmen sowie Sponsorengelder hinzu.
Sartorius unterstrich, das Theatertreffen sei das Festival unter dem Dach der Festspiele, das er nach Übernahme der Intendanz Anfang 2001 am wenigsten verändern wolle. Allenfalls könne er sich Veränderungen in Teilen des Rahmenprogramms vorstellen. Der Kern, die Auswahl von zehn bemerkenswerten Stücken, solle aber unverändert bleiben.

Während des 39. Theatertreffens werden auch der 3sat-Preis, der Alfred-Kerr-Darstellerpreis für Nachwuchsschauspieler sowie der Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung verliehen, der in diesem Jahr an die österreichische Autorin Elfriede Jelinik geht.

Das 1963 als Theaterwettbewerb gegründete Theatertreffen deutschsprachiger Bühnen hat sich nach den Worten der Veranstalter zum bedeutendsten Festival für Sprechtheater im deutschsprachigen Raum entwickelt. Über das Jahr hinweg beobachtet eine Jury aus Theaterkritikern mehrere hundert Inszenierungen und schlägt eine Auswahl der "bemerkenswerten Produktionen" zur Einladung nach Berlin vor.
Nathalie Waehlisch
(www.berlinerfestspiele.de)

Für das diesjährige Theatertreffen in Berlin hat die Jury die folgenden Aufführungen eingeladen:
Schauspielhaus Zürich, "Drei Schwestern" von Tschechow, Regie Stefan Pucher
Schauspielhaus Zürich, "Alibi", Meg Stuart/Damaged Goods, Konzept und Regie Meg Stuart, Koproduktion mit Kaaitheater Brüssel, Theatre de la Ville Pairs und Theatre Garonne Toulouse
Schauspielhaus Zürich, "Die schöne Müllerin" von Franz Schubert, Regie Christoph Marthaler
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, "Erniedrigte und Beleidigte" nach Dostojewski, Regie Frank Castorf
Prater/Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, "Die Prater Trilogie" ("Stadt als Beute" nach spaceLab, "Insourcing des Zuhause. Menschen in Scheiß-Hotels", "Sex" nach Mae West), Regie René Pollesch
Münchner Kammerspiele, "Alkestis" von Euripides, Regie Jossi Wieler
Münchner Kammerspiele, "Traum im Herbst" von Jon Fosse, Regie Luk Perceval
Theater Basel, "John Gabriel Borkman" von Ibsen, Regie Sebastian Nübling
Schauspielhannover, "Hamlet" von Shakespeare, Regie Nicolas Stemann
Schauspiel Staatstheater Stuttgart, "Thyestes - Der Fluch der Atriden" von Hugo Claus nach Seneca, Regie Stephan Kimmig


Theaterfestival Ruhr setzt auf Vielfalt
Dortmund (ddp). Unberechenbar, überraschend und unterhaltsam will das am Freitag eröffnete Theaterfestival Ruhr (T7) bis zum 22. Juni bleiben. Erstes Ereignis des mehrwöchigen Kultur-Events ist das Treffen der besten Freien Theater des Landes, das am Samstag in Dortmund begann. Bis zum 27. April wird unter anderem die "Totmacher"-Inszenierung des Ensembles "Freuynde und Gaesdte" aus Münster erwartet. In dem Stück bringt das Ensemble den gleichnamigen Film mit Götz George in der Hauptrolle auf die Bühne.
Mit einer beeindruckenden Promi-Quote wollen in diesem Jahr die Ruhrfestspiele Recklinghausen (1. Mai bis 16. Juni) die "SehnSucht" beim Publikum stillen. Gastspiele geben unter anderem die Schauspieler Ulrich Tukur, Dominique Horwitz und Christian Redl. Aus der Kabarett-Szene haben Volker Pispers und Kaya Yanar zugesagt.
Mit einer Hommage an die Schwerkraft beginnt in diesem Jahr das Figurentheater der Nationen ("Fidena", vom 7. bis 12. Mai) in Bochum. Pierre Meuniere versucht in der Deutschen Erstaufführung "Le Tas" (Der Haufen) Steine zu erweichen. Das Ergebnis einer ersten Kooperation zwischen T7 und der Triennale ist die Aufführung "The far Side of the Moon" des Kanadiers Robert Lepage am 9. Mai.
Deutschsprachige Theaterliteratur steht wie gewohnt im Mittelpunkt der 27. Mülheimer Theatertage "Stücke" (18. Mai bis 8. Juni). Für den mit 10 000 Euro dotierten Dramatikerpreis sind unter anderem nominiert Sibylle Berg, Elfriede Jelinek und René Pollesch.
Den Blick auf die Insel richten in diesem Jahr die Internationalen Kulturtage der Stadt Dortmund (1. Mai bis 1. Juni). Über den Kanal nach Dortmund kommen für die "Scene:Großbritannien" Musik-, Tanz- und Theaterproduktionen sowie bildende Künstler und Literaten. Als einer der Höhepunkte zählt "Nemesis" der Random Dance Company am 26. Mai im Opernhaus.
Menschen auf viereinhalb Meter hohen Fiberglasstäben, Artisten und Clowns bevölkern am 21. und 22. Juni die Altstadt in Schwerte. Ihr Ziel: Das Welttheater der Straße. Der Eintritt ist umsonst, die Bühne ist draußen.

Die einzelnen Festivals präsentieren sich im Internet unter:

Theaterzwang, das 10. Festival freier Theater in NRW unter www.theaterzwang.de
Europäisches Festival Ruhrfestspiele Recklinghausen unter http://www.ruhrfestspiele.de
Fidena - Figurentheater der Nationen unter http://www.fidena.de
"Stücke 2002", die 27. Mülheimer Theatertage NRW unter http://www.stuecke.de
scene: Großbritannien unter http://www.scene-kulturfestival.de
Welttheater der Straße, das 10. Festival für internationales Straßentheater unter http://www.schwerte.de


Lenz und Enquist lesen beim Welttag des Buches in Berlin
Berlin (ddp-bln). Mit einem internationalen Lesefest im Haus der Kulturen der Welt wird am Sonntag (14.00 Uhr) in Berlin der Welttag des Buches begangen. Höhepunkt sind Lesungen von Siegfried Lenz und Per Olov Enquist sowie ein Gespräch beider Autoren. Bundesweit wird der Welttag des Buches am Dienstag gefeiert. Rund 4000 Buchhandlungen und Bibliotheken laden unter dem Motto "Mit dem Buch auf die Reise gehen" zu Veranstaltungen ein.
Lenz wird aus dem Band "Zaungast" lesen, der exklusiv und in limitierter Auflage zum Welttag des Buches herauskommt. Darin hat der Autor sieben bisher wenig bekannte Reiseerzählungen zusammengefasst. Das Buch ist ab sofort für 7,50 Euro in den Buchläden erhältlich. Einen Teil der Erlöse erhält das P.E.N.-Zentrum zur Unterstützung seiner Aktion "writers in prison". Enquist stellt die Neuerscheinung "Der fünfte Winter des Magnetiseurs" vor. In dem Buch lässt der Gewinner des Deutschen Bücherpreises das 18. Jahrhundert lebendig werden.
Außerdem organisiert der Verband der Verlage und Buchhandlungen Berlin-Brandenburg ein Kinderprogramm. Eine Mal- und Comicwerkstatt, eine Theateraufführung in deutscher und türkischer Sprache sowie eine Lesung mit Martina Dierks aus "Der Feenkrieg" laden die jüngeren Bücherfans ein. Shirin Zareh erzählt Märchen aus dem Iran. Der Eintritt zum Kinderprogramm ist frei.
Der 23. April war 1995 von der UNESCO zum Welttag des Buches erklärt worden. Er geht auf eine Initiative der Region Katalonien zurück, wo das Lesefest bereits seit 1923 den Rang eines Volksfestes besitzt. Menschen der Region um Barcelona schenken sich an diesem Tag Bücher und Rosen.
(Internet: http://www.welttag-des-buches.de )


"Effi Briest" kommt ins Chemnitzer Theater
Chemnitz (ddp-lsc). Eine Theateradaption von Fontanes Roman "Effi Briest" kommt heute im Chemnitzer Schauspielhaus heraus. In der Bühnenfassung sei eine junge Sicht auf das alte wie zeitlose Thema des 1894 erschienenen Prosawerkes gelungen, teilten die Städtischen Theater mit. Die beiden Autoren Carsten Knödler und Claudia Philipp hätten die literarische Vorlage mit großem Respekt vor Fontanes Sprache dramatisiert. Das zeige sich unter anderem in nahe am Original bleibenden Dialogen. Knödler, der als Regisseur am Schauspielhaus engagiert ist, hat das Stück auch in Szene gesetzt.