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Leipzig: Neuer Schauspiel-Intendant Hartmann will Programmspektrum erweitern +++ Augsburg: Brecht-Festival zu «Im Dickicht der Städte»
Leipzig: Neuer Schauspiel-Intendant Hartmann will Programmspektrum erweitern
Leipzig (ddp-lsc). Mit einem weitgehend neu formierten Ensemble und einem breiteren Programmspektrum will der künftige Intendant des Schauspiels Leipzig, Sebastian Hartmann, mehr Zuschauer ins Theater locken. Das Theater in Leipzig sei zwar «gut aufgestellt», leide aber unter einem Zuschauermangel, sagte Hartmann am Donnerstag bei der Vorstellung des Programms für die Spielzeit 2008/2009. Sein Ziel sei es deshalb, Menschen zu erreichen, «die bislang Berührungsängste hatten oder sich für Theater einfach nicht interessierten». Deshalb werde es im Großen Haus künftig auch ein bis zwei Konzerte im Monat geben. «Da werden Bands aus aller Welt spielen», sagte Hartmann, der auf diese Weise versuchen will, «Musikinteressierte ins Theater zu assimilieren».
Hartmann kündigte für die kommende Spielzeit 13 Inszenierungen im Großen Haus, das künftig Centraltheater heißen wird, an. Auftakt ist eine aus drei Teilstücken zusammengesetzte «Matthäuspassion». Dabei werden «Die Abendmahlsgäste» von Ingmar Bergmann, «Brand» von Henrik Ibsen und die Matthäuspassion aufgeführt. Premiere ist am 18. September. Auf dem Spielplan steht auch Peter Handkes «Publikumsbeschimpfung», bei der es sich um die Wiederaufnahme einer früheren Inszenierung Hartmanns am Schauspielhaus Hamburg handelt.
Für November ist die Uraufführung des Musicals «Alle reden vom Wetter» geplant, das der Komiker und Kabarettist Rainald Grebe eigens für das Leipziger Schauspiel geschrieben hat. Zentrales Thema ist das Klima. «Es geht um die prinzipielle Erderwärmung, und es hat mit Musik zu tun», sagte Grebe.
In der Neuen Szene, die künftig Skala heißen wird, soll laut Hartmann ein neues Theaterkonzept umgesetzt werden. Dort werde es permanente Produktionen ohne festen Spielplan geben. «Wir wollen beispielsweise mit kurzfristig geschriebenen und inszenierten Stücken auf aktuelle Ereignisse schnell reagieren», erläuterte Hartmann. «Da kann ein Stück auch mal innerhalb eines Tages entstehen.» Zudem könnten Zuschauer bei Proben zusehen.
Das rund 30-köpfige Schauspieler-Ensemble ist nach Hartmanns Worten völlig umgekrempelt worden. Vom derzeitigen Ensemble sind lediglich fünf Schauspieler noch dabei, die anderen sind neu im Haus. «Da sind gestandene Schauspieler von bekannten Theatern ebenso darunter wie Leute, die gerade von der Schule kommen», sagte Hartmann. Neu am Schauspiel ist auch Hausphilosoph Guillaume Paoli. «Wir wollten über die Dramaturgie hinaus jemanden haben, der noch einen ganz anderen Blickwinkel beschreibt», erläuterte Hartmann. Paolis Aufgabe werde es sein, die in den Stücken behandelten Themen unter anderem in Diskussionsforen mit Wissenschaftlern, Künstlern und Philosophen weiter aufzuarbeiten.
Dirk Reinhardt
Augsburg: Brecht-Festival zu «Im Dickicht der Städte»
Augsburg (ddp-bay). Bertolt Brechts Theaterstück «Im Dickicht der Städte» liefert den thematischen Rahmen für das 3. Festival «Augsburg Brecht Connected». Wie das Kulturbüro der Stadt Augsburg am Donnerstag mitteilte, werden sich vom 17. bis 20. Juli zahlreiche Gäste aus der Literatur- und Theaterszene sowie Musiker, Rapper und DJs neben Experten aus Wirtschaft, Politik und Forschung in Augsburg mit dem Thema «Stadt» auseinandersetzen. Erwartet werden unter anderen der Sänger Udo Jürgens, die Schauspieler Natalia Wörner, Axel Prahl, Udo Wachtveitl, Thomas Thieme und Christiane Paul sowie der Fußballer Mehmet Scholl, der Trainer des 1. FC Nürnberg, Hans Meyer, die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth und die Band Chumbawamba.
Neben einem Theaterstück des aus Mosambik stammenden Dramaturgen Evaristo Abreu wird es ein Fußballturnier geben, bei dem der FC Augsburg, die Brecht-Boys und ein Künstlerteam gegeneinander antreten. Schüler haben unter anderem die Möglichkeit, ihre eigenen Texte bei einem «SchülerPoetrySlam» vorzuführen. Abrunden sollen das Festival ein «Poesiecafé» mit offener Bühne sowie internationale DJs.