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12.6.: theater aktuell +++ theater

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Meiningen: Theaterfreunde spenden 75 000 Euro für Bau der neuen Kammerspiele +++ Recklinghausen: Ruhrfestspiele enden mit Besucherrekord +++ Fürth/Regensburg: «Tannöd» erobert die Bühnen


Meiningen: Theaterfreunde spenden 75 000 Euro für Bau der neuen Kammerspiele
Meiningen (ddp-lth). Der Verein der Meininger Theaterfreunde spendet 75 000 Euro für den Bau der neuen Kammerspiele. Wie eine Sprecherin des Meininger Theaters am Donnerstag mitteilte, werden davon 40 000 Euro in die Ausstattung mit Scheinwerfern investiert. Für weitere 35 000 Euro hätten im Rahmen einer Spendenaktion über 100 Bürger, Vereine, Firmen und Einrichtungen als Geldgeber für die 220 Zuschauerplätze gewonnen werden können. Es sei ein «großartiges Gefühl», eine so einsatzkräftige Unterstützung an der Seite und in der Bevölkerung einen solchen Rückhalt zu haben, sagte Intendant Ansgar Haag.


Recklinghausen: Ruhrfestspiele enden mit Besucherrekord
Recklinghausen (ddp-nrw). Die Ruhrfestspiele Recklinghausen beenden die diesjährige Spielzeit mit einem Besucherrekord. Bislang kamen zu den 141 Vorstellungen des am Sonntag zu Ende gehenden Theaterfestivals 76 482 Besucher. Das waren 1300 oder 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr, was einer Auslastung der acht Spielstätten von 83,36 Prozent entspricht, wie die Festspielleitung am Donnerstag mitteilte. Damit habe sich das Programm aus dem Kartenverkauf finanziert.
Festspielleiter Frank Hoffmann führte den dritten Besucherrekord in Folge auch auf die weiter gestiegene Internationalität des Programms zurück. Hollywood-Größen wie Kevin Spacey und Jeff Goldblum, die in der kontinentaleuropäischen Premiere des Stücks «Die Gunst der Stunde» vor ausverkauften Rängen spielten, hätten Besucher aus ganz Deutschland und den Nachbarländen nach Recklinghausen gezogen sowie auch viele jüngere Menschen ins Theater gelockt.
Ein Erfolg war nach Worten Hoffmanns auch die Inszenierung «Blackbird» der australischen Filmschauspielerin Cate Blanchett, die zu einem Publikumsgespräch nach Recklinghausen gekommen war. Das in dem Stück behandelte Thema Pädophilie habe für viele interessante Diskussionen gesorgt. Darüber hinaus hätten viele deutsche zugkräftige Namen wie Harald Schmidt, Ulrich Matthes, Otto Sander und Ulrich Tukur für hervorragend besuchte Vorstellungen und damit den Erfolg der Festspiele gesorgt.
Thematisch standen die diesjährigen Festspiele unter dem Motto «Es war einmal in Amerika - ein Traum vom Theater». Diese Konzentration auf die Theaterliteratur eines Landes weg von der bisherigen Fokussierung auf einen Autor will Hoffmann auch in den nächsten Spielzeiten beibehalten. Im europäischen Vergleich sei Recklinghausen angesichts von zehn Premieren und Uraufführungen allein in dieser Spielzeit bestens aufgestellt, sagte der Intendant. Auch künftig bleibe «Qualität und nicht Quantität» das wichtigste Kriterium bei der Programmgestaltung.


Fürth/Regensburg: «Tannöd» erobert die Bühnen
Fürth/Regensburg (ddp-bay). Alles begann mit einem Zufall. Die Regisseurin Maya Fanke war gerade unterwegs ans Tiroler Landestheater in Innsbruck. Im Autoradio hörte sie die Rezension eines neu erschienenen Krimis: «Tannöd» hieß das Buch und war das Erstlingswerk der damals völlig unbekannten Oberpfälzer Autorin Andrea Maria Schenkel. Fanke war «total elektrisiert» und beschloss: «Dieser spannende Stoff muss sofort auf die Bühne.» Inzwischen schlug «Tannöd» auf dem Buchmarkt als Bestseller ein. Die Schauspielhäuser erobert das Stück ab Samstag ebenfalls: Am Staatsschauspiel Dresden feiert »Tannöd« Deutschlandpremiere, in Bayern ist das Schauspiel ab der kommenden Spielzeit zu sehen.
Fanke, deren Bühnenfassung in Fürth, Regensburg und Hamburg laufen wird, erinnert sich gern an ihre «kleine private Geschichte» über den Beginn ihrer Faszination für «Tannöd». Kaum in Innsbruck angekommen, kaufte sie den Krimi über den Mord an einer Bauernfamilie auf einem bayerischen Einödhof und verschlang ihn noch am selben Abend im Hotelzimmer. Am nächsten Morgen ging sie zu ihrem Termin am Theater, bei dem ein Angebot zur Verhandlung stand, mit dem Fanke «nicht ganz glücklich» war. Kurzerhand überzeugte sie die Theaterleitung davon, stattdessen «Tannöd» auf die Bühne zu bringen. Gemeinsam mit der Innsbrucker Chefdramaturgin Doris Happl schrieb sie eine Bühnenfassung, am 15. März hatte das Stück Weltpremiere.
In Innsbruck wurde «Tannöd» ein Erfolg: »Es läuft ausverkauft«, berichtet Happl. Die Geschichte eignet sich ihrer Ansicht nach ideal für die Bühne, wegen ihrer «unglaublich dichten Atmosphäre«. «Es zieht einen richtig rein.» So sehr, dass manche Zuschauer nach der Vorstellung «ein bisschen mitgenommen» wirkten, schildert Happl.
Der Zuschauer fühle sich irgendwie mitschuldig, fügt Fanke hinzu, und fiebere bei der Suche nach der Wahrheit ständig mit. «Es wird nicht alles geklärt», betont die Regisseurin. «Die Rätselhaftigkeit, die einen im Krimi bannt, bleibt im Stück erhalten.» Die Dorfbevölkerung bilde wie in einem «Mikrokosmos» die Gesellschaft ab. «Das macht es für Theater interessant.» Dazu ist nach Ansicht der Regisseurin der «Tanz mit unterschiedlichen Zeiten und Erinnerungen auf der Bühne» eine spannende Herausforderung.
Autorin Schenkel lobt an Fankes Inszenierung besonders das in Weiß gehaltene Bühnenbild. Die Schauspieler befinden sich in einer Kirche, die aufgegeben wurde, die Dorfbevölkerung ist «von Gott verlassen». Schenkel findet es «witzig, dass sich alles in diesem einen Raum abspielt». Als Fanke beim Verlag wegen einer Bühnenfassung anfragte, war die Autorin begeistert. Wer einen Stoff bearbeitet, »schafft etwas ganz Neues« daraus, sagt sie. »Ich bin immer neugierig darauf, wie der Text auf andere wirkt.«
Gesehen hat sie die Bühnenversion ihres Stoffs allerdings noch nicht - bislang sei zwischen Autorenlesungen und dem Schreiben an ihrem dritten Krimi keine Zeit geblieben. Die Inszenierung im Stadttheater Fürth will sie jedoch nicht versäumen. Das «liegt für mich natürlich näher», sagt die Oberpfälzerin, die auch mit ihrem zweiten Krimi «Kalteis» die Bestseller-Listen eroberte. Diesen Stoff hat Fanke noch nicht für die Bühne entdeckt. Der Roman habe eine «konventionellere Form», sagt sie zur Begründung. «Bis jetzt«, fügt sie hinzu und überlegt kurz, »ist dieser Punkt noch nicht gekommen».