München – Spätestens in sechs Monaten soll die Nachfolge von Valery Gergiev als Chef der Münchner Philharmoniker geklärt sein. „Da haben wir uns einen klaren Zeitplan verordnet: Wir möchten bis Ende des Jahres eine Empfehlung an den Stadtrat geben“, sagte der Münchner Kulturreferent Anton Biebl der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagsausgabe).
Dabei sprach er sich für „Experimente“ aus – so könne man überlegen, ob das Chef-Dirigenten-Modell überhaupt noch zeitgemäß sei. „Oder könnte man nicht über eine Doppelspitze nachdenken? Oder machen wir uns mit einem Dirigenten oder einer Dirigentin einfach zusammen auf den Weg? In diese Richtungen denke ich natürlich ebenso. Das weiß der Orchestervorstand auch.“
Bei den Philharmonikern erarbeite derzeit eine Findungskommission eine Empfehlung. „Überzeugt mich die, setze ich mich auch in der Politik dafür ein und das geht in den Stadtrat zur Entscheidung“, erläuterte Biebl das Prozedere. „Die Philharmoniker reden immer von ‚Brautschau‘ in dieser Phase, aber ich frage mich, wer die Braut ist. Wir haben jetzt 30 Dirigierende zu Gast, davon sind aber nur fünf Frauen. Kein gutes Verhältnis, wenn Sie mich fragen.“
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte den russischen Start-Dirigenten Gergiev, der als Freund von Wladimir Putin gilt, im Frühjahr entlassen, weil er sich nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine nicht vom Präsidenten und dessen Politik distanziert hatte.