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16.6.: film und medien aktuell +++ film und medien

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Hamburg: Kritik-Preis «Informationsblockierer des Jahres» für IOC +++ Hamburg: Döpfner für Internetfreiheit von ARD und ZDF bei Werbeverzicht


Hamburg: Döpfner für Internetfreiheit von ARD und ZDF bei Werbeverzicht
Hamburg (ddp). Im Streit um den Umfang der Online-Aktivitäten von ARD und ZDF plädiert der Vorstandschef des Verlages Axel Springer, Mathias Döpfner, für einen neuen Ansatz. Er glaube, es gebe nur einen ordnungspolitisch sauberen und vor der EU-Kommission vertretbaren Weg, sagte er dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». «ARD und ZDF dürfen im Internet inhaltlich tun und lassen, was sie wollen - und verzichten dafür im Netz, aber auch im TV und allen anderen Kanälen auf Werbung, Sponsoring oder E-Commerce und finanzieren sich nur aus Gebühren», schlug er in dem am Samstag vorab verbreiteten Beitrag vor.
Der Entwurf für einen neuen Rundfunkänderungsstaatsvertrag, auf den sich die Ministerpräsidenten verständigt hatten, sei auf Dauer nicht handhabbar, sagte Döpfner. Der Kompromiss, der nach bisheriger Lesart den Öffentlich-Rechtlichen eine «elektronische Presse» untersagen würde, beschränke ARD und ZDF inhaltlich im Internet. Neue Medien bräuchten aber mehr Kreativität und Freiheit, nicht Beschränkung. »Das entspräche nicht meinem Verständnis von Pressefreiheit«, sagte er.
Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff wies Döpfners Vorschlag zurück. Einen Werbeverzicht halte er für ungeeignet. Das würde eine Gebührenerhöhung von 1,42 Euro im Monat nötig machen, sagte er. Das wolle im Moment niemand aufbringen. Der Preis des Werbeverzichts sei in Zeiten, in denen die Zahl der Gebührenzahler zurückgehe, zu hoch.
Der aktuelle Vertragsentwurf birgt nach Ansicht von Raff die Gefahr, dass sich Verlage und Öffentlich-Rechtliche am Ende über die Auslegung schwammiger Formulierungen wie «elektronische Presse» vor Gericht auseinandersetzen. Es sei zu befürchten, dass es permanent zu Rechtsstreitigkeiten komme.


Hamburg: Kritik-Preis «Informationsblockierer des Jahres» für IOC
Hamburg (ddp). Der Kritik-Preis der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche für den «Informationsblockierer des Jahres» geht in diesem Jahr an das Internationale Olympische Komitee (IOC) und stellvertretend an den langjährigen IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach. Das Komitee erhalte die «Verschlossene Auster», da es «seit vielen Jahren Korruption und Interessenkonflikte bei der Vergabe der Spiele» dulde, teilte die Vereinigung am Samstag in Hamburg mit. Das IOC versuche «sich zu reformieren, aber tut zu wenig, um Hinweisen und Indizien für solche Vorfälle nachzugehen und sie aufzuklären». Genehme Journalisten würden zugleich von einzelnen Verantwortlichen «bevorzugt bedient».
Der Vorsitzende von Netzwerk Recherche, Thomas Leif, betonte anlässlich der Verleihung des Negativ-Preises während der Jahreskonferenz der Journalistenvereinigung: «Das IOC betreibt mit seiner Informationspolitik das Gegenteil von ´fair play´.» Mit der «routinierten Verbreitung von Teilwahrheiten, der systematischen Ausblendung heikler Themen und der gezielten Abschottung von kritischen Sportjournalisten stehen das IOC und seine Top-Funktionäre dieses Jahr auf der Siegertreppe der Informationsblockierer.»
Die «Verschlossene Auster» wurde zum siebten Mal verliehen. Bisherige «Preisträger» waren Ex-Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), der Lebensmittelkonzern Aldi, die HypoVereinsbank, Ex-DFB-Chef Gerhard Mayer-Vorfelder, Russlands früherer Präsident Wladimir Putin und Bahnchef Hartmut Mehdorn. Der Preis steht als mahnendes Symbol für mangelnde Offenheit und Kooperationsverweigerung von Personen oder Organisationen gegenüber den Medien.