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Dresden: Bühnenverein hält «Weber»-Verbot für fragwürdig +++ Berlin: Stölzl fordert Verbleib von Intendant Wilms am Deutschen Theater +++ Mannheim: Theater ehrt Schiller - Publikum nimmt an Filmprojekt teil
Dresden: Bühnenverein hält «Weber»-Verbot für fragwürdig
Dresden/Köln (ddp). Der Bühnenverein hält das Verbot der Dresdner «Weber»-Inszenierung durch das Berliner Landgericht für «äußerst fragwürdig». Das Theater lebe von Text und Interpretation, sagte der Direktor und Vorstand des Vereins, Rolf Bolwin, am Mittwoch der Nachrichtenagentur ddp in Köln. Es müsse den Regisseuren möglich sein, durch erkennbare Ergänzungen einen aktuellen Bezug herzustellen. Bei der «Weber»-Inszenierung von Völker Lösch am Staatsschauspiel Dresden sei klar erkennbar, welche Szenen vom Autor Gerhart Hauptmann (1862-1946) stammten und welche eingefügt wurden. Deshalb liege für ihn keine Verletzung des Urheberrechts vor, sagte Bolwin.
Ob das Urteil eine Präzedenzwirkung habe, lasse sich noch nicht sagen. Das Stück «Die Weber» sei immer wieder mit Ergänzungen aufgeführt worden und erst jetzt sei geklagt worden.
Staatsschauspiel-Intendant Holk Freytag sagte, das Verbot sei eine Entscheidung gegen das deutsche Regietheaters. «Wir wollen das, was die Dresdner Aufführung einzigartig macht, die Chorszenen, nicht eliminieren», hob er hervor. Zugleich kündigte Freytag eine sorgfältige Prüfung des weiteren Vorgehens des Staatsschauspiels an, juristisch bleibe die Möglichkeit einer Berufung.
Das Berliner Landgericht hatte am Dienstag eine weitere Aufführung der umstrittenen «Weber»-Inszenierung untersagt. Mit dem Einfügen von Passagen eines «Chors der Arbeitslosen» verstoße das Theater gegen das Urheberrechtsgesetz. Mit der Entscheidung bestätigte das Gericht seine einstweilige Verfügung vom 23. November des vergangenen Jahres. Der Aufführungsvertrag zwischen dem Theater und dem lizenzhabenden Bühnenverlag Felix Bloch Erben sehe vor, dass sämtliche Änderungen des Originalwerkes schriftlich zu dokumentieren und mit dem Verlag abzustimmen seien. Dieses sei jedoch nicht geschehen. Aus Sicht des Theaters ist die Absprache über die geplante Inszenierung telefonisch bereits vor Zustandekommen des Vertrags erfolgt.
Berlin: Stölzl fordert Verbleib von Intendant Wilms am Deutschen Theater
Berlin (ddp-bln). Berlins Ex-Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) fordert den Verbleib von Intendant Bernd Wilms am Deutschen Theater (DT). Zugleich warf der Politiker in der «Netzeitung» dem rot-roten Senat bei der Suche nach einem neuen DT-Intendanten Inkompetenz vor. Er appellierte an Kultursenator Thomas Flierl (PDS), im Streit um die Neubesetzung des Postens auf Altbewährtes zurückzugreifen. Flierl hatte den Vertrag von Wilms nicht über 2006 hinaus verlängert.
Wilms und sein Team hätten «hervorragende Arbeit» geleistet, sagte Stölzl. «Flierl könnte eine heroische Tat tun, wenn er zu Bernd Wilms sagte: Ich habe mich geirrt. Es tut mir leid. Ich habe mir Ihr Programm und Ihre Besucherzahlen angeschaut: Gratulation. Bitte übernehmen Sie auch die nächste Intendanz des Deutschen Theaters.» Auch die von Flierl eingesetzte Findungskommission sollte «unbedingt» das Gespräch mit Wilms suchen, weil dieser als «Kandidat doch die besten Voraussetzungen» mitbringe.
Die Debatte um einen neuen DT-Intendanten kritisierte Stölzl scharf. «Der kulturpolitischen Kompetenz der rot-roten Regierung stellt der Vorgang ein vernichtendes Zeugnis aus», sagte er. Dass Flierl ursprünglich den «bedeutenden Schriftsteller und Kulturdenker» Christoph Hein zum Intendanten machen wollte, sei zwar eine «legitime Idee». «Nur muss man sich vorher vergewissern, ob er auch wirklich Lust hat, die Rolle des unbeirrbaren, unenttäuschbaren, ewig ums Geld kämpfenden Clan-Chefs auch auszufüllen», so Stölzl zur Netzeitung.
Das Beispiel Hein zeigt nach Auffassung von Stölzl auch, dass Flierl «einsame Entscheidungen» liebt. Der Kulturstandort Berlin habe dadurch aber Schaden genommen.
Mannheim: Theater ehrt Schiller - Publikum nimmt an Filmprojekt teil
Mannheim (ddp-bwb). Auf den Tag genau 223 Jahre nach der Mannheimer Uraufführung von Schillers «Die Räuber» nimmt das Nationaltheater Mannheim das Stück heute wieder in den Spielplan. Das Haus startet damit nach Angaben der Stadt Mannheim ins Schillerjahr 2005, zu dem neben drei Premieren und drei Wiederaufnahmen auch die 13. Internationalen Schillertage vom 4. bis 12. Juni unter dem Schiller-Leitbegriff «Freiheit!» gehören.
Unmittelbar vor der Wiederaufnahme-Premiere heute aus Anlass des 200. Todestages des Dichters am 9. Mai wird das Mannheimer Theaterpublikum auch an einem bundesweiten Schiller-Projekt teilnehmen. Für einen «Glocken»-Film sprechen die Theatergänger zwei Strophen aus Schillers «Glocke» im Chor. Für den Film treten vor allem Persönlichkeiten aus dem kulturellen, politischen und sportlichen Leben vor die Kamera, um jeweils einige Zeilen des Gedichtes zu zitieren. Diese Videoaufnahmen werden dann hintereinander geschnitten. Initiator des Film-Projektes ist der freischaffende Bühnen- und Kostümbildner David König.