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Straßburg: Arte lädt ab Januar zum Kulturtalk «Paris-Berlin» +++ Stuttgart: Ausstellung befasst sich mit NS-Propagandafilm «Jud Süß» +++ Mainz: Gewerkschaft ver.di plant Internet-Magazin «Streik-TV» +++ Frankfurt/Main: Stefan Niggemeier ist «Journalist des Jahres»
Straßburg: Arte lädt ab Januar zum Kulturtalk «Paris-Berlin»
Straßburg (ddp). Der deutsch-französische Sender Arte startet am 10. Januar 2008 den neuen Kulturtalk «Paris-Berlin». Die Sendung widmet sich nach Angaben von Arte mindestens einmal im Monat einem Thema, das in Deutschland und Frankreich die Kulturwelt bewegt.
Moderiert wird das Format im Wechsel aus Berlin von der Autorin Thea Dorn und aus Paris von der Radio- und Fernsehjournalistin Isabelle Giordano. Die jeweilige Gastgeberin begrüßt vier Gäste aus Deutschland und Frankreich, die andere Moderatorin kommentiert aus dem anderen Land.
Die erste Sendung dreht sich um den Feminismus heute. Am 24. Januar geht es - im Anschluss an Romuald Karmakars viel diskutierten Film «Hamburger Lektionen» - um das Thema «Islamismus: Schicksalsfrage für Europa?»
Stuttgart: Ausstellung befasst sich mit NS-Propagandafilm «Jud Süß»
Stuttgart (ddp). Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart befasst sich ab Freitag in einer Ausstellung mit dem Propagandafilm im Nationalsozialismus. Die Sonderschau klärt über den antisemitischen Film «Jud Süß» auf, der 1940 im Auftrag des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels unter der Regie von Veit Harlan entstand. Nach Museumsangaben werden sowohl die Machart des Films als auch die Folgen der Filmvorführungen thematisiert. Die Ausstellung ist bis 3. August 2008 zu sehen.
Der Film «Jud Süß» bedient sich der historischen Figur Joseph Süß Oppenheimer, der Finanzberater des württembergischen Herzogs Karl Alexander war und nach dessen Tod 1738 in Stuttgart hingerichtet wurde. Der Streifen wurde den Angaben zufolge nach seiner Premiere am 24. September 1940 von rund 20 Millionen Menschen gesehen. Er sollte ganz bewusst antijüdische Ressentiments in der Bevölkerung schüren. Nach den Filmvorführungen kam es oft zu Ausschreitungen gegen Juden.
Der Film steht heute unter Vorbehalt und darf nur in geschlossenen Veranstaltungen mit didaktischer Begleitung gezeigt werden. Die Ausstellung geht anhand von Sequenzen unter anderem darauf ein, welches Bild Goebbels von Juden propagierte. Auch die Strafverfahren gegen den Regisseur Harlan in der Nachkriegszeit werden thematisiert. Er musste sich wegen Beihilfe zur Verfolgung verantworten.
Mainz: Gewerkschaft ver.di plant Internet-Magazin «Streik-TV»
Mainz (ddp). Nach Informationen des ZDF-Hauptstadtstudios will die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ab Januar ein eigenes Fernsehmagazin über das Internet verbreiten. Wie der Sender am Mittwoch in Mainz mitteilte, will der ver.di-Bundesvorstand das seit Monaten geplante Wochenmagazin mit dem Titel «Streik-TV» am kommenden Montag beschließen. Ziel sei es, wegen der zunehmenden Überalterung der Gewerkschaften, vor allem junge Leute anzusprechen. Außerdem erhoffe sich ver.di eine bessere mediale Begleitung der für das kommende Jahr erwarteten Arbeitskämpfe, etwa im Einzelhandel.
Die Macher des Magazins sind den Angaben zufolge Fernsehjournalisten, die auch für das RBB-Lifestylemagazin «Polylux» gearbeitet haben. Nach Vorstellungen der ver.di-Verantwortlichen soll auch die Machart der Filmbeiträge für «Streik-TV» modern und jugendlich sein. Das Budget sei «erheblich», habe ein Insider berichtet.
Frankfurt/Main: Stefan Niggemeier ist «Journalist des Jahres»
Frankfurt am Main (ddp). Stefan Niggemeier ist vom «Medium Magazin» zum «Journalisten des Jahres» gewählt worden. Dem Mitbegründer von «Bildblog» sei es 2007 mit seinem persönlichen Blog ( http://stefan-niggemeier.de ) gelungen, ein Zeichen für Qualitätsjournalismus im Internet zu setzen, begründete die Branchenzeitschrift am Mittwoch in Frankfurt am Main die Wahl. «Mit seriöser Hintergrundrecherche, Courage und einem exzellenten Stil gelingt es ihm beispielhaft, Themen in seinem Blog so aufzuarbeiten, dass sie eine ständig wachsende, sehr aktive Internetcommunity und ein ständig wachsendes Leserpublikum darüber hinaus finden», hieß es in der Begründung.
Insbesondere würdigte die Jury, dass Niggemeier sich als freier Journalist ohne finanzielle Rückendeckung nicht scheue, «heiße Eisen anzufassen». Seiner "akribischen Recherche» sei es zu verdanken, dass 2007 zweifelhafte Gewinnspiele im Fernsehen zu einem öffentlichen Thema geworden seien.
Der vor Gericht verhandelte Vorwurf gegen Niggemeier, einen rechtswidrigen Kommentar in seinem Blog zugelassen zu haben, habe eine Grundsatzdebatte ausgelöst, ob Blog-Kommentare bei brisanten Themen kontrolliert werden müssen, bevor sie erscheinen dürfen. Für die Zukunft des Onlinejournalismus sei der Ausgang dieser Debatte «von herausragender Bedeutung», betonte die Jury.
Am 5. Dezember hatte das Hamburger Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen Niggemeier bestätigt. Hintergrund des Rechtsstreits war der unzulässige Kommentar eines Unbekannten in seinem Medienblog zu einem Bericht über die Praktiken einer Produktionsfirma von Call-in-Sendungen. Monate nach dem Artikel Niggemeiers war dieser Kommentar nachts in dem Blog abgegeben und am nächsten Vormittag von dem Journalisten unaufgefordert gelöscht worden. Nach Ansicht der Gegenseite wäre Niggemeier aber dazu verpflichtet gewesen, den Kommentar vorab zu kontrollieren. Dem schloss sich das Landgericht offenbar an. Eine schriftliche Urteilsbegründung lag noch nicht vor. Niggemeier kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen.
Das «Medium Magazin» kürte außerdem in zehn Fach-Kategorien die «Journalisten des Jahres». Zu den Preisträgern zählen unter anderen Uwe Vorkötter («Frankfurter Rundschau») als «Chefredakteur des Jahres», Heribert Prantl («Süddeutsche Zeitung») als Politikjournalist des Jahres», Patricia Riekel («Bunte») als «Unterhaltungsjournalistin des Jahres» und ARD-Moderatorin Anne Will als «Newcomerin des Jahres». Zur «Redaktion des Jahres» wählte die rund 40-köpfige Jury «Spiegel Online».
Der Preis wird seit 2004 verliehen. Die Preisverleihung findet im Januar in Berlin statt.