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18.8.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Roth: Bei Rückführung von Kunstwerken geht es «nur um Geld» +++ Berlin: Freundeskreis des Brücke-Museums kritisiert Rolle von Christie\'s +++ Güstrow: Armin Mueller-Stahl stellt eigene Zeichnungen aus


Roth: Bei Rückführung von Kunstwerken geht es «nur um Geld»
Berlin (ddp-bln). Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, kritisiert angesichts der geplanten Versteigerung des Kirchner-Bildes «Straßenszene» die Rückgabepraxis im Kunstbetrieb. Die Verhandlungen, die zur Rückführung von Kunstwerken in den Markt führten, seien zum Teil «perfide», sagte Roth am Freitag im Deutschlandradio Kultur.
Bei strittigen Besitzverhältnissen würden «durch Rechtsanwälte, Sammler und Galeristen sowohl die Museumskollegen als auch die Politiker weich gekocht», bis diese bereit seien, die Werke herzugeben. «Hier geht es überhaupt nicht mehr um Kunst. Hier geht es nur noch um Spekulation und Geld», betonte Roth.
Vor allem Museen im Osten würden regelrecht nach strittigen Fällen durchforscht. «Das ist alles sehr strategisch geplant und strategisch überlegt», sagte Roth. Wenn die Umstände des Verkaufs nur annähernd ungeklärt seien, sei es für ein Museum unmöglich, ein Bild zu halten. Roth forderte eine Art «Feuerwehrfonds», damit Museen Gemälde vom freien Markt zurückkaufen könnten.
Ernst Ludwig Kirchners »Straßenszene» (1913) war jüngst vom Land Berlin an die Erben einer jüdischen Familie zurückgegeben worden und soll nun am 8. November bei Christie\'s in New York versteigert werden. Das auf 18 bis 25 Millionen US-Dollar geschätzte Gemälde ist ein Hauptwerk des Brücke-Malers. Es schildert eine Milieuszene in Berlin am Vorabend des Ersten Weltkrieges.

Berlin: Freundeskreis des Brücke-Museums kritisiert Rolle von Christie\'s
Berlin (ddp-bln). Auch der Vorsitzende des Freundeskreises des Brücke-Museums, Ludwig von Pufendorf, hat die Rolle des Auktionshauses Christie\'s bei der Rückgabe des Gemäldes «Berliner Straßenszene» von Ernst Ludwig Kirchner an die Erbin des Kunstsammlers Hess scharf kritisiert.
Das New Yorker Auktionshaus habe den gesamten Rückübertragungsprozess finanziert, sagte Pufendorf am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. «Hier wird mit einem ganz schwierigen Tatbestand unserer Geschichte ein Kommerzialisierungsprozess betrieben, der sehr sensibel behandelt werden muss und der meines Erachtens auch öffentlich diskutiert werden muss.»
Auch bei den großen Auktionshäusern müsse es Grenzen geben, «die ihnen moralisch gesetzt sind», erklärte er. In den Auseinandersetzungen vor der Rückgabe des Kirchner-Bildes sei immer wieder moralischer Druck ausgeübt worden, hob Pufendorf hervor.
Ferner kritisierte er, dass der Berliner Senat diesen rechtlich hoch umstrittenen Fall nicht der Beratenden Kommission vorgelegt habe, die eigens für solche Fälle geschaffen worden sei. Man hätte dann die Öffentlichkeit mobilisieren können, um den Kaufpreis für das Bild zusammenzubringen.
Berlin hatte das Gemälde «Berliner Straßenszene» (1913) im Juli an die Erbin einer vom NS-Regime verfolgten jüdischen Familie zurückgegeben. Das Gemälde gehört zum Bestand des Brücke-Museums und war außerdem im vergangenen Jahr in der Ausstellung «100 Jahre Brücke - Expressionismus in Berlin» in der Berlinischen Galerie zu sehen.

Güstrow: Armin Mueller-Stahl stellt eigene Zeichnungen aus
Güstrow (ddp-nrd). Hollywood-Star Armin Mueller-Stahl präsentiert sich derzeit in Mecklenburg-Vorpommern als Multitalent. Im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern stellt sich der Schauspieler an vier Tagen in einer ersten großen Werkschau als Zeichner, Autor und Musikliebhaber vor.
Den Auftakt bildet die Ausstellung «Menschenbilder» mit etwa 40 Zeichnungen und Lithographien, die am Donnerstagabend in Anwesenheit des Künstlers in der Nordgalerie im Schloss Güstrow eröffnet wurde. Die Arbeiten zeigen vor allem Porträts bedeutender Musiker. Die bis zum 8. Oktober gezeigte Schau findet in enger Kooperation mit dem Kunsthaus Lübeck statt.
Armin Mueller-Stahl wird nach Festspielangaben in der Reihe «Musik und Literatur» an zwei Abenden aus seinen Büchern lesen. Am Freitag stellt der Mime um 19.30 Uhr auf Schloss Ulrichshusen «Hannah – die Geschichte einer jungen Geigerin» vor. Am Sonntag ist er um 17.00 Uhr in Rostock mit seinem Jazz-Musik-Roman «Venice» zu Gast. Er wird dabei von Startrompeter Till Brönner musikalisch begleitet. Am Samstag moderiert der Schauspieler ab 18.00 Uhr eine große Filmmusikgala in der Reithalle des Landgestüts Redefin.
Die Idee für die Werkschau entstand vor zwei Jahren. Damals war Mueller-Stahl für den zuvor gestorbenen Sir Peter Ustinov kurzfristig als Rezitator bei den Festspielen eingesprungen.