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+++ Stoiber: Pinakothek ist neues Kunstjuwel für die Welt +++ Pinakothek-Architekt Braunfels vom Freistaat enttäuscht +++ Neuer Rekord - 650 000 Kunstinteressierte besuchten Documenta11 -Jeder Dritte kam aus dem Ausland +++
Stoiber: Pinakothek ist neues Kunstjuwel für die WeltBayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sieht den Kulturföderalismus als wichtigsten Baustein für kulturellen Reichtum in Deutschland. «Deutschlands Kulturlandkarte ist nur Dank des Kulturföderalismus so stark bestückt», sagte Stoiber vor der Eröffnung der Münchner Pinakothek der Moderne am Montag. Die Eröffnung des neuen Museums für zeitgenössische Kunst sei «ein großer Tag für Bayern, für Deutschland und für die Kultur». Es sei ein Projekt, das tief in der Bevölkerung verankert sei, weil es zu einem wesentlichen Teil mit Geld von privaten Spender finanziert worden sei.
München werde mit der Pinakothek der Moderne ein «neues Kunstjuwel für die Welt» und stehe künftig in einer Reihe mit den Kulturmetropolen London, New York, Paris und Madrid. Der Unions-Kanzlerkandidat fügte hinzu, im Falle eines Wahlsiegs werde er am Amt des Kulturstaatsministers festhalten, der auch bei ihm im Kanzleramt angesiedelt sein werde.
Pinakothek-Architekt Braunfels vom Freistaat enttäuscht
Pinakothek-Architekt Stephan Braunfels zeigt sich enttäuscht von der bayerischen Staatsregierung. Der Neubau der Münchner Pinakothek der Moderne sei das einzige ihm bekannte Bauwerk von öffentlichem Interesse, bei dem der Architekt zur Eröffnung kein Rederecht bekomme, sagte Braunfels am Montag der Nachrichtenagentur ddp in München. Zudem habe es ihn «gekränkt», dass ihm Kunstminister Hans Zehetmair (CSU) und die Staatskanzlei die Einladung von Freunden und Geschäftspartnern zur Eröffnungsfeier versagt hätten. Er hätte gern 20 Gäste auf die Liste setzen lassen. Lediglich drei, die sich bereits vorher auf der Einladungsliste der Staatskanzlei für den Staatsakt zur Eröffnung befanden, dürften an der Feier am Montag teilnehmen.
Die Pinakothek der Moderne ist nach Ansicht ihres Schöpfers trotz aller Querelen und Pannen um den Bau ein gelungenes Werk. Braunfels betonte: «Ich bin zufrieden.» Aus Fachkreisen habe er für den Bau «nur Anerkennung» bekommen.
Das Museum sei eine «schlichte Kiste für Kunst», ein funktional nahezu perfekter Bau, dem die Mängel aufgrund des immensen Kostendrucks durch den unrealistischen Kostendeckel von ursprünglich 200 Millionen Mark kaum anzusehen seien. Auch die Bauzeit von neun Jahren sei angesichts des Baustopps, den der bayerische Landtag nach Kostensteigerungen verhängt hatte, eine «gute Zeit».
Neuer Rekord - 650 000 Kunstinteressierte besuchten Documenta11 -
Jeder Dritte kam aus dem Ausland
Mit einem neuen Besucherrekord hat sich die Documenta11 in Kassel am Sonntag von der Kunstwelt verabschiedet. Nach Angaben der Organisatoren kamen in den 100 Tagen seit der Eröffnung Anfang Juni 650 000 zahlende Gäste. Das waren knapp 20 000 mehr als bei der Vorgänger-Documenta im Jahr 1997. Der künstlerische Leiter der Ausstellung, Okwui Enwezor, seine sechs Co-Kuratoren und Documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld betonten, die Ausstellung habe die Erwartungen «in vielfacher Hinsicht übertroffen».
Das Interesse an der Schau zeigt sich nach Ansicht der Macher nicht nur in den besten Besucherzahlen, die es je gab, sondern auch in der Berichterstattung von fast 15 000 Journalisten. Auch kurz vor Ende der Ausstellung sei noch intensiv über einzelne Kunstprojekte und über die Auswirkungen der Documenta auf die zeitgenössische Kunst debattiert worden, hieß es. Die Ausstellung zeigte 450 Werke von insgesamt 118 Künstlern.
Enwezor und seine Mitstreiter bekräftigten zum Abschluss noch einmal ihre zentralen Anliegen. Kurator Carlos Basualdo sagte, Ziel der Ausstellung sei es unter anderem gewesen, Kunst als «autonome Praxis» grundlegend zu hinterfragen. Die Auseinandersetzung darum gehe auch nach Ende der Schau weiter. Kurator Mark Nash sieht die Documenta am Beginn ihres «zweiten Lebens». Enwezor wies noch einmal auf die Auseinandersetzung mit dem «postkolonialen Denken» hin, von dem sich einige Kritiker noch immer nicht gelöst hätten.
Erstmals bei einer Documenta kam ein Drittel der Besucher aus dem Ausland nach Kassel. Nach den Worten von Co-Kuratorin Ute Meta Bauer ist dies darauf zurückzuführen, dass bei dieser Documenta sehr viel mehr Künstler aus dem nicht-westlichen Teil der Erde vertreten waren als bei den früheren Ausstellungen. Zum anderen hätten auch die weltweiten Plattformen im Vorfeld ihre Wirkung gezeigt.
Gut angenommen wurde nach Erkenntnissen der Documenta-Macher die Internet-Präsenz, der Katalog und das Angebot des Besucherdienstes mit insgesamt 14 500 Führungen. Die positive Bilanz der Ausstellung sehen Enwezor und seine Kollegen durch ein Forschungsprojekt der Universität Kassel bestätigt, dass die Besucher nach ihrer Meinung befragte. Danach bewerteten mehr als zwei Drittel der Gäste die Ausstellung mit «gut» oder «sehr gut».