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14.4.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Bochum: Dimiter Gotscheff erhält Bochumer Peter-Weiss-Preis +++ Bamberg/Dresden: Weitere Gespräche zum Karl-May-Archiv +++ Rostock: Neue Schauspieldirektorin und finnische Kultur am Volkstheater +++ Naumburg: Naumburger Straßentheatertage im Mai +++ Chemnitz: Amos Oz nimmt Stefan-Heym-Preis entgegen


Bochum: Dimiter Gotscheff erhält Bochumer Peter-Weiss-Preis
Bochum (ddp-nrw). Der Regisseur Dimiter Gotscheff erhält in diesem Jahr den Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum in der Sparte Theater. Die Jury lobte in einer am Montag verbreiteten Begründung ihrer Entscheidung Gotscheffs ästhetischen Sinn und sein Formbewusstsein, seinen grimmigen Humor und seinen politischen Instinkt, die sich in «Choreographien des Untergangs» ausdrückten. Der gebürtige Bulgare ist der dritte Preisträger des Peter-Weiss-Preises in der Theatersparte. Zuvor waren bereits George Tabori (1990) und Kurt Hübner (2000) mit dem mit 15 000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet worden.
Gotscheff arbeitet seit Mitte der 80er Jahre kontinuierlich an deutschsprachigen Theatern, unter anderem an Bühnen in Köln, Düsseldorf und Bochum. In den 60er und 70er Jahren hatte er vorübergehend in der DDR gelebt, das Land jedoch nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 wieder verlassen.


Bamberg/Dresden: Weitere Gespräche zum Karl-May-Archiv
Bamberg/Dresden (ddp-bay). In die gescheiterten Verkaufsverhandlungen um das Karl-May-Archiv könnte noch einmal Bewegung kommen. So will der Bamberger Verleger Lothar Schmid noch diese Woche telefonische Abschlussgespräche mit der sächsischen Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) führen. Zudem sei ein weiteres persönliches Treffen am kommenden Montag vorgesehen, sagte Schmid der Nachrichtenagentur ddp. Da er sich an diesem Tag in Dresden aufhalte, habe er der Ministerin ein Treffen vorgeschlagen, sagte Schmid. Bislang warte er jedoch noch auf eine Bestätigung.
Sachsen hatte zuletzt 3,5 Millionen Euro für den schriftlichen Nachlass Karl Mays geboten, Schmid hatte von dem Bundesland 15 Millionen Euro gefordert. Am 10. April war ein von Schmid gestelltes Ultimatum ausgelaufen. Verkaufsgespräche mit anderen Interessenten habe er in der Zwischenzeit noch nicht geführt, sagte Schmid. «Das braucht natürlich seine Zeit, das wollen wir auch nicht überstürzen, sondern in aller Ruhe jetzt klären», sagte der Verleger. Durch die Verhandlungen mit dem Freistaat Sachsen habe man versucht, den Nachlass zusammenzuhalten und am Stück zu verkaufen.
Er würde gerne «diese freundliche Lösung finden, aber es scheint so, als ob der Nachlass zu groß und damit zu wertvoll ist», erklärte Schmid. Dies sei der eigentliche Haken. «Wenn es nur einzelne Stücke wären, würde es sich natürlich leichter veräußern lassen. Aber das kann man ja jetzt ändern.» Dies würde jedoch bedeuten, dass der Nachlass schon in absehbarer Zeit aufgeteilt werde. Laut Schmid gibt es bereits Kaufinteressenten, die den Nachlass erwerben wollten, um ihn dann voraussichtlich gewinnbringend weiterzuverkaufen.


Rostock: Neue Schauspieldirektorin und finnische Kultur am Volkstheater
Rostock (ddp-nrd). Das Rostocker Volkstheater wird in der kommenden Spielzeit zur Bühne für finnische Kultur. Als neue Schauspieldirektorin will die aus Helsinki stammende Regisseurin Anu Saari kulturelle Grenzen überschreiten. Die Beschäftigung mit Bekanntem und Fremdem sei zentrale Aufgabe des Theaters, sagte Saari. Dazu will sie finnische Stücke zeigen, einen Gastspiel- und Autorenaustausch mit ihrem Heimatland organisieren und selbst inszenieren.
Anu Saari ist so etwas wie eine Bummlerin zwischen den Welten. Nachdem die 1947 geborene Helsinkierin von 1966 bis 1970 in ihrer Heimatstadt studierte und dort die Theatergruppe «Penniteatteri» gründete, was auf Deutsch «Pfennigtheater» heißt und eine Anspielung auf Brechts «Dreigroschenoper» ist, verbrachte sie fast die Hälfte ihres Lebens in Deutschland. Sie begann am Berliner Theater der Freundschaft, arbeitete lange freischaffend, wurde leitende Schauspielchefin am Staatstheater Cottbus, wo sie auch den heutigen Rostocker Intendanten Steffen Piontek kennenlernte. Mit ihm sei die Idee eines finnisch-deutschen Kulturaustausches geboren worden.
Zunächst habe sie aber das Angebot erhalten, Intendantin in der finnischen Stadt Oulu zu werden, kam dort an eine baulich marode Bühne und hinterließ nach sechs Jahren des Improvisierens ein rundum erneuertes Theater. «Ich bin so froh, dass ich noch einmal die Chance hatte, in meiner Heimat zu arbeiten.» Zugleich musste Saari feststellen, dass ihre eigenen Landsleute ihr mittlerweile ein wenig fremd geworden sind. «Finnland ist ein bisschen wie das Dorf von Asterix», sagt sie liebevoll. In Deutschland fühle sie sich inzwischen mehr zu Hause.
In Finnland werde am Theater auf ganz andere Art probiert als hierzulande, sagt Saari. »Die Phase des Suchens findet dort mehr gemeinsam statt", wobei auch Beleuchtung und Ton von Anfang an einbezogen würden. «Interessant wäre es, einmal ein und dasselbe Stück gleichzeitig dort und hier zu inszenieren und dann zu sehen, wer macht was anders.» Gelegenheit dazu hat Saari in der kommenden Spielzeit in Rostock. Das Projekt wird vom finnischen Theaterinformationszentrum unterstützt, das Übersetzungen von Stücken und Autorenreisen bezahlen will. Geplant ist auch ein Gastspielaustausch zwischen Rostock und seiner Partnerstadt Turku, die gerade zur Kulturstadt des Jahres 2011 auserkoren wurde.
Als Überleitung in die kommende Saison wird die neue leitende Schauspieldirektorin noch in dieser Spielzeit ihr erstes Stück auf die Rostocker Bühne bringen: «I hired a contract killer», ein Werk von Aki Kaurismäki. Anu Saari sagt dazu: «Ich inszeniere hier in Mecklenburg-Vorpommern das Stück eines finnischen Filmemachers, das in London spielt und dessen Hauptfigur ein Franzose ist.» Das sei eine tragische und doch humorvolle Geschichte, ganz nach dem Geschmack der Finnen. Die Proben für die Aufführung haben gerade begonnen, Premiere ist am 16. Mai.
Saari freut sich bereits auf ihre neuen Aufgaben in Rostock, auch wenn die aktuellen Einspardebatten im Rathaus für das Theater die Bühnenarbeit belasten. «Ich gehe davon aus, dass wir Theater machen und unseren kulturellen Auftrag erfüllen», sagt die Finnin. Für sie habe das Theater viel zu bieten. So habe sie einige Inszenierungen unter anderem von Alejandro Quintana und Johanna Schall in Rostock gesehen. «Ich schätze sehr, dass hier sowohl kleine, unterhaltsame Stücke, als auch Großweltliteratur auf der Bühne waren. Ich finde einfach, dass jede Generation das Recht auf ihren eigenen Hamlet hat», sagt die Theaterfrau.
Katja Bülow


Naumburg: Naumburger Straßentheatertage im Mai
Naumburg (ddp-lsa). Naumburg eröffnet in diesem Jahr die deutsche Straßentheatersaison. Vom 2. bis 4. Mai werden die Naumburger Straßentheatertage veranstaltet. Sie sollen künftig im zweijährigen Turnus ausgerichtet werden, wie die Stadtverwaltung mitteilte.
Das auf drei Tage - Freitag bis Sonntag - angewachsene Festival repräsentiere alle Facetten des internationalen Straßentheaters: Vom Einpersonenstück über die Straßentheater-Parade bis hin zu aufwendigen Großinszenierungen. Insgesamt treten 18 Künstler oder Gruppen aus fünf europäischen Nationen mit 24 unterschiedlichen Inszenierungen auf.
In diesem Jahr werden die Domgärten neu als Spielfläche in die Veranstaltung einbezogen. Weitere Aufführungen gibt es auf dem Markt, dem Holzmarkt und dem Marienplatz. Vor allem der Holzmarkt widmet sich den Kindern.
Das Gesamtprogramm werde abgerundet durch den ersten «Frühling in den Höfen». Acht Naumburger Innenhöfe, oft sonst nicht zugänglich, bieten Kulinarisches und Kunsthandwerk.


Chemnitz: Amos Oz nimmt Stefan-Heym-Preis entgegen
Chemnitz (ddp-lsc). Der israelische Schriftsteller Oz nimmt heute (14. April) den erstmals ausgelobten Internationalen Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz entgegen. Das Kuratorium für die Vergabe des mit 40 000 Euro dotierten Preises hatte im Dezember 2007 eine einstimmige Entscheidung getroffen. Mit Oz werde ein international renommierter Schriftsteller und Publizist gewürdigt, der sich zeitkritisch und couragiert als Persönlichkeit einmische, hatte es damals geheißen.
Oz hat mehr als 30 Bücher veröffentlicht, darunter Romane, Erzählungen und politische Essays. Die Werke erschienen in 37 Sprachen. Der Autor erhielt mehrere bedeutende internationale Auszeichnungen wie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und den Prinz-von-Asturien-Preis.