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9.9.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Bautzener Theater nimmt neue Spielstätte in Besitz +++ Britisches Bühnenstück über Willy Brandt +++ Festtage zur Theatererweiterung in Quedlinburg +++ Botschaft für Frieden in Nahost - Internationales Autorentreffen +++ Radio-Bremen-Krimipreis 2003 für Anne Chaplet


Bautzener Theater nimmt neue Spielstätte in Besitz
Bautzen (ddp-lsc). Theaterneubauten sind in Zeiten knapper öffentlicher Kassen etwas Außergewöhnliches. Bautzen bekommt an exponierter Stelle eine neue Spielstätte, dort, wo die Entwicklung der Stadt einmal ihren Anfang nahm. Das Deutsch-Sorbische Volkstheater spielt künftig auf der geschichtsträchtigen Ortenburg, in unmittelbarer Nachbarschaft des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts und des Sorbischen Museums. Und wohl zu Recht spricht Intendant Lutz Hillmann von einem «sensationellen Vorgang», dass am Freitag das 3,6 Millionen Euro teure Burgtheater hoch über der Spree eröffnet wird.
Das einzige professionelle zweisprachige Theater in Deutschland hatte vor allem ein neues Domizil für seine Puppenbühne gesucht. Sie befand sich in äußerst abseitiger Lage und in einem Haus, das dringend saniert werden müsste. Deshalb fiel die Entscheidung für einen Neubau im Hof der Ortenburg. Auf einer Freifläche gegenüber dem Sorbischen Museum wuchs das moderne Gebäude auf dem Granitfelsen in die Höhe, als Kontrast zum historischen Ensemble, zu dem auch das frühere Turmhaus gehört. Frisch saniert sind darin jetzt Verwaltung, Werkstatt und Fundus des Puppentheaters untergebracht. Ein gläserner Durchgang verbindet das alte Haus mit dem Neubau des Burgtheaters, in dem der Geist der ehrwürdigen Anlage durchaus zu spüren ist. Schließlich wurde in den modernen Bau die alte Burgmauer einbezogen.
Ein anderes reizvolles Detail ist der Rietschelgiebel. 15 überlebensgroße Plastiken stellen die «Allegorie der Tragödie» dar. Der Bildhauer Ernst Rietschel (1804-1861) schuf das Giebelfeld ursprünglich für die Nordseite des ersten Dresdner Hoftheaters. Als das Haus 1869 nieder brannte, wurde das Kunstwerk gerettet. 1902 kamen die in Stein gehauenen Figuren aus der griechischen Mythologie nach Bautzen. Später zierten sie das alte Stadttheater, das 1969 jedoch abgerissen wurde. Nach einer langen Odyssee bekamen die inzwischen restaurierten Skulpturen hinter der Glasfassade im Burgtheater einen neuen Platz. «Hoffentlich ihren endgültigen», sagt der Intendant.
Längst steht fest, dass die neue Spielstätte großzügiger als ursprünglich geplant genutzt werden soll. Das Angebot werde keineswegs auf Puppenspiel sowie Kinder- und Jugendtheater beschränkt bleiben, verspricht der Oberspielleiter des Puppentheaters, Peter Stahl. Möglichst viele Genres sollen in «kleiner Form» bedient werden. Kabarett, Jazz- und Kammerkonzerte, kleinere Schauspielinszenierungen und Lesungen kündigt Stahl an. So wird am 21. September die neue Reihe «Lausitzer Literatur vorMittag» im Kleinen Saal eingeführt. In dem Raum mit rund 70 Plätzen beeindruckt der faszinierende Panoramablick, der sich durch die große Glasfront auf das Bautzener Spreetal bietet.
Das neue Burgtheater wird zu einer Zeit eröffnet, da das Bautzener Ensemble und sein Publikum auf das eigentliche Stammhaus verzichten müssen. Am 1. Juni nämlich wurde die Hauptbühne wegen Brand- und Klimaschutzmängeln geschlossen. Die Finanzierung für die nötige Sanierung ist noch nicht endgültig klar. Doch Intendant Lutz Hillmann hofft, dass sich bald alles regelt und die Bauarbeiten beginnen können.
So steht die große Hauptbühne voraussichtlich zwei Spielzeiten nicht zur Verfügung. In dieser Zeit weichen die Schauspieler in die Bautzener Stadthalle «Krone» aus. Nach dem Abriss des alten Hauses am Kornmarkt hatte das Theater schon einmal dort gespielt. Hillmann weiß, dass es sich für zwei Jahre nicht lohnt, «ausufernd» in die künftige Interimsspielstätte zu investieren. «Aber es werden gute Bedingungen geschaffen», versichert der Intendant. Ein Bühnenball am 17. Oktober eröffnet die «Krone», in der etwa 400 Zuschauer pro Vorstellung Schauspiel, Musiktheater und Ballett erleben können.
(www.theater-bautzen.de)

Britisches Bühnenstück über Willy Brandt
Elf Jahre nach seinem Tod wird Willy Brandt Hauptfigur eines Bühnendramas. Am National Theatre in London hat morgen, Dienstag (9. September), "Democracy" Premiere, ein neues Stück von Michael Frayn (70). Auch Brandts Politiker-Kollegen Hans-Dietrich Genscher, Horst Ehmke, Helmut Schmidt und Herbert Wehner treten auf - und kommen dabei nicht unbedingt gut weg.
Die Handlung beginnt 1969, als Brandt sein Amt als erster sozialdemokratischer Bundeskanzler antritt. Große Hoffnungen sind mit ihm verbunden, aber alles steuert in tragischer Weise auf die Spionage-Affäre um Günter Guillaume zu. Regie führt einer der Star- Regisseure des National Theatre, Michael Blakemore. Die Hauptrolle spielt Roger Allam, der bereits vor drei Jahren Nazi-Architekt Albert Speer in David Edgars gleichnamigem Drama verkörperte.
Was deutsche Botschafter in London seit Generationen fordern, scheint bei Dramatiker Frayn endlich auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein: Er thematisiert eine Episode deutscher Politik, die nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun hat. Für ihn sei gerade die Bonner Bundesrepublik, die oft ihrer "langweiligen Respektabilität" wegen abgetan werde, von besonderem Reiz: "Ich muss sagen, dass für mich der materielle Wohlstand, die Friedfertigkeit und sogar die angebliche Langweile eine Leistung darstellen, über die ich immer wieder staune und gerührt bin. Aus der völligen Zerstörung schufen die Bürger einen der wohlhabendsten, stabilsten und zuverlässigsten Staaten in Europa, den Eckpfeiler eines Friedens, der bis heute seit fast 60 Jahren in Westeuropa andauert."
Frayn hat seit längerem eine Vorliebe für deutsche Themen. "In Deutschland habe ich dieses Gefühl, in einem hyperrealistischen Sinne zu Hause zu sein", sagte er in einem Interview. "Frankreich und Italien sind wirklich Ausland, und das ist ihr Charme, aber Deutschland ist wie eine traum-ähnliche Version unseres Landes. Die banalsten Dinge erscheinen vertraut." Er dementierte jedoch, dass die Intrigen, die er in "Democracy" schildert, die derzeitige politische Situation in England spiegeln sollen.
Schon vor der Premiere hat das Stück viel Aufmerksamkeit erregt. Brandts Charisma und seine schauspielerische Gabe, auch ohne Worte Macht über Menschenmengen auszuüben, mache ihn zu einer besonders geeigneten Bühnenfigur, kommentierte der "Independent". Brandt- Darsteller Roger Allam sagte, er habe sich geradezu in den Politiker "verliebt": "Er war ein wirklich guter Mensch. Aber da war immer eine gewisse Melancholie um ihn." Allam will seinen Helden nicht - wie in England bei deutschen Figuren oft üblich - mit deutschem Akzent spielen. Dafür strebt er an, Stimme und Tonfall so gut wie möglich zu treffen.
Quelle: orf

Festtage zur Theatererweiterung in Quedlinburg
Quedlinburg (ddp-lsa). Zum Auftakt der neuen Spielzeit des Nordharzer Städtebundtheaters werden derzeit Festtage vorbereitet. Mit ihnen soll die Neuerrichtung des Bühnenturms und die Wiedereröffnung der Großen Bühne im Theater am Marschlinger Hof gefeiert werden. Am 3. Oktober gibt es ein Theaterspektakel mit gleich fünf Premieren vom Nachmittag bis in den Abend, wie die Theaterleitung am Montag in Quedlinburg mitteilte. Hauptattraktion des Spektakels dürfte die Neuinszenierung von Arthur Schnitzlers einstigem erotischen Skandalstück «Reigen» werden.
Weiterhin haben die Zuschauer an diesem Tag die Qual der Wahl zwischen dem Jugendstück «Dreier ohne Simone und der »Schönheitskönigin von Leenane . Zum Abschluss stehen mit dem «Kunstseidenen Mädchen nach Irmgard Keuns gleichnamigem Roman und Rainer Lewandowskis Vorhangzieher-Tragikomödie »Heute weder Hamlet zwei markante Monologe zur Auswahl. Komplettiert werden die Festtage durch das «Klassiker-Sinfoniekonzert am 4. Oktober, eine Lesung von Heinrich Heines »Harzreise« mit Karl-Heinz Schaufel am 5. Oktober sowie einen Filmabend am 10. Oktober mit dem Leinwandklassiker »Der
Blaue Engel.
Zum Abschluss der Festtage lädt das Theater sein Publikum zur Theaternacht 2003 "Eviva España. Mit dem fulminanten Auftakt zur Spielzeit 2003/2004 werde eine wahre Investition in die Theaterzukunft mit der vergrößerten Spielfläche und modernerer Bühnentechnik gebührend gewürdigt, hieß es. Karten sind ab sofort an den Theater- und Vorverkaufskassen sowie über Telefon 03941/696565 und 03946/962222 erhältlich.
(www.nordharzer-staedtebundtheater.de)

Botschaft für Frieden in Nahost - Internationales Autorentreffen
Idar-Oberstein (ddp). Unter dem Eindruck der jüngsten Gewaltwelle in Nahost wollen 16 Schriftsteller aus Deutschland, Israel und Palästina ein Zeichen für Verständigung setzen. Beim sechsten Deutsch-Israelisch-Palästinensischen Autorentreffen, dass am Montag in Idar-Oberstein begann, diskutieren die Teilnehmer «Die Verantwortung des Schriftstellers in kritischen Zeiten. Anmerkungen zum Verhältnis von Ethik und Ästhetik».
Im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung sind Lesungen und Vorträge geplant. Nach Angaben des Veranstalters treten die israelischen und palästinensischen Schriftsteller in Schulen und Kultureinrichtungen auf.
Das internationale Autorentreffen fand erstmals 1994 in Bad Kreuznach statt. Andere Tagungsorte waren unter anderem im israelischen Givat Haviva (1995) und im palästinensischen Jericho (2000). Bei der diesjährigen Tagung gehören Lea Fleischmann aus Israel, auf palästinensischer Seite Salman Masalha sowie aus Deutschland der Präsident des Schriftstellerverbands P.E.N., Johano Strasser, zu den Teilnehmern.

Radio-Bremen-Krimipreis 2003 für Anne Chaplet
Bremen (ddp-nrd). Anne Chaplet bekommt den Radio-Bremen-Krimipreis 2003. Die Jury zeichnet die Autorin, die eigentlich Cora Stephan heißt, «für den Perspektivenreichtum ihrer Geschichten, die gelungene Verbindung von Spannung und wohldosiertem Hintergrundwissen sowie ihre sprachliche Brillanz aus». Wie der Sender am Montag weiter mitteilte, wird der mit 2500 Euro dotierte Preis am 24. September in der Bremer Schauburg verliehen.
Chaplet hat bisher fünf Kriminalromane im Kunstmann-Verlag veröffentlicht. Für «Nichts als die Wahrheit» erhielt die gebürtige Osnabrückerin den Deutschen Krimipreis 2001. Seit 1987 arbeitet die Lektorin, Übersetzerin und Redakteurin als freie Autorin. Sie lebt in Frankfurt am Main und in der Süd-Ardèche.