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Bewegende und abenteuerliche Geschichte

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Der Musikverlag Zimmermann feiert seinen 125. Geburtstag
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Ein Verlag mit Tradition ist der Musikverlag Zimmermann. Immerhin feiert das Unternehmen in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag und ist seit Firmengründung in Familienhand. Aber es ist auch ein Verlag, der exemplarisch alle historischen Tiefen des vergangenen Jahrhunderts am eigenen Leib durchlebt und durchlitten hat, der also im Laufe seiner 125 Jahre immer wieder Einbrüche und Neu-Anfänge erleben und überstehen musste.

Ein Verlag mit Tradition ist der Musikverlag Zimmermann. Immerhin feiert das Unternehmen in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag und ist seit Firmengründung in Familienhand. Aber es ist auch ein Verlag, der exemplarisch alle historischen Tiefen des vergangenen Jahrhunderts am eigenen Leib durchlebt und durchlitten hat, der also im Laufe seiner 125 Jahre immer wieder Einbrüche und Neu-Anfänge erleben und überstehen musste.Wie häufig in der Verlagsbranche geht die Gründung auf eine Einzelpersönlichkeit zurück, die die Liebe zur Musik zum Lebensinhalt machte. 1876 entschloss sich der gebürtige Mecklenburger Julius Heinrich Zimmermann, der in Berlin eine Banklehre gemacht hatte und von dort nach St. Petersburg versetzt worden war, von nun an Musikinstrumente zu verkaufen. Er erwarb Instrumente deutscher Herkunft und vertrieb sie in Russland. Erfolg stellte sich schnell ein, nicht zuletzt messbar an einer – wahren – Anekdote, die nach wie vor gerne erzählt wird: Russische Bauern, die unbedingt eine Ziehharmonika erwerben wollten, aber nur sonntags in die Stadt kamen, warfen im Geschäft die Fensterscheiben ein, um an ein Instrument zu kommen. Den Preis hinterlegten sie im Laden – nicht bekannt ist allerdings, wer für die beschädigten Scheiben aufkam.

Zunächst als kostenlose Zugabe erschienen sehr bald die ersten Notenausgaben, die zur Gründung des eigentlichen Verlags führten. Hinzu kamen eigene Instrumenten-Werkstätten mit der Entwicklung spezieller Zimmermann-Instrumente sowie die internationale Ausdehnung des Vertriebs.

Für die Expansion des Unternehmens zeugen auch die Gründungen mehrerer Filialen: in Moskau, in London und in Riga. Julius Heinrich Zimmermann selbst ging 1886 zurück nach Deutschland, ließ sich in Leipzig nieder und gründete hier einen weiteren Unternehmenszweig. Um 1900 war Zimmermann mit insgesamt zirka 400 Angestellten einer der größten Musikwarenhändler in Europa.

Der erste Weltkrieg und seine politischen Folgen führten zum ersten großen Einbruch, den das Unternehmen hinnehmen musste. Der jüngere Sohn Julius Heinrichs, Wilhelm Zimmermann, der seit 1912 im Petersburger Geschäft arbeitete, wurde als unerwünschter Deutscher in den Ural verbannt – sicher auch aus ökonomischen Motiven, konnte doch auf diese Weise die gesamte Firma zu „feindlichem Vermögen“ erklärt werden. Übernahm zunächst ein russischer Zweig der Familie Zimmermann die Geschäfte, so wurde nur wenig später das gesamte Unternehmen kurzerhand nationalisiert – ohne Zahlung von Schadenersatz selbstverständlich.

Nach einer abenteuerlichen Flucht aus dem Ural und nach dem Tod des Vaters im Jahr 1923 übernahm Wilhelm gemeinsam mit seinem Bruder August die Leipziger Geschäfte; Ende der 20er-Jahre teilten die beiden die Unternehmensbereiche untereinander auf: Wilhelm überließ dem Bruder die Instrumente und führte fortan den Verlag. Schon jetzt zählte neben Instrumentalschulen gehobene Unterhaltungsmusik zu den Schwerpunkten des Programms. Daneben entwi-ckelte Wilhelm eine große Begeisterung für den Jazz und gab unter anderem die ersten deutschsprachigen Jazz-Schulen heraus.

In den 30er-Jahren wurde Wilhelm aufgrund seiner jüdischen Vorfahren die verlegerische Tätigkeit zunächst verboten. Es gelang jedoch, die Erlaubnis für eine reduzierte Fortsetzung zu erwirken. Bis heute ist die eine oder andere Frage aus dieser Zeit ungeklärt: wie die Weiterführung möglich wurde ist dem Verlag trotz einiger Recherche heute ebenso unklar wie die Frage, was genau aus dem Musikinstrumentenhandel wurde. Fest steht, dass mit dem Tod Augusts im Jahr 1952 dieser Unternehmenszweig endgültig aufgegeben wurde.

Schon 1946 ging der Verlag von Wilhelm nach dessen Tod auf seine Witwe Edith über. Diese setzte das Unternehmen zusammen mit ihrer Tochter, Maja-Maria (spätere Reis) fort. Mit einem untrüglichen Gefühl für die politischen Entwicklungen beschloss Edith, Leipzig zu verlassen und nach Frankfurt überzusiedeln. Die wichtigs- ten Verlagswerke erreichten per Postpaket das neue Domizil. Vieles aber blieb zurück und fiel 1952 erneut der Enteignung zum Opfer. Verlagsverträge wurden beschlagnahmt, Restbestände wurden vom Leipziger Verlag Hofmeister übernommen – kostenfrei selbstverständlich. Erst Anfang der 90er-Jahre gab das Leipziger Staatsarchiv die Verlagsverträge heraus, die bis dahin streng unter Verschluss gehalten worden waren.

Edith Zimmermann und ihre Tochter mussten also – wieder einmal – klein anfangen. Komponisten wie Bertold Hummel oder Siegfrid Fink wurden veröffentlicht, daneben setzten die beiden Verlegerinnen einen Schwerpunkt im musikpädagogischen Bereich. Edith und später Maja-Maria bauten die Schlagzeug-Literatur aus, vergaßen darüber aber nicht traditionelle Verlagsschwerpunkte wie die Flötenmusik. Die Heirat von Maja-Maria mit Werner Reis erweiterte das Firmen-Spektrum um eine Druckerei, die noch heute zum Unternehmen gehört. Zeichen der erneuten Expansion war im Jahr 1991 der Erwerb des Lienau-Verlags, der jedoch rechtlich eigenständig agiert.

Maja-Maria Reis galt – wie ihre Mutter – als „Grande Dame“ des Musiklebens. Ihr Engagement für die Sache der Musikverlage ist Legende. Sie vertrat die Interessen der Musikverleger im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, im Deutschen Musikrat und im Beirat der Frankfurter Messegesellschaft.

Außerdem fungierte sie bei der GEMA als geschäftsführende Kuratorin der GEMA-Sozialkasse. Nach ihrem Tod im Jahr 2000 übernahm wiederum die Tochter, Cornelia Großmann, das Unternehmen. Sie kümmert sich als Geschäftsführerin um die Druckerei – zum Geschäftsführer des Verlags wurde daneben im Januar 2000 Michael Kary ernannt, der von Haus aus Rechtsanwalt ist und das operative Geschäft des Verlags leitet. Der Programm-Bereich bleibt in der Familie; er wird geführt von Cornelia Großmann, die gelernte Musikalienhändlerin ist. Schwerpunkte des Programms sind nach wie vor die Schul-literatur sowie die Förderung zeitgenössischer Komponisten. Wirtschaftlich von Interesse sind vor allem die Flöten- und Percussion-Schulen sowie die Verwertung der Orchestermusikrechte.
125 Jahre sind für den Verlag Anlass, sich selbst zu feiern. Ein buntes Geburtstags-Zeltfest – natürlich mit viel Musik – wird im September das Betriebsgelände des Unternehmens aufmischen und Zeugnis geben von einem lebendigen Musikverlag, der alle Unbill der Geschichte offensichtlich lebendig und gut überstanden hat.

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