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11.2.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Düsseldorf: «Solaris» - Science-Fiction-Klassiker im Schauspielhaus +++ Mainz: Bewerbungsfrist für Georg-K.-Glaser-Literaturpreis läuft bis 3. Mai +++ Mainz: Deutscher Kleinkunstpreis 2005 wird verliehen


Düsseldorf: «Solaris» - Science-Fiction-Klassiker im Schauspielhaus
Düsseldorf (ddp-nrw). Der Science-Fiction-Klassiker «Solaris» von Stanislav Lem wird ab Freitag im Düsseldorfer Schauspielhaus gezeigt. Die Inszenierung des polnischen Regisseurs Krystian Lupa wird an insgesamt sieben Terminen im Februar und März im Kleinen Haus zu sehen sein, wie eine Sprecherin am Donnerstag mitteilte. «Solaris» ist Lupas erste Arbeit für das Düsseldorfer Schauspielhaus. Er gilt als einer der renommiertesten Theaterleute Polens.

Das Stück nach dem bekannten polnischen Science-Fiction-Autor und Philosophen Stanislav Lem («Der futurologische Kongress», «Golem») erzählt die Geschichte des jungen Psychologen Kris Kelvin, der zu dem Planeten Solaris geschickt wird. Dort soll er unerklärlichen Vorkommnissen nachspüren. Als ihm seine verstorbene Freundin als «materialisierte Projektion» wieder begegnet, ahnt er, dass er es mit einer fremden Intelligenz zu tun hat. Eine gedankliche Reise durch eigene Vorstellungen, Wünsche und Schuldgefühle nimmt ihren Anfang.
http://www.duesseldorfer-schauspielhaus.de

Mainz: Bewerbungsfrist für Georg-K.-Glaser-Literaturpreis läuft bis 3. Mai
Mainz (ddp-swe). Autoren aus Rheinland-Pfalz können sich noch bis 3. Mai um den Georg-K.-Glaser-Preis bewerben. Zugelassen sind Arbeiten aller literarischen Gattungen wie Prosa, Lyrik, Szene oder Essay, wie das Kulturministerium und der SWR am Donnerstag in Mainz mitteilten. Die noch unveröffentlichten Texte dürfen maximal zehn Schreibmaschinenseiten lang sein. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro dotiert. Außerdem wird ein Förderpreis von 3000 Euro vergeben.
Teilnahmeberechtigt sind Autoren, die in Rheinland-Pfalz geboren sind, hier leben oder durch ihr literarisches Schaffen mit dem kulturellen Leben des Landes eng verbunden sind. Der Preis ist nach dem rheinhessischen Erzähler Glaser benannt, der 1910 in Guntersblum geboren wurde und während der Nazi-Zeit nach Frankreich emigrierte. Er starb 1995 in Paris. Die öffentliche Preisverleihung findet am 8. September im SWR-Funkhaus Mainz statt.

Mainz: Deutscher Kleinkunstpreis 2005 wird verliehen
Mainz (ddp-swe). Bitterböse Satiren, hinterhältige Rache im Geschlechterkampf, abgedrehte Alltagsphilosophien und ein genialer Altmeister - die Preisträger des Deutschen Kleinkunstpreises 2005 sind so hochkarätig wie lange nicht mehr. Am Sonntag wird im Mainzer Forum-Theater «unterhaus» der älteste und mit 20 000 Euro höchst dotierte Preis seiner Art in Deutschland verliehen. Ausgezeichnet werden in diesem Jahr Lisa Politt in der Sparte Kabarett, Altmeister Gerhard Bronner in der Sparte Chanson und Gunkl alias Günther Paal in der Sparte Kleinkunst. Den Förderpreis der Stadt Mainz erhält der Essener Musikkabarettist Hagen Rether.
Seit 33 Jahren werden im ehrwürdigen Gewölbekeller im Mainzer Untergrund bereits die Preise mit der einst von Hanns Dieter Hüsch gestifteten Glocke verliehen. Der Glocken-Stifter war selbst der erste Preisträger - so renommierte Kollegen wie Gerhard Polt, Dieter Hildebrandt, Gert Fröbe oder der Schweizer Emil Steinberger folgten. Immer wieder zeichnete das Unterhaus auch Schweizer und Österreicher aus.
Gleich zwei Österreicher sind 2005 unter den Preisträgern: Gunkl alias Günther Paal, der Wortverdreher und Zeitenphilosoph mit den absurden Dialogen, ist in Deutschland noch eher unbekannt. Die Programme des 42-Jährigen mit dem Pferdeschwanz heißen «Grundsätzliche Betrachtungen ...», «Das Beste aus den nächsten sechs Programmen» und «Ich muss mich jetzt genug konzentrieren, damit ich diese quasimetasprachliche Geschichte halbwegs glaubwürdig und nachvollziehbar auf die Bühne stell\'». Die Unterhaus-Jury feiert seine Programme als «ausgeklügelte, hochkonzentrierte Kleinkunstwerke», die in grandioser Weise die Zuschauer mitnehmen auf aberwitzige Reisen durch Raum und Zeit, in denen sich die philosophische Weltordnung mit den kleinen Tücken des Alltags trifft.
Der zweite Österreicher unter den Preisträgern ist eigentlich schon eine Ikone: Gerhard Bronner, Jahrgang 1922, Komponist, Musiker und Kabarettist gilt als einer der Väter des österreichischen Nachkriegskabaretts. Bronner emigrierte 1938 nach Palästina, kehrte aber nach dem Zweiten Weltkrieg nach Wien zurück. Dort hob er 1952 zusammen mit Helmut Qualtinger die Kabarett-Revue «Brett\'l vor\'m Kopf» aus der Taufe, und schrieb mit Qualtinger und Georg Kreisler im «namenlosen Ensemble» das Kabarettprogramm «Blattl vorm Mund».
Bronner leitete Theater und das Kabarett «Die Fledermaus», schrieb Lieder, übersetzte Satiren Kishons und schuf eine Wiener Fassung von «My fair Lady». Nun wird er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Kleinkunst-Preis ausgezeichnet.
«Endlich» könnte man auch bei der Preisträgerin der Sparte Kabarett sagen: Lisa Politt, Jahrgang 1956, schreibt bereits seit 1984 Kabarettprogramme. Bekannt wurde sie zusammen mit ihrem Partner Gunther Schmidt als «Herrchens Frauchen», das Duo erhielt 1991 bereits den Förderpreis der Stadt Mainz. Nun wird die Frau mit der spitzen Zunge für ihr Soloprogramm «Rache» ausgezeichnet. Der Preis wird die Kabarettistin mit den femininen Themen freuen: Politt ist erst die dritte Frau, die den Preis in der Sparte Kabarett erhält.
Auch mit ihrem Nachwuchspreis kommen die Mainzer fast schon zu spät: Jahrelang klimperte der 35-Jährige Hagen Rether als unbekannter Mann am Klavier bei Größen wie dem Ruhrpott-Kabarettist Ludger Stratmann. Dann stellte sich der Essener mit einem eigenen Programm auf die Bühne - und wurde mit Preisen überschüttet: 2004 unter anderem den «Stuttgarter Besen», das «Passauer Scharfrichterbeil», und den Bonner «Prix Pantheon». Die Presse preist ihn als hinterhältig, boshaft und abgrundtief böse, die Mainzer Jury lobt den Klavier-Kabarettisten, der an der Essener Folkwang-Musikhochschule studierte, als virtuosen Wortjongleur, der - verkleidet als harmloser Barpianist - «virtuos im Spiel mit Harmlosigkeiten bitterböse Satire kredenzt». Na, dann: Spiel\'s noch einmal, Hagen!
Der Fernsehsender 3sat sendet die Aufzeichnung von der Preisverleihung am 19. Februar.
Gisela Kirschstein